02.02.2015

5 Jahre EuroCloud: Eine Vision feiert Geburtstag

  • Cloud Computing wird selbstverständlich
  • Interviewanfragen an Andreas Weiss, Direktor EuroCloud Deutschland, über thomas.mueller@eco.de


„Europa braucht eine Adresse für Cloud Computing“ – mit dieser Vision startete am 2. Februar 2010 EuroCloud Deutschland_eco e. V. offiziell mit einer Kick-Off-Veranstaltung. Als eine von zwölf europäischen Landesgesellschaften begann sie als Vertretung der Cloudwirtschaft ihre Arbeit in der noch jungen Branche. Inzwischen zählt die Branchenvertretung in Deutschland 125 Mitgliedsunternehmen, ist in 22 europäischen Ländern vertreten und blickt auf eine erfolgreiche Historie zurück.

Mehr als 100 Vertreter der Cloud-Computing-Branche waren am 2. Februar 2010 in die Zentrale von eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. nach Köln gekommen, um mit einer Kick-Off-Veranstaltung die Arbeit des im Dezember gegründeten EuroCloud Deutschland_eco e. V. aufzunehmen. Zu dieser Zeit waren „Dienste aus der Wolke“ nicht nur hierzulande noch ziemlich unbekannt; den Abgesandten war klar, dass eine Menge Arbeit vor ihnen liegen würde.

Rechtlicher Leitfaden und Gütesiegel

Um der Branche zum Erfolg zu verhelfen, würde neben der Werbung für die Vorzüge des Angebots vor allem Vertrauen geschaffen werden müssen. Deshalb nahm die Gruppe zunächst zwei Ziele ins Visier: Es galt, Fragen rund um den Datenschutz zu klären und Cloud Computing auf eine solide juristische Basis zu stellen. Die Kompetenzgruppe Recht arbeitete einen Leitfaden aus, der im Dezember unter dem Titel „Cloud Computing – Recht, Datenschutz und Compliance“ zum kostenlosen Download angeboten wurde; eine Version in englischer Sprache folgte zwei Monate später. Bereits in den ersten drei Monaten wurde das Dokument mehr als 1.500-mal abgerufen. Beim nationalen IT-Gipfel wurde 2012 wurde das Ergebnispapier „Rechtliche Anforderungen an Cloud Computing – Sichere Cloud-Dienste“ publiziert, an dem der Verband ebenfalls beteiligt war.

Um die technische Sicherheit und Zuverlässigkeit zu dokumentieren, sollte als zweites Ziel ein Gütesiegel entwickelt werden. Auch daran arbeitete eine eigene Kompetenzgruppe. Auf der CeBIT in Hannover wurde 2011 das Zertifikat „EuroCloud Star Audit“ der Öffentlichkeit mit den ersten zertifizierten Services von Pironet NDH und Optivo vorgestellt. Die zunächst nationale Zertifizierung wurde weiter ausgearbeitet und an EuroCloud Europe zur weiteren internationalen Umsetzung übergeben. Für den hiesigen Markt wurde eine DIN Spezifikation „Management von Cloud Computing Lösungen in KMU“ geschaffen, die im September 2014 veröffentlicht wurde.

Aktiv auf europäischer Ebene

Auch im europäischen Verbund begann parallel die Arbeit: Als Ergebnis des ersten paneuropäischen Mitgliederkongresses wurde der „16-Point Action Plan for Cloud Computing in Europe“ herausgegeben. Ziele darin waren nicht nur die Bekanntmachung der Cloud Services und erfolgreicher Anwendungen in der Praxis, sondern auch die Zusammenarbeit mit anderen Industrien und Behörden, um Vertrauen für die Dienste aus der Wolke aufzubauen.

