26.09.2016

„Die Geschwindigkeit des Wandels ist atemberaubend und faszinierend zugleich“

Mit Alexander Rabe verfügt das eco Hauptstadtbüro über einen Leiter für den Bereich Politik, Recht & Regulierung, der zuletzt Hauptgeschäftsführer der Gesellschaft für Informatik e. V. war. Im Interview berichtet er von seinen früheren Tätigkeiten, den zu erwartenden Herausforderungen und von seiner Faszination für das Thema Digitalisierung.

Herr Rabe, Sie haben zum 1. September Ihre neue Stelle bei eco angetreten. Wo sehen Sie in diesem Bereich momentan die größten Herausforderungen?

Im Bereich Netzpolitik herrscht nach wie vor eine große Zersplitterung mit vielen unterschiedlichen Themen, Verantwortlichkeiten und Ansprechpartnern. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, aktuelle internet- und netzpolitische Fragestellungen für unsere Mitglieder greifbarer zu machen und gleichzeitig ihre Interessen an den richtigen Stellen anzubringen und schlagkräftig zu vertreten.

Ein Jahr vor der Bundestagswahl beobachten wir natürlich ganz genau, dass sich die Regierung nicht zurücklehnt und zu früh in den Wahlkampfmodus schaltet. Erst Anfang des Monats haben wir mit den drei federführenden Ministern der Digitalen Agenda bei unserem Netzpolitischen Forum den Digitale-Agenda-Check gemacht: Rund 60 Prozent der untersuchten 45 Aufgaben aus der Digitalen Agenda der Bundesregierung 2014–2017 wurden noch nicht umgesetzt. Auch für die nächste Bundesregierung muss das Thema Digitalisierung deshalb im Fokus stehen und die Digitale Agenda sollte für die Legislaturperiode 2017–2021 fortgeschrieben werden.

Herr Rabe, was fasziniert Sie am Internet und an der Digitalisierung am meisten?

Die Digitalisierung und das Internet haben in vergleichsweise kurzer Zeit beinahe sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche unserer Gesellschaft verändert und dieser Prozess ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Die Geschwindigkeit dieses Wandels ist atemberaubend und faszinierend zugleich. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die sich beispielsweise durch internetbasierte Dienste in unserer Gesellschaft ergeben, sind beinahe grenzenlos.

Die Welt ist durch das Internet kleiner geworden, Wissen kann weltweit geteilt und abgerufen werden. Die vielbeschworene Teilhabe kann durch das Internet global ermöglicht werden. Die wirtschaftliche Bedeutung ist immens und führt fast täglich zur Optimierung bestehender Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle oder eben auch zu disruptiven Innovationen. Natürlich ergeben sich im Zuge solcher Digitalisierungsprozesse auch ständig neue Fragen, auf die der Gesetzgeber Antworten finden muss. Wir werden die Politik dabei begleiten, die Rahmenbedingungen bestmöglich und im Ausgleich aller Interessen zu gestalten.

Was waren Ihre beruflichen Stationen, bevor Sie Leiter des eco Hauptstadtbüros wurden?

In den letzten sechs Jahren war ich in unterschiedlichen Rollen für die Gesellschaft für Informatik e. V. (GI) aktiv. Die GI ist mit rund 20.000 persönlichen und rund 250 Unternehmensmitgliedern die größte Fachgesellschaft für Informatikerinnen und Informatiker im deutschsprachigen Raum. Zunächst habe ich dort die Weiterbildungstochter für Fach- und Führungskräfte, die Deutsche Informatik-Akademie GmbH, als Geschäftsführer geleitet.

Seit 2012 war ich Mitglied der GI-Geschäftsleitung und habe das Berliner Büro aufgebaut. Zuletzt war ich Hauptgeschäftsführer der GI. In meinen vorherigen beruflichen Stationen war ich sowohl als Leiter PR/Marketing sowie Referent der Institutsleitung des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering als auch im Bereich Innovation Development der Deutsche Telekom Laboratories (T-Labs) in Berlin aktiv.

Wie wird es Ihnen gelingen, die eco Positionen und Kernforderungen möglichst optimal an die Politik zu adressieren?

Rund zwei Jahre nach Veröffentlichung der Digitalen Agenda der Bundesregierung hat eco eine eigene „Internetpolitische Agenda“ veröffentlicht. Damit möchten wir ein Jahr vor der Bundestagswahl einen Debattenbeitrag zu einigen viel diskutierten Themen leisten, aber auch einen Diskurs über Bereiche anregen, die nicht ganz vorne auf der politischen Agenda stehen.

Mit der Internetpolitischen Agenda wollen wir ganz klar unsere Kernforderungen für eine moderne Netzpolitik an die Politik adressieren. Die Agenda gibt Antworten auf die Herausforderungen und Fragestellungen rund um die vernetzte Welt.

Wir haben auch schon mit der Planung für das nächste Jahr begonnen: Dabei wollen wir gezielt den Dialog mit Politik und Medien zu aktuellen netzpolitischen Themen verstärken und gleichzeitig auch unseren Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit zum Networking mit Politik, Ministerien und anderen Branchen geben.