Im Interview spricht Felix Höger, Vorstand von EuroCloud, über die Rolle von Resilienz im Cloud- und KI-Umfeld. Er erläutert, weshalb hochverfügbare Infrastrukturen für den Betrieb von KI-Anwendungen so entscheidend sind, warum moderne KI ohne Cloud nicht denkbar wäre und wie Unternehmen bei der Entwicklung cloudbasierter KI-Strategien eine Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Souveränität und Resilienz erreichen können.
Herr Höger, wenn Sie auf die aktuelle Entwicklung im Cloud- und KI-Umfeld blicken: Welche Rolle spielt Resilienz heute, und warum ist sie gerade für den Einsatz von KI so entscheidend?
Seit den Anfängen von EuroCloud vor fünfzehn Jahren propagieren wir, dass zu den Vorteilen der Cloud neben Agilität, Flexibilität und Skalierbarkeit auch Resilienz gehört. Dank redundanter Infrastrukturen, dank Mechanismen wie georedundantem Failover und automatisierter Wiederherstellung sowie nahezu unendlicher Skalierung lassen sich Workloads in der Cloud unterbrechungsfrei betreiben. Letztlich beschreibt Resilienz nichts anderes als die Fähigkeit eines Systems, mit unvorhergesehenen Ereignissen wie Störungen oder Ausfällen so umzugehen, dass die Funktionalität nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt wird. In der Welt der KI, wo Anwendungen in Echtzeit reagieren und kontinuierlich mit Daten versorgt werden müssen, ist diese Fähigkeit umso wichtiger. Der Ausfall einer KI-Anwendung kann zu erheblichen finanziellen Verlusten, betrieblichen Störungen oder sicherheitsrelevanten Problemen führen.
Warum kann man KI in der heutigen Zeit nicht ohne Cloud denken — was macht Cloud-Infrastruktur so unverzichtbar für KI-Lösungen?
Über KI als theoretisches Konzept wird bereits seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts diskutiert. Ohne Cloud wäre die Technologie aber nie in den praktischen Einsatz bei einer breiten Masse von Unternehmen gelangt, sondern wäre auf Forschungsinstitute mit Hochleistungsrechnern beschränkt geblieben. Und KI-Lösungen hätten nicht die Reifegrade erreichen können, die wir heute sehen. Durch die Cloud sind einer Vielzahl von Anbietern, insbesondere Start-ups, die Rechenressourcen zugänglich, die sie für das Training oder das Finetuning von KI-Modellen benötigen. Als EuroCloud-Verband sind wir sehr froh darüber, dass die Cloud heute als unverzichtbarer „Enabler“ für weitere Entwicklungen im Bereich KI gilt.
Welchen Tipp würden Sie Unternehmen geben, die KI-Strategien entwickeln und dabei eine cloud-basierte Umsetzung anstreben – wie bleiben sie dabei souverän und resilient? Müssen sie dabei zwischen Wirtschaftlichkeit und Souveränität abwägen?
In meinen Gesprächen mit Anwendungsunternehmen erlebe ich, dass Souveränität aktuell ein dominantes Thema ist. Souveränität ist allerdings kein binärer Zustand, sondern ein Prozess. Grundsätzlich sollten Unternehmen, die KI-Anwendungen in der Cloud nutzen wollen, von Beginn an eine klare Governance etablieren: Welche Daten sind geschäftskritisch, welche regulatorischen Anforderungen gelten, und welche Abhängigkeiten will man eingehen beziehungsweise vermeiden? Es geht darum, bewusst zu entscheiden, wo man proprietäre Services und wo man offene Standards nutzt. Dann schließen sich Wirtschaftlichkeit und Souveränität nicht aus. Wer die richtigen Cloud-Partner wählt und auf offene Schnittstellen setzt, kann beides erreichen. Tatsächlich gibt es tolle Cloud- und KI-Lösungen, auch entwickelt von unseren Mitgliedsunternehmen, die exakt solche Anforderungen in puncto Offenheit und Interoperabilität abdecken.
Übrigens: Zu diesem und vielen weiteren spannenden Themen laden Felix Höger und der EuroCloud Vorstand alle eco Mitglieder herzlich zum diesjährigen EuroCloud Summit in Dortmund ein! Jetzt anmelden!