Die Bemühungen sollten sich auszahlen. Zwei Jahre später nahm EuroCloud an EU Initiativen zur Schaffung von Standards (ETSI), Qualität (Zertifizierung) und rechtssicheren Vertragsgestaltungen unter Einbeziehung des Datenschutzes teil. 2013 folgte die aktive Unterstützung der Arbeitsgruppen der EU-Kommission (EU Cloud Select Industry Group), bei denen schwerpunktmäßig die Themen Zertifizierung (Certification), Servicevereinbarungen (SLA – Service Level Agreement) und Datenschutzverpflichtung (Code of Conduct) ausgearbeitet wurden. Und auch bei dem von der EU geförderten Projekt „CloudingSMEs“ für die Anwendung von Cloud Computing im KMU-Bereich ist EuroCloud Deutschland_eco aktiv dabei.

Öffentlichkeitsarbeit für die Wolke

Parallel arbeitete der Verband daran, das Thema „Cloud Computing“ in die Öffentlichkeit zu tragen. So startete bereits Ende 2010 die erste EuroCloud-Roadshow, die EuroCloud Deutschland Conference (ECDC) unter dem Motto „Cloud Computing ist die Zukunft – aber sicher“ und der 1. Deutsche EuroCloud Anwenderkongress. Auf dem Wiener Cloudkongress stellten die Branchenvertreter im November die erste Auflage ihres Buches „Der Weg in die Cloud“ vor. Der Ratgeber bündelte erstmals alle notwendigen Informationen, lieferte Anwendungsszenarien für den Cloud-Einsatz im eigenen Unternehmen und bot zusätzlich Wissenswertes zu technischen und rechtlichen Aspekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die Veröffentlichungen im NSA-Schnüffelskandal bedeuteten – wie für die gesamte Internetwirtschaft – auch für die Cloud-Branche einen Rückschlag. Eine intensive Auseinandersetzung und Aufklärung rund um die damit verbundenen Fragestellungen zur Nutzung von Cloud Services halfen, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen. So bestätigt das statistische Bundesamt, dass vergangenes Jahr in Deutschland etwa zwölf Prozent der Unternehmen Dienste aus der Cloud bezogen.

Cloud Computing wird selbstverständlich

Und wie sieht die Zukunft des Cloud Computings aus? Cloud Computing entwickelt sich mehr und mehr zu einer „gewöhnlichen“ IT-Dienstleistung, die Trendthemen wie Big Data oder M2M erst möglich macht. Daher lautet das Motto der EuroCloud Deutschland Conference im Jubiläumsjahr auch folgerichtig „Cloud Geschäftsmodelle – vom Hype zum Enabler“. Auch der deutsche Mittelstand erkennt zunehmend die Vorteiler der IT Bereitstellung aus der Cloud, ist aber im Vergleich zu den meisten europäischen Unternehmen um ein bis zwei Jahre hinter deren Entwicklung. Hier gilt es Boden gutzumachen. Die Vermittlung von Kostenanalysen, Anwendungsbeispielen, Checklisten und Wegweiser wird eine vorrangige Aufgabe von EuroCloud sein. Dabei werden wir feststellen, dass zunehmend Public Cloud Angebote verwendet werden. Die meisten sogenannten Private Clouds werden zudem aus den Statistiken verschwinden, da es in den meisten Fällen eigentlich keine Cloud Strukturen sind sondern selbst betriebene virtualisierte Systeme.

Die größte Herausforderung haben nun die Softwareanbieter vor sich, die so zeitnah wie möglich zu ihrer klassischen Lizenzsoftware zur Installation adäquate Alternativen im Cloud-Betriebsmodell anbieten müssen. Dabei gilt es den schwierigen Balanceakt zu meistern, einen hochprofessionellen Service von Beginn an zur Verfügung zu stellen und dies mit relativ überschaubaren Mietgebühren als Einnahmen. Dazu bedarf es einer realistischen Finanzplanung und in den meisten Fällen einer Finanzierung über mehrere Jahre, da die Gewinnzone für einen Kunden erst nach zwei bis drei Jahren erreicht wird.

Es steht also eine weitere spannende Phase vor uns und wir sind uns sicher: In 2020 wird Cloud Computing so selbstverständlich sein wie heute das Internet.