01.10.2009

eco Kongress 2009 – Sharpening the Image

Multi-Tier Rechenzentren und High-Density Wärmelasten

Köln, 1. Oktober 2009 – Mobile Web bleibt ein heißes Thema: In den beiden Panels „Mobile“ am zweiten Tag beim eco-Kongress „Sharpening the Image“ gab es angeregteDiskussionen über die Anwendungen und Techniken der Zukunft und die Schließung der digitalen Kluft. John Strand von Strand Consult wartete gleich zu Beginn des ersten Panels mit einerüberraschenden Ansicht auf: Die Preise für Mobile Web in Deutschland würden in den nächsten Jahren gewaltig fallen und sich auf dem mittlerweile niedrigen EU-Niveau einpendeln.Insgesamt könne Deutschland sogar von einem der teuersten zu einem der preiswertesten Mobilfunkmärkte in Europa werden.

Die deutschen Vertreter der Expertenrunde reagierten dabei skeptischer. Strand sorgte aber noch für eine andere Überraschung: Die neue Mobile-Technik Long-Term Evolution (LTE) könneauf der letzten Meile sogar Kabel oder Glasfaser ersetzen – und das schon im kommenden Jahr. Deutlich preiswerter sei die Technologie auch. Dem hielt Prof. Bernd Holznagel von derUniversität Münster entgegen, dass LTE allenfalls kurzzeitig den höheren Breitbandbedarf schließen könne: „Langfristig kommen Sie um teure Investitionen in Glasfaser nichtherum.“

Eyal Reshef von der Israeli Mobile Association stellte derweil bei einem Blick über den Tellerrand den mobilen Markt in Israel vor. Dort gebe es inzwischen mehrere hundert Mobile Startups,deren Projekte von der Regierung gefördert würden. Neben hohen Investitionen der israelischen Regierung in Bildung, Forschung und Entwicklung stehe der Gründerszene diedrittgrößte Venture-Capital-Szene der Welt Pate. Mit einem Augenzwinkern nannte Reshef den Grund, warum der mobile Markt in Israel blühe: „Wir sind ein mediterranes Volk und redeneinfach viel.“

Beim Thema Mobile Payment müssen deutsche Anbieter auf der Suche nach Pionieren gar nicht weit in die Ferne schweifen. Nachbarland Österreich ist Primus auf dem Gebiet der mobilenZahlungsmöglichkeiten. In der Alpenrublik gibt es einen mobilen Konsenz zwischen den Anbietern, der Mobile Payment voranbringt: 95 Prozent der Mobile-Payment-Systeme in Österreich sindkompatibel, wie Peter Lohmann von der Telekom Austria Group erklärt. Die Nutzer könnten zum Beispiel einfach per SMS ein Parkticket lösen, indem sie bloß ihr KFZ-Kennzeichen andie Mobilfunknummer des Parkscheinanbieters schickten. Mobile Payment sei auch in Deutschland möglich, die Banken müssten sich nur trauen. Lohmann: „Jeder aufrecht gehende Deutsche hat eineEC-Karte mit Kontonummer. Und jeder aufrecht gehende Deutsche hat eine Handy-Nummer. Die Banken müssten einfach nur diese beiden Nummern unter einen Hut bringen.“

Parallel wurde im Panel „Datacenter“ unter der Moderation von Gerd Simon die Frage nach der Energieeffizienz im Rechenzentrum diskutiert.

Patrick Pulvermüller (Host Europe) stellt Multi-Tier-Rechenzentren als Design der Zukunft vor.

Ulrich Terrahe (DC-CE) ging in seinem Vortrag “High Density” auf die gestiegenen Wärmelasten im Rechenzentrum ein

In der anschließenden Podiumsdiskussion bezeichnete Dr. Dieter Schramm (Dell) Virtualisierung für die meisten Unternehmen als „den Weg zur Effizienzsteigerung.”

Während die Marktteilnehmer beim Mobile Web jeden Tag auf den Durchbruch warten, zeigte sich die Expertenrunde beim Thema Cloud Computing ein wenig verhaltener. Auf die Frage von „CloudEvangelist“ Andreas von Gunten an das Podium, wann in Deutschland 50 Prozent der Software aus der Cloud käme, war die optimistischste Schätzung noch die von RapidShare-Gründer BobbyChang: „Mit Glück in etwa 2013.“ Ähnlich schätzten seine Kollegen Khaled Chaar von Pironet NDH und Bernd Becker von Siemens den deutschen Markt ein. Uwe Bernd-Striebeck von KPMGerwartet einen Durchbruch hingegen frühestens ins sechs Jahren. Deutschland hinke den Vorreitern aus USA und Asien bei Neuentwicklungen eben meist hinterher. Auch Chang nennt den deutschen Marktkonservativ: „Es dauert ein bisschen, bis alle auf den fahrenden Zug springen. Aber sie werden aufspringen müssen.“

Praktisch jeder Vortrag über Cloud Computing begann mit einer Erklärung, was der Begriff eigentlich umfasst. Inzwischen scheint sich als Klärung die Bezeichnung „bedarfsgerechteBereitstellung von IT-Leistungen“ durchzusetzen. Während in Deutschland außerdem Vorbehalte herrschen, was die rechtliche Lage ausgelagerter Daten betrifft, geht die Konkurrenz das Risikolängst ein: Bernhard Tritsch von Immidio „Auch Unternehmen, die ihre E-Mails nicht archivieren, stehen theoretisch mit einem Bein im Gefängnis. Trotzdem laufen alle, die es nicht tun, nochfrei herum. Wer will sie dafür verklagen?“

Zu diskutieren wird noch sein, was aus dem Begriff Cloud Computing wird. Bernd Becker von Siemens und eco Vorstand beschreibt das Paradox: „Vor ein paar Jahren als die Technik noch ASP hieß,mussten wir den Kunden hinterher laufen und sie davon überzeugen. Heute rennen die Kunden uns hinterher.“ Bernhard Tritsch: „Die Frage wird sein, was hängen bleibt, wenn der eineHype-Begriff durch den nächsten ersetzt wird. Ich denke, im Falle von Cloud Computing: einiges.“