17.12.2019

Nachbericht IoT Future Trends: Intelligente IoT-Anwendungen brauchen intelligenten Mobilfunk

Kosten sparen, Logistikprozesse optimieren und flexibler fertigen – nicht nur die Industrie verspricht sich von 5G mehr Produktivität. Was das 5G-Netz leisten soll, haben die IoT Future Trends Anfang Dezember in Köln gezeigt.

„Unternehmen müssen sich die Technologie schnellstmöglich aneignen, um von 5G zu profitieren“, sagte Michael Hanke, Managing Partner bei Detecon International. Die Management- und Technologieberatung hatte gemeinsam mit dem eco Verband nach Köln eingeladen, wo sich mehr als 60 Gäste in vier Vorträgen und einer Panel-Diskussion über den Mobilfunk-Standard informierten. Hanke: „5G ist hoch zuverlässig, was gerade für das industrielle Internet der Dinge interessant ist.“ Was sich die Anwender davon versprechen? Deutliche Produktivitätsschübe, wie eine Umfrage von Detecon aus dem September 2019 zeigt.

Einfacher auf Kundenwünsche reagieren

Wie das aussehen kann, zeigt das Beispiel Osram. In seiner digitalen Fabrik setzt der Leuchtmittelproduzent auf 5G, um Rohstoffe und Waren autonom zu transportieren. „Die Mini-Roboter bewegen sich dabei zuverlässig zwischen den Funkzellen,“ sagte Jörg Borowski, Partner bei Detecon und Experte für Kommunikationstechnologien. „Probleme beim Handover, wie sie etwa bei WLAN unvermeidlich sind, gehören der Vergangenheit an.“ Auch Mercedes-Benz fährt dem Wettbewerb davon: In der Factory 56 setzt der Automobilbauer auf 5G-Konnektivität. „5G macht die Fertigung flexibler und modularer. Unternehmen können einfacher auf Kundenwünsche reagieren und rascher individueller produzieren“, sagte Borowski.

Beispiele guter Praxis, die aber vor allem eines sind: „Die Spitze des Eisbergs“, sagte Horst Peiffer, Senior Projektleiter beim Beratungshaus umlaut. „Egal ob Land-, Energie- oder Gesundheitswirtschaft, die Mehrheit aller 5G-Anwendungen liegt gewissermaßen unter der Wasseroberfläche.“ Und anders als bei den Leuchtturmprojekten in den High-Tech-Fabriken ist die Masse an Use Cases komplexer und vielschichtiger, was spezielles Know-how erfordert. Peiffer: „Die großen Anbieter skalieren ihre Services nach T-Shirt-Größen. Wer einen Maßanzug braucht, muss investieren.“ Wenn Nutzer dann nach Einsparpotenzialen suchen, hat das Folgen: Individuell gestrickte Anwendungen haben höhere Sicherheitsrisiken.

5G Core-Netz soll für Sicherheit sorgen

Wo da die Lösung für den Experten liegt? „Im 5G-Core-Netz“, sagt Peiffer, „hier sind entsprechende Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen.“ Aber bis das Netz soweit umgerüstet ist, werden noch Jahre vergehen. „Die Frequenzversteigerung hat dem Markt 6,6 Milliarden Euro entzogen. Geld, das nun fehlt, um die Technologie an den Start zu bringen.“ Daher arbeiten die meisten Anwendungen noch nicht mit 5G, sondern mit LTE. Gleiches gilt für Campus-Netze, um die sich Firmen jetzt bei der Bundesnetzagentur bewerben können. Technologisch nutzen lässt sich der Frequenzbereich von 3.700 bis 3.800 MHz mit 5G- und auch LTE-Technologie. Was der Experte da empfiehlt? „Vom Use Case ausgehen, die Anforderungen bestimmen und so Fragen der Technologie klären“, sagte Peiffer.

Was die Technologie selbst betrifft, zeigen Amazon Web Services und Vodafone Business wie es gehen kann: Mittels Edge Computing sollen sich einstellige Latenzzeiten im Millisekundenbereich über das 5G-Netz garantieren lassen. „Niedrige Latenzzeiten sind für künstliche Intelligenz, Augmented und Virtual Reality oder autonome Drohnen notwendig“, sagte Eric Weltersbach, Manager Data Services bei Telefónica Germany. „Systeme, in denen Echtzeit ein kritisches Merkmal ist, brauchen derartig reaktionsschnelle Verbindungen“, sagte Weltersbach. 5G und Edge Computing liefern die Lösung, bis die Features über das Core-Netz selbst verfügbar werden.

Intelligent steuern und hochdynamisch organisieren

Auch an anderer Stelle sind Mobilfunkverbindungen mit intelligenten Merkmalen notwendig. „Lernende Systeme sind auf Echtzeitdaten angewiesen, wie sie 5G bereitstellen kann“, sagte Monika Gatzke, Leiterin des Competence Center 5G.NRW an der Bergischen Universität Wuppertal. Beispiel LoadRunner: Die vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML entwickelten autonome Transportfahrtzeug können sich intelligent steuern und hochdynamisch in Schwärmen organisieren. Je nach Bedarf und Auftrag koppeln sich die LoadRunner aneinander und arbeiten zusammen. Seine Weltpremiere feierte der intelligente Roboter auf dem Digital-Gipfel 2019 Ende Oktober in Dortmund.

Was darüber hinaus notwendig ist, damit 5G flächendeckend an den Start kommt: Zum einen die richtigen Partner, zum anderen aber eben Geld. „So hat etwa das Land Nordrhein-Westfalen 90 Millionen Euro für 5G-Projekte bereitgestellt“, sagte Gatzke. Im Fokus des Förderwettbewerbs 5G.NRW stehen Geschäftsmodelle, Forschungs- und Entwicklungsprojekte und die Erprobung von Campus-Netzen mit 5G. „Stärker als Privatpersonen profitieren Unternehmen vom Mobilfunkstandard der 5. Generation“, sagte Dr. Bettina Horster, Vorstand, VIVAI Software AG, und Direktorin IoT im eco Verband. „5G wird zum Produktivitäts-Turbo für Unternehmen, insbesondere im produzierenden Gewerbe des Mittelstands.“

Die IoT Future Trends fanden in Kooperation mit IHK Köln, Digital Hub Cologne und STARTPLATZ Köln statt. Alle Fotos der Veranstaltung finden Sie hier.