01.02.2023

Interview mit Giovanni Coppa, eco Kompetenzgruppenleiter Mobility

Seit Januar 2023 leitet Giovanni Coppa gemeinsam mit Martin Kumstel von Uber die Kompetenzgruppe Mobility beim eco Verband. Wir haben mit ihm über sein eigenes Mobilitätsverhalten, Chancen und Herausforderungen der Mobilität der Zukunft und seine Ziele als neuer Kompetenzgruppenleiter Mobility beim eco Verband gesprochen.

Giovanni Coppa verantwortet die Bereiche Data Center und Cloud Innovation bei der WOBCOM GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke Wolfsburg AG. Er ist als Koordinator des ASTRID Innovation Hub (iHub) federführend bei den Themen künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und verteilte IoT-Systeme.

 

 

Sie leiten seit Januar zusammen mit Martin Kumstel von Uber die eco Kompetenzgruppe Mobility. Wie steht es um Ihr eigenes Mobilitätsverhalten: Wie kommen Sie gewöhnlich zur Arbeit oder zu externen beruflichen Terminen?

Giovanni Coppa: Privat wie beruflich bin ich häufig mit dem Zug und dem ÖPNV unterwegs. Ich bin beispielsweise letztlich noch beruflich in Österreich gewesen und mit der Bahn angereist, fliegen tue ich eher seltener. Etwa 90 Prozent meiner Mobilität lege ich mit der Bahn und dem ÖPNV zurück, wo beides nicht möglich ist, nutze ich das Auto.

 

Ist die Mobilität der Zukunft in Deutschland schon angekommen. Wo stehen wir aktuell?

Giovanni Coppa: Auf der einen Seite haben wir eine Vielzahl an Mobilitätsangeboten, auf der anderen Seite stimmen die Orte, wo das Angebot theoretisch sein sollte, oftmals nicht mit der Realität überein. Das führt letztendlich dazu, dass Intermodalität gar nicht nutzbar ist, weil beispielsweise der Mietwagen am Hauptbahnhof gar nicht verfügbar ist.

Eine weitere Herausforderung liegt darin begründet, dass der Buchungsvorgang eines Verkehrsmittels von Anbieter zu Anbieter sehr verschieden ist und mitunter hoch komplex. Woran es aus meiner Sicht mangelt, ist vor allen Dingen eine gute User Experience. Das heißt eine Antwort auf die Frage: Wie kann ich einen Service und ein Angebot schnell und einfach nutzen – und zwar ohne komplexe Anmeldestrecken, komplizierte Buchungszugänge und ohne das Gefühl beim Nutzer zu erzeugen, sich erst einmal in einer Art exklusivem Club umständlich registrieren zu müssen. Viele Angebote scheitern aus meiner Sicht daran, dass Anbieter sich zu wenig darum kümmern, was der Kunde will, nämlich von A nach B bewegt werden. Unternehmen scheitern aus meiner Sicht, da sie die User Experience und die Kundenbedürfnisse nicht in den Fokus ihrer Angebote stellen.

 

Moderne Mobilität ist vernetzt, digital und intermodal sein. Dafür müssen Städte, Gemeinden, Mobilitätsanbieter und Internetwirtschaft selbst über Landesgrenzen hinweg kooperieren. Welche Bedeutung haben Daten für die Mobilität der Zukunft und welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich daraus?

Giovanni Coppa: Durch die Vernetzung der Mobilitätsbranche und das Teilen von Daten können innovative und intelligente Produkte und Leistungen für die Mobilität der Zukunft entstehen. In meinem Handlungsfeld unterscheiden wir zunächst zwischen Daten und Informationen. Was wir benötigen sind Informationen, weil Informationen das sind, was mich als Kunde interessiert. Wichtige Informationen in intermodularen Verkehrssystemen sind beispielsweise Verspätungen. Nehmen wir an: Ein Zug kommt 10 Minuten zu spät, diese Information brauche ich als Kunde. Diese Information wiederum wird durch Daten generiert, die wir dann in einem Business Use Case umwandeln in Informationen. Ich kann diesen Daten ein zusätzliches Attribut mitgeben, beispielsweise ob diese sicher und vertrauenswürdig sind, da sie aus einer validierten Quelle kommen. Als Kunde werde ich die Information an der Anzeige am Bahnsteig „Zug 10 Minuten verspätet“, als verlässlicher bewerten als die Information, die mir über mein Handy angezeigt wird, weil ich es vor Ort sehen kann und ich davon ausgehe, dass die Deutsche Bahn ihre Anzeige besser mit zuverlässigen Informationen bespielen kann als irgendwelche Daten, die generiert, gesammelt und wiederum verarbeitet werden. Es ist eben nicht nur ausschlaggebend, wer die Daten generiert, sondern auch in welcher Qualität Daten vorhanden sind und wie wir die Daten verarbeiten. Das heißt, diese Sicherheits- und Vertrauensaspekte müssen immer von Anfang an mitgedacht werden.

Daten zu teilen und auszutauschen ist für ein intermodales Mobilitäts-Ökosystem unerlässlich. Oft sind meine Daten auch für andere nützlich, um einen Use Case zu generieren, aber die Idee ist, sich eben nicht zu limitieren, sondern zu überlegen, welche Daten kann ich im Austausch noch nutzen, um Use Cases für mich zu generieren. Wir haben das in Wolfsburg mit einer SmartCity App realisiert unter der Beteiligung anderer Privatunternehmen. Wir haben eine Offene Digitale Plattform (ODP) als IoT-Datendrehscheibe entwickelt. Mit der ODP – als Basis für eine Vielzahl an Datenanalysen und KI-basierten Anwendungen – haben wir eine technische Lösung geschaffen, Daten Informationen aus unterschiedlichen Datensilos, die alle ihre Berechtigung haben, als kontextbezogene Informationen automatisiert zu erfassen und in entsprechende konsolidierte und wiederverwendbare und übertragbare Datenmodelle zu bringen. Dies ermöglicht dann für die Kunden beispielsweise SmartParking-Lösungen, über die sie in der App Parkplätze buchen können, Informationen zur Verfügbarkeit von E-Ladesäulen erhalten und den gesamten Parkplatz- und Ladevorgangsprozess vorab bequem und komfortabel buchen können.

 

Welche Themen möchten Sie als Kompetenzgruppenleiter Mobility vorantreiben?

Giovanni Coppa: Ein wichtiger Punkt ist für mich eine Vernetzung aller Akteure zu erzielen, die an Mobilitätslösungen in Deutschland und in Europa beteiligt sind. Ich denke dabei nicht nur an die Herstellerindustrie oder Anbieter von Mobility-as-a-Service-Lösungen (MaaS), sondern beispielsweise auch an Kommunen, Gemeinde und Städte, die auf der Suche nach besseren Mobilitätslösungen sind oder bereits Best Practices implementiert haben.

Mein Hauptanliegen ist es, eine Plattform zu erschaffen, wo Mobilitätsakteure gemeinsam agieren und Erfahrungen austauschen, beispielsweise zu Use Cases, deren Umsetzung und Nutzen, damit wiederum andere von den Erfahrungen und dem durch das Projekt gewonnene Know-how profitieren.

Vielen Dank für das Interview, Herr Coppa!

 

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