Köln 09.03.2021

Digitale Resilienz für die Zukunft

Ein Interview mit Rudolf van Megen, Vorsitzender des Vorstands, GIMI German ICT & Media Institute

Wie verbessern Unternehmen und Institutionen ihre Resilienz, um sich besser auf zukünftige Krisen vorzubereiten? Rund 100 Top-Entscheider aus Wirtschaft, Verwaltung und Forschung in Köln und Umgebung haben diese Frage umfassend beantwortet: In der Studie Digitale Resilienz für die Zukunft.

Wir haben Rudolf van Megen gefragt,

mit welcher Intention hat das German ICT & Media Institute die Studie zur Digitalen Resilienz in Köln und der Region in Auftrag gegeben?

Die Corona-Situation erforderte eine kurzfristige Reaktion von Unternehmen und Verwaltung auf die damalige neue Situation in vielfältiger Hinsicht.

    • Die Belegschaft musste kurzfristig ihre Tätigkeiten ins Homeoffice verlegen und benötigte dazu eine entsprechende Hard- und Software Unterstützung, wobei diese teilweise nicht vorhanden war für den mobilen Einsatz.
    • Arbeitsprozesse, die physische Präsenz nicht unbedingt erfordern, wurden über virtuelle Treffen bewerkstelligt. Genehmigungsprozesse, die die Papierform benötigen / Unterschriftsregeln mussten digital abgewickelt werden.
    • Die Sammlung und Bereitstellung von Informationen (Infektionsraten, Krisenpläne, Einsatzpläne, etc.) musste kurzfristig über neue Plattformen geschehen.
    • Die Sicherheit kritischer Prozesse und DSGVO relevanter Daten musste auch im Homeoffice gewährleistet werden (Akteneinsicht, etc.)

Für all diese Fälle gab es vorher nur wenige unmittelbar verfügbare Lösungen. In vielen Fällen musste daher improvisiert werden, bzw. auf ad hoc Lösungen zurückgegriffen werden. Das German ICT &  Media Institute (GIMI) wollte herausfinden, wie meistern Organisationen in Köln all diese Herausforderungen? Wie schließen wir dabei ab? In Zusammenarbeit mit den Partnern wurde in diversen Interviews nachgehört.

Gibt es nicht bereits einige Studien, die dieses Thema  – zumindest in einzelnen Bereichen – abdecken? Was unterscheidet Sie hier?

Es gibt Studien zu verschiedenen Zwecken: Z.B. hat der Kölner Stadt-Anzeiger den Schul-Check gemacht und auch andere für Einzelzwecke. Wir haben bei unserem „Organisations-Check“ den Fokus auf die Verwaltung, Dienstleistung und Infrastruktur gelegt; da sind diverse Branchen drunter subsumiert: ….

Können Sie schon ein wenig über die Ergebnisse & Learnings berichten?

Wie Immer im Leben: jede Krise hat Verlierer, aber auch Gewinner! Es gab einige interessante Ergebnisse:

  • Beschleunigung der Digitalisierung ist deutlich zu erkennen: leider noch nicht überall; 90% erledigen Dinge digital -> großer Beschleuniger für die Zeit nach Corona.
  • Gewinner ist der Online-Handel, aber: Gefahr für den lokalen Handel, der nicht flexibel umsteigen kann und wo die Grundlagen fehlen.
  • Der Bereich Gesundheit hat Chancen, aber es gibt viele Sorgen, dass diese nicht genutzt werden (z.B. die ganze Diskussion um die digitale Vernetzung der Gesundheitsämter mit dem Land und dem Bund oder die Vernetzung  der zwischen Ärzten, Kliniken oder Reha.
  • Große Unternehmen kommen besser durch als kleine Unternehmen.
  • Schulen haben großen Nachholbedarf, Erwachsenenbildung funktioniert besser.
  • Bedeutung für Belebung der Innenstädte wird unerwartet gering eingeschätzt.
  • Digitale Sicherheit wird ernst genommen und die Mitarbeiter damit nicht alleine gelassen.
  • Umstellung auf Homeoffice zu 90% gegeben und Unternehmen sorgen gut für die technische Ausstattung ihre Mitarbeiter aber sehen Probleme bei Teamführung und dem sozialen Kontakt. Kleine Unternehmen hatten vorher schon mehr Homeoffice als große; Home Office funktioniert insgesamt sehr gut bis auf die bekannten Belastungsfaktoren z.B. mit Familie/Beruf.
  • Die Menschen freuen sich über die gewonnene Zeit der Fahrt zum Arbeitsplatz, aber für viele ist es auch eine Qual, den Anforderungen des Berufs zu Hause in einem anderen aktiven Umfeld zu gestalten (o-Ton: „Mein Vorstand hätte sicherlich kein Verständnis, wenn ich mich intensiv um das Home-Schooling der Kinder kümmern muss, also bleibt es bei meiner Frau hängen.“)

100 Top-Entscheider aus Köln sind befragt worden, sind die Ergebnisse denn nur regional zu sehen?

Zunächst bedanken wir uns noch einmal für die Zeit der Executives, denn große Teile der Befragung sind mit persönlichen Interviews erfolgt. Interessant ist, dass die Ergebnisse wirklich nicht nur auf Köln bezogen werden können.

Vielen Dank!

Die Studien-Ergebnisse werden am 19. März in einer Online-Konferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier kostenfrei anmelden

 

Digitale Resilienz für die Zukunft