09.11.2020

Datenschutz und Datensparsamkeit steigert Akzeptanz und Nutzung von Apps zur Eindämmung der Pandemie

Ein Baustein zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind Smartphone-Apps: Sie können uns bei einer Risikobegegnung warnen und so die Ausbreitung der Krankheit eindämmen. Wie können wir die Akzeptanz dieser Apps steigern, sodass mehr Menschen sie nutzen? Dieser Frage geht Christine Utz an der Ruhr-Universität Bochum im NRW-Forschungskolleg SecHuman – Sicherheit für Menschen im Cyberspace nach.

 

Frau Utz, welche Aspekte des Nutzerverhaltens in Apps müssen wir berücksichtigen, damit die Apps gesamtgesellschaftlich akzeptiert werden?

Utz: Im Sommer 2020 haben wir in einer internationalen Studie Nutzenden fiktive App-Szenarien gezeigt und sie anschließend nach ihrer Bewertung und ihrer Akzeptanz befragt. Wir konnten zeigen, dass die Befragten in Deutschland sich hauptsächlich um Datenschutz und staatliche Überwachung sorgen, insbesondere um eine Verwendung von Corona-Apps über den Zeitraum der Pandemie hinaus.

Unabhängig von der technischen Ausgestaltung einer App konnten wir in jedem Land einen gewissen Anteil von Personen ausmachen, die sich pauschal gegen eine Nutzung von Corona-Apps aussprachen. Diese „Basis“ muss bei der Einschätzung der potenziellen Verbreitung einer App berücksichtigt werden. Ebenso ist die Heterogenität der Smartphone-Ökosysteme, gerade unter Android, zu berücksichtigen. Ältere Geräte bieten nicht die notwendige Schnittstelle für die Bluetooth-basierte digitale Kontaktverfolgung, sodass Apps zur Kontaktverfolgung wie die Corona-Warn-App nicht verwendet werden können.
Ferner ist eine bestimmungsgemäße Nutzung von Corona-Apps wichtig – etwa, dass positive Testergebnisse auch in eine Kontaktverfolgungsapp eingegeben werden, um die über die App ermittelten Risikokontakte der letzten Tage zu warnen.

 

Welche Mindestanforderungen des Datenschutzes und der Privatsphäre müssen Apps erfüllen, die bei der Pandemiebekämpfung helfen?

Utz: Datensparsamkeit führte in unseren Szenarien zu einer erhöhten Nutzungsbereitschaft in Deutschland. So etwa bei Apps, die nur speichern, mit welchen anderen Nutzenden der App in der letzten Zeit kritische Begegnungen stattgefunden haben – nicht aber, wann und wo diese stattgefunden haben. Positiv bewertet wurde außerdem, wenn eine App nur Daten erhebt, aus denen keine Rückschlüsse auf die Identität der Person gezogen werden können.
Zudem war den Befragten wichtig, dass nur bestimmte Akteure Zugriff auf die Daten haben. Apps, die Daten an Privatunternehmen, die Polizei oder die Öffentlichkeit senden, wurden negativer beurteilt als solche, die ihre Daten Forschungseinrichtungen oder Gesundheitsbehörden zur Verfügung stellen.

 

Wie kann Kommunikation zur Akzeptanz der Apps beitragen und wie können die Nutzer besser abgeholt werden?

Utz: Digitale Kontaktverfolgung ist ein komplexes Thema aufgrund der Unsichtbarkeit der im Hintergrund ablaufenden technischen Prozesse. Diese technischen Details zu vermitteln, wie etwa den Versand ständig wechselnder Kennnummern, stellt eine Herausforderung dar. Evaluationen des RKI zum Erfolg der Corona-Warn-App haben gezeigt, dass häufig positive Tests nicht ihren Weg in die App finden. Denn dazu müssen die Nutzenden ein Kästchen mit ihrer Zustimmung zur Übertragung des positiven Testergebnisses in die App explizit ankreuzen. Verantwortliche in Testzentren und Gesundheitsämtern sollten die Getesteten erneut auf ihre Zustimmung zur Datenweitergabe an die Corona-Warn-App hinweisen. Sie müssen die Getesteten dafür sensibilisieren, dass ihre Kontaktpersonen zwar eine Benachrichtigung bekommen, ein Rückschluss auf ihre Identität aber nicht möglich ist. Durch bessere Kommunikation kann so die Bereitschaft zur Zustimmung erhöht werden.

Am 11.11.2020 ab 10 Uhr spricht Christine Utz im Webinar „Bittere Pille IT-Sicherheit? – Wie kann die Akzeptanz von IT-Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden?“ noch detaillierter über das Thema. Hier finden Sie alle Informationen zur Anmeldung. Außerdem bieten wir noch weitere Webinare in der eco Akademie im Themenmonat „Sicherheitsfaktor Mensch“.

Datenschutz und Datensparsamkeit steigert Akzeptanz und Nutzung von Apps zur Eindämmung der Pandemie