Rechenzentren sind das Fundament der digitalen Wertschöpfung in Frankfurt und der gesamten Region Rhein-Main. Die neue Studie von IW und Detecon liefert dazu eindeutige Zahlen und zeigt, dass die Branche im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft Rekordzuwächse verzeichnet. Davon profitieren auch die Stadt sowie die gesamte Region RheinMain.
Das BIP der Rechenzentrumsbranche hat sich in den vergangenen fünf Jahren in der Region FrankfurtRheinMain verdoppelt (vgl. IW Consult 2025: 8). In der Mainmetropole betrug das Wachstum knapp 90 Prozent. Im Gegensatz dazu wuchsen die Gesamtwirtschaft von Frankfurt am Main und der Region jeweils lediglich um rund 16 Prozent. Und auch für die kommenden fünf Jahre prognostizieren die Studienautor:innen große Erfolge: So soll das Branchen-BIP voraussichtlich um 175 Prozent in FrankfurtRheinMain und um 53 Prozent in der Stadt Frankfurt steigen.
Jeder Euro, der in Rechenzentren erwirtschaftet wird, stoße weitere 51 Cent an wirtschaftlicher Leistung an – 24 Cent davon direkt in der Region. Hinzu kommen Steuereinnahmen: Die Gesamtbranche zeichnete im Jahr 2023 für ein Steueraufkommen von 405 Millionen Euro verantwortlich. Davon entfielen 287 Millionen Euro direkt auf die Branche und weitere 117 Millionen Euro auf Zulieferer. Laut Schätzmodell bleiben etwa zehn Prozent des Steueraufkommens in den Standortkommunen, zum Großteil durch Gewerbesteuern.
Rechenzentrumsnutzer werden mit höheren Umsätzen belohnt
Auch Anwenderindustrien profitieren: Wie die Studie ganz richtig herausstellt, sind rechenzentrumsaffine Unternehmen innovativer, produktiver und wachstumsstärker als solche, die keine Rechenzentren nutzen (vgl. IW Consult 2025: 121). Auch hier sprechen die Zahlen für sich: „Deutschlandweit konnten Rechenzentrumsnutzer bezogen auf das Jahr 2023 rund 18 Prozent ihrer Umsätze mit neuen Produkten oder Dienstleistungen generieren, die es vorher noch nicht gab. Bei den Unternehmen, die keine Rechenzentrumsinfrastruktur nutzen, lag dieser Wert lediglich bei knapp 8 Prozent und damit bei weniger als der Hälfte“ (ebd.: 5; IW Consult 2024). Diese Erkenntnis gewann das IW bereits aus einer vorangegangenen Studie, die 2024 von eco und der unter dem Verbandsdach gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Auftrag gegeben wurde.
Beide Studien thematisieren in diesem Kontext die enormen Spillover-Effekte von Rechenzentren. Laut IW sind deutschlandweit „[m]indestens sechs Millionen Beschäftigte […] in Unternehmen tätig, deren Geschäftsmodell ohne Cloudnutzung nicht möglich wäre“ (IW Consult 2025: 12).
Wie auch die im September dieses Jahres veröffentlichte Studie von Arthur D. Little, eco und der Allianz verdeutlicht, treibt Künstliche Intelligenz diese Effekte weiter an und lässt die Nachfrage nach Rechenleistung und schnellen Netzen explodieren.
Laut der Autor:innen der aktuellen IW-Studie nimmt die Region „FrankfurtRheinMain mit der Bereitstellung hochleistungsfähiger digitaler Infrastrukturen deutschlandweit eine zentrale Funktion für die Ermöglichung dieser digitalen Transformation ein.“ (ebd.)
Dies spiegelt auch die zentralen Ergebnisse der in diesem Jahr erschienen Studie des Frankfurter Internetknotens DE-CIX wider: So habe die in Frankfurt bestehende Infrastrukturdichte eine regelrechte Sogwirkung auf heimische wie internationale Unternehmen, die jährlich mindestens zwei Milliarden Euro in die digitale Infrastruktur der Mainmetropole investieren würden – neben dem direkten Wertbeitrag von mehr als 300 Millionen Euro, den allein der DE-CIX Frankfurt für die hessische Wirtschaft bringt (vgl. D-Stream Group 2025: 63f.).
Push- und Pulleffekte der Frankfurter RZ-Branche
„Neben den Stärken von Frankfurt und der gesamten Region Rhein-Main (darunter die Nähe zum DE-CIX, einer guten Netzinfrastruktur und Datengravitation sowie einer sicheren und stabilen Stromversorgung) benennt die neue IW-Studie mit schonungsloser Klarheit, was Branchenbetreiber seit Jahren erleben: kurzfristig verfügbare zusätzliche Stromkapazitäten in großem Maßstab, hohe Energiekosten, lange Genehmigungswege, regulatorische Unsicherheit und Flächenknappheit für den Bau neuer Rechenzentren. Diese Gemengelage führt zu verschlechterten Rahmenbedingungen für Betreiber in ganz Deutschland und der Region Frankfurt-Rhein-Main“, sagt Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen.
Diese Erkenntnis sei leider nicht neu. „Schon seit Jahren weisen Betreiber des Ökosystems digitaler Infrastrukturen im Rahmen von Brancheninitiativen wie der eco Allianz Politik und Kommunen auf jene Missstände hin. Die Folgen bei weiterer Verschlechterung sind also durchaus bekannt: Es droht eine Abwanderung in andere europäische, insbesondere skandinavische, Länder bei denen die besonders relevanten Standortfaktoren wie Energiepreise sowie Flächen und Stromanschlüsse für Rechenzentren besonders attraktiv sind.
Was die Missstände für Betreiber hierzulande betrifft, stimmen also sämtliche Studienergebnisse und Meinungen von Branchen-Expert:innen überein. Die Problemherde liegen klar auf der Hand, nun braucht es konkrete Lösungswege. Dies gelingt nur im engen Schulterschluss zwischen Betreibern, Politik und Kommunen.
Mein eindringlicher Appell: Deutschland und allen voran Frankfurt als digitale Hauptstadt können es sich nicht leisten, die Grundlage ihrer digitalen Wirtschaft zu schwächen. Wir brauchen die Sicherstellung von bezahlbarem, grundlastfähigem Strom für Rechenzentren sowie planbarer Flächen- und Netzkapazitäten. Noch dazu bedarf es beschleunigter und verlässlicher Genehmigungsverfahren, statt regulatorischer Hürden und ein eindeutiges politisches Commitment zur digitalen Infrastruktur als strategische Zukunftsaufgabe für Frankfurt und die gesamte Region Rhein-Main“, fordert Waldhauser.

