21.09.2016

Brexit stellt tausende Domains britischer Inhaber in Frage

  • eco Verband – Names & Numbers Forum legt Diskussionspapier vor

  • Änderungen bei einigen Top Level Domains wohl unumgänglich

  • Experten definieren Handlungsoptionen

Köln, 21. September 2016 – Das Brexit-Votum hat möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die Domainbranche. Dies ist die Essenz des neuen Diskussionspapiers „Brexit – Challenges for the Domain Industry?“, welches eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. vorgelegt hat. Das Paper steht zum Download bereit unter: numbers.eco.de/downloads

Betroffen sind Briten und Anbieter mit britischen Kunden

Die Vergabebestimmungen für Domain-Namen unter Endungen wie etwa „.eu“, „.it“ oder „.fr“ sehen vor, dass nur Unternehmen oder Personen mit Sitz in der Europäischen Union oder aus dem Europäischen Wirtschaftsraum Domaininhaber sein dürfen. Nach dem Brexit werden mehrere Hunderttausend Domainregistrierungen, die von Großbritannien aus vorgenommen wurden, nicht mehr den Vorgaben der Vergabestellen genügen. Das Schicksal dieser Domainregistrierungen ist derzeit ungewiss. Betroffen sind nicht nur Briten, sondern auch Domainanbieter in Deutschland und anderen Ländern, deren Kunden in Großbritannien sitzen.

Brexit-Auswirkungen heute schon spürbar

Während der Brexit möglicherweise erst in einigen Jahren implementiert wird, sind die Auswirkungen auf die Domainindustrie schon jetzt spürbar. So stellen die Domainanbieter bereits Änderungen im Registrierungsverhalten ihrer Kunden durch sinkende Registrierungszahlen fest. Zudem erhalten die Registrierungsstellen Anfragen von Kunden und Interessenten.

Fest steht, dass die Registrierungsstellen auf nationaler Ebene oder – im Fall von „.eu“ die Europäische Kommission – das Thema durch Änderungen ihrer Registrierungsbedingungen oder öffentliche und verbindliche Verlautbarungen angehen müssen.

eco zählt unter seinen mehr als 900 Mitgliedsunternehmen knapp 150 Registries und Registrare, also Unternehmen aus der Domainbranche. Diese Unternehmen verfügen über erhebliche einschlägige Expertise, die über eco kanalisiert und verfügbar gemacht werden sollen. Während eco keinen direkten Einfluss auf den Umgang mit den Veränderungen hat, die der Brexit mit sich bringen wird, so sollen doch zumindest die Gremien und Personen, die die Entscheidungen zu treffen haben, auf sämtliche mögliche Optionen Zugriff haben.

Fünf Optionen stehen zur Auswahl

eco zeigt in dem Paper fünf Optionen auf, wie das Problem adressiert werden kann, wobei auch ausdrücklich in Betracht gezogen wurde, dass gegebenenfalls ein bilaterales Abkommen zwischen der EU und Großbritannien geschlossen wird, das Domainregistrierungen erfasst und einen zwischenzeitlichen Verlust von Domainregistrierungen verhindert.

Unklarheit über langfristige Verträge

Neben den oben genannten Problemen stellen sich ganz praktisch noch viele Fragen im Umgang mit langfristigen Domain- und Hosting-Verträgen, die zwar noch unter EU-Gesetzgebung geschlossen wurden, aber künftig als Verträge zwischen einem EU- und einem Drittland zu behandeln wären. Zudem würde Großbritannien nach dem Brexit sicherlich nicht mehr zum SEPA-Raum (Single European Payments Area) gehören, so dass allein schon der Zahlungsverkehr schwieriger und teurer würde.

RA Thomas Rickert, Leiter des eco Names & Numbers Forum, erklärt: „Mit unserem Paper und dem Eröffnen eines Diskussionsforums möchten wir dazu beitragen, dass die Auswirkungen des Brexit für Unternehmen und Kunden überschaubar bleiben und bald Rechtssicherheit für alle Beteiligten auf Basis von Expertenwissen geschaffen werden kann.“