09.07.2025

Souveräne KI – wie sie dem Mittelstand Sicherheit bietet

Open-Source-KI-Modelle, ohne Training mit Kundendaten, gehostet auf europäischen Servern und individuell auf die Bedürfnisse des Mittelstands zugeschnitten: Es gibt sie, die Wege, KI datenschutzkonform und rechtssicher im Unternehmen einzusetzen. Wie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) auf souveräne Art noch smarter werden können, verrät Andreas Bachmann, CEO und Co-Founder von eco Mitglied Adacor, im Interview.

Laut einer aktuellen eco Studie wollen nur 18 Prozent der Unternehmen, die eine Form der Cloud- (Public oder Private) oder Colocation-Infrastruktur nutzen, damit (generative) KI fördern. Was verpassen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die KI noch nicht in ihre Prozesse einbinden?

KMU, die auf den Einsatz von KI verzichten, riskieren nicht nur Effizienzpotenziale ungenutzt zu lassen, sondern verlieren auch an Wettbewerbsfähigkeit. Denn moderne KI-Lösungen – etwa intelligente Assistenten oder Datenanalyse-Tools – ermöglichen es, Wissen besser zu nutzen, Prozesse durch Automatisierung zu beschleunigen und Entscheidungen datenbasiert zu treffen.

Die Zurückhaltung gegenüber KI birgt durchaus Risiken: Unternehmen verlieren den Anschluss, wenn sie zentrale Technologien der Zukunft nicht aktiv und vor allem frühzeitig mitgestalten.

Warum findet sich besonders im Mittelstand immer noch so wenig künstliche Intelligenz? Wovor schrecken KMU zurück – technologisch, rechtlich oder kulturell?

Viele Mittelständler zögern wegen regulatorischer Unsicherheit, haben Datenschutzbedenken und vor allem mangelndes Know-how. Die gute Nachricht: Es braucht keine „Big Data“-Infrastruktur. Moderne, souverän betriebene KI-Lösungen wie unser Adacor KI-Workplace zeigen, wie Unternehmen KI auch ohne riesige Datenmengen oder komplizierte Infrastruktur KI gewinnbringend eingesetzt können –schnell und sicher auch für KMU. KI kann heute in Unternehmen als produktiver Teamkollege wirken – etwa als intelligente Assistenten Informationen automatisiert aufbereiten und tiefgehende Analysen durchführen.

Seit Februar gilt sukzessive der AI Act der EU – weshalb Unternehmen, die KI einsetzen, nun gewisse Kompetenzen ausbilden müssen. Die eco Initiative KI in der Praxis hat eine hilfreiche Navigationshilfe zur Verordnung erarbeitet. Wie schätzen Sie die Rolle von KI-Regulierung für KMU ein?

Die europäische KI-Regulierung, insbesondere der AI Act, ist ein wichtiger Schritt, um Rechtssicherheit für den KI-Einsatz zu schaffen. Als KMU-Geschäftsführung bin ich beim Einsatz von KI natürlich auch direkt mit Haftungsthemen konfrontiert. Der EU AI Act gibt mir nun wichtige Leitplanken, was ich machen muss, um diese Haftung zu minimieren.

Auf der anderen Seite, ist der EU AI Act eine komplizierte und umfangreiche Regulierung. Für viele KMU bedeutet sie daher auch Unsicherheit, da technische Komplexität und rechtliche Vorgaben schwer überschaubar sind.

Umso wichtiger sind souveräne Lösungen. Sie unterstützen Unternehmen dabei, KI datenschutzkonform und rechtssicher einzusetzen ohne, dass sie selbst tief in regulatorische Details einsteigen müssen. Deswegen braucht es Initiativen wie die eco Navigationshilfe, um Orientierung zu bieten und die Umsetzung praxistauglich zu gestalten.

Mit ChatGPT hatte die KI-Industrie im November 2022 ihren „iPhone-Moment“. Mittlerweile gibt es tausende KI-Tools, die auf generative KI setzen. Hat ChatGPT immer noch eine Sonderstellung oder ist es inzwischen überholt?

In der Tat war ChatGPT der Gamechanger – heute stehen jedoch viele spezialisierte Tools zur Verfügung. Leider bieten viele – besonders Start-ups – de facto nur „Wrapper“, also eine Art individualisierbare Benutzeroberfläche für ChatGPT bzw. Azure OpenAI, an. Der daraus entstehende Mehrwert und Langfristigkeit des Geschäftsmodells ist für mich fraglich. Für Unternehmen sind vor allem datenschutzkonforme, private Modelle entscheidend, wie wir sie im KI-Workplace bereitstellen – individuell, sicher und auf Unternehmensprozesse zugeschnitten.

Welche Lösungen braucht der Mittelstand? Wo knüpft Ihr KI-Workplace an?

Der Mittelstand braucht praxisnahe, sichere und integrierbare Lösungen – genau hier setzt unsere Lösung an: Dokumente verstehen, Inhalte generieren, Daten analysieren und interne Workflows automatisieren. Alles in einer DSGVO-konformen Umgebung, ohne Abhängigkeit von US-Anbietern.

„Sicher“ bedeutet hier nicht nur, keine US-Provider und kein Training der Modelle mit meinen eigenen Daten, sondern auch die Berücksichtigung von Verfügbarkeit, Monitoring, Qualitätskontrolle, Backup, Security. Dies sind alles Themen, die bei vielen KI-Piloten oft nicht direkt mitgedacht werden, mit denen wir uns aufgrund unserer Historie von über 20 Jahren Managed Hosting aber gut auskennen.

Wie können KMU sicherstellen, dass ihre Daten für den Einsatz von KI nicht nur verfügbar, sondern auch qualitativ hochwertig und gesetzeskonform nutzbar sind?

Daten müssen strukturiert, zugänglich und qualitätsgesichert sein – und ihre Nutzung muss transparent geregelt sein. Unser Ansatz: Kein Training auf Kundendaten, strenge technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs) sowie Hosting in deutschen Rechenzentren. Auf Kundenseite erarbeiten wir ein Datenkonzept – falls nicht vorhanden –  welches die Kategorisierung von Daten regelt, Verantwortlichkeiten festlegt und ein Löschkonzept integriert. Das sind zum Glück keine neuen Themen.

Der eco Verband fordert eine gezielte Förderung von Open-Source-KI-Modellen, europäischer Rechenkapazitäten und die Entwicklung spezialisierter Fachmodelle. Wo sehen sie Deutschlands Chance, KI in die Praxis zu bringen?

Neue Anbieter und Modelle wie Deepseek R1 zeigen, dass das Rennen noch längst nicht gelaufen ist. Deutschland hat die Chance, mit souveränen, offenen KI-Ansätzen wie den Teuken Modellen des Fraunhofer Instituts und europäischer Recheninfrastruktur ein Gegengewicht zu US-Diensten zu schaffen. Open-Source-Modelle, private Clouds und starke Partnerschaften mit dem Mittelstand sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.

Besonders spannend wird es für Unternehmen, die bereits mit KI-Anwendungen wie ChatGPT arbeiten: Mit unseren auf eigenen GPU-Clustern gehosteten Open-Source-Modellen, bieten wir eine DSGVO-konforme, in Deutschland gehostete Alternative für ChatGPT. Da sich die Modelle nahtlos per API einbinden lassen, ist unsere Lösung sowohl für klassische Mittelständler als auch für spezialisierte Softwarefirmen und Agenturen besonders attraktiv. Vor allem wenn letztere bereits die Schnittstelle von OpenAI mit ihren Applikationen ansprechen.


Zum Unternehmen:

Adacor Hosting GmbH begleitet seit 2003 mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation mit Fokus auf Cloud-Computing und Künstliche Intelligenz. Das Unternehmen verfügt über umfassende Expertise in der Konzeption moderner IT-Architekturen, dem Betrieb kritischer Infrastrukturen für regulierte Branchen sowie der Implementierung souveräner KI-Lösungen, die in Deutschland betrieben werden. Weitere Informationen: https://www.adacor.com

Andreas Bachmann, CEO und Co-Founder von eco Mitglied Adacor
Andreas Bachmann, CEO und Co-Founder von eco Mitglied Adacor