02.04.2020

Standpunkt 5G und IoT: Intelligente IoT-Anwendungen brauchen intelligenten Mobilfunk

Status Quo

Mit den ersten installierten 5G-Antennen ist hierzulande der Startschuss für zukunftsfähige digitale Infrastrukturen gefallen. 5G wird nicht nur entscheidenden Einfluss auf Deutschland als Industriestandort haben, sondern auch auf die allgemeinen Lebensumstände in einer insgesamt alternden Gesellschaft. Der Roll-out wird für Unternehmen und Anwender einen signifikanten Innovationsschub, beispielsweise in den Bereichen IoT und Mobilität bedeuten.

1. 5G ist technologisch langfristig überlegen

Der neue Mobilfunkstandard macht Netze robuster und zuverlässiger. 5G bietet geringe Latenzzeiten und hohe Bandbreiten für industrielle Echtzeitanwendungen. Über Funktionen wie das sogenannte Network Slicing lassen sich unterschiedliche Anforderungen an Konnektivität auf ein und derselben physischen Infrastruktur abbilden. So schafft 5G nicht nur die Basis für autonome Roboter, Fahrzeuge oder Drohnen, sondern auch für lernende, künstlich intelligente Systeme und Augmented Reality-Anwendungen. Egal ob 2G, 3G oder 4G: 5G ist allen Konkurrenztechnologien überlegen. Das 3GPP Konsortium treibt die Entwicklung in offenen Standards voran, was 5G zukunftssicher und langfristig verfügbar macht.

2. Ohne 5G keine KI in der Wirtschaft

5G erlaubt es der Industrie, eine nahezu unbegrenzte Anzahl an Geräten über das IoT zu vernetzen (Massive Machine Type Communications, mMTC). Welche Vorteile das bietet: Liefern Millionen Sensoren Echtzeitdaten, lassen sich selbstlernende Systeme in Fabriken realisieren, um Prozesse und Verfahren zu steuern und mit künstlicher Intelligenz (KI) zu optimieren. So erweckt 5G die Fabrik der Zukunft zum Leben, was neue Chancen auf digitale Wertschöpfung eröffnet. Stillstandzeiten lassen sich minimieren, Anlagen verfügbar halten, Maschinen vorausschauend warten und die Gesamtanlageneffektivität steigern (Overall Equipment Effectiveness, OEE). Wer Prozesse und Verfahren in Echtzeit vernetzt, der steuert und optimiert sie am Ende über den digitalen Zwilling. Das Softwaremodell bildet digitale und reale Welt ab, um Fertigungsverfahren zu dokumentieren, zu planen und zu simulieren oder Produkte über KI weiterzuentwickeln.

3. 5G ist Schlüsseltechnologie für den Mittelstand

Individuelle Produkte seriell fertigen, rascher auf Kundenanforderungen reagieren, Prozesse digital abbilden und intelligent optimieren – 5G gilt als Produktivitätsturbo für den deutschen Mittelstand. Smarte Fabriken brauchen 5G, um feststehende und -verkabelte Fertigungsstraßen durch agile, mobil vernetzte Fertigungsinseln zu ersetzen. Laut Managementberatung Detecon könnte die Digitalisierung im Jahr 2025 hierzulande eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 85 Milliarden Euro ermöglichen – was aber einen schnellen und flächendeckenden 5G-Ausbau voraussetzt.

4. Investitionsfähigkeit bremst 5G in Deutschland

Der Ausbau der 5G-Netzinfrastruktur stockt, da den Anbietern Investitionsmittel fehlen. Statt 5G-Frequenzen mieten zu können, mussten die Telekommunikationsunternehmen diese bei der Bundesnetzagentur einmalig kaufen. Zwar war die im März 2019 startende Auktion grundsätzlich ein positives Signal für zukunftsfähige digitale Infrastrukturen und Innovationen. Allerdings lähmt der Mittelabfluss durch hohe Lizenzgebühren die notwendige schnelle wirtschaftliche und tragfähige Umsetzung am Standort Deutschland. Schließlich bestimmen die öffentlichen Netzbetreiber mit ihrer Investitionsbereitschaft und -fähigkeit die weitere Entwicklung entscheidend. Fest steht zudem: Ein rascher Ausbau von 5G setzt Glasfasernetze in Stadt und Land voraus. Nur so lassen sich die Mobilfunkstationen auch anbinden und reaktionsschnelle Verbindungen bereitstellen, die KI-Anwendungen benötigen – ob im Fest- oder Mobilnetz.

5. 5G wird das Leben aller Menschen verändern

Ob neue Entertainment-Angebote, smarte Städte oder intelligente Verkehrsleitsysteme: Die 5G-Technologie hat das Potential, das Leben aller Menschen spürbar zu verändern. Die Nachfrage nach 5G treibt jedoch zunächst die Industrie voran – nicht der Verbraucher. Schlüsselanwendungen für Endanwender, die das 5G-Netz zwingend voraussetzen, gibt es bis dato nicht. Anders etwa bei vorangehenden Mobilfunktechnologien: 4G hat erstmals breitbandige Videostreams auf Smartphones und Tablets ermöglicht. 3G hob das Messagingerlebnis mit Fotos, Videos und Multimedianwendungen auf ein höheres Level. Nicht so 5G: Die Technologie wird stattdessen den Bedarf nach mobiler Konnektivität langfristig decken und schnelles Internet in Regionen bringen, die bis dato von der Breitbandversorgung abgeschnitten waren.

6. 5G ist Frage gesellschaftlicher Akzeptanz

Ob Windräder, Stromtrassen oder Gasleitungen – die Versorgung der Bevölkerung erfordert den Betrieb und Aufbau von leistungsfähigen Infrastrukturen. Nicht anders bei 5G: Um die Technologie flächendeckend an den Start zu bringen, bedarf es einer deutschlandweiten Fest- und Mobilnetz Gigabit-Infrastruktur. Zudem müssen die Antennen engmaschiger errichtet sein, da 5G-Funkzellen kleiner sind. Wie schnell 5G in Deutschland verfügbar sein wird, entscheidet sich am Ende auch dadurch, wie rasch die Gesellschaft neue Sende- und Empfangsanlagen in der eigenen Nachbarschaft akzeptiert.

7. 5G-Netzausbau braucht nachvollziehbare Sicherheitsanforderungen

5G gehört die Zukunft und braucht klar definierte, nachvollziehbare Sicherheitsanforderungen für den Netzausbau. Um die IT-Sicherheit in Deutschland weiter zu stärken, sind bei der 5G-Infrastruktur Monokulturen zu vermeiden. Zudem lässt sich Nachbesserungsbedarf im Entwurf für neue Sicherheitsanforderungen für Telekommunikationsbetreiber erkennen. Als besonders nachteilig gilt beispielsweise die weiterhin anhaltende Rechtsunsicherheit für Unternehmen, da die Festlegung kritischer Kernkomponenten erst in diesem Jahr erfolgen soll. Politik und Medien müssen fiktive und politisch geführte Debatten über abstrakte Einflusssphären und die Sicherheitsanforderungen einzelner Netzausstatter auf eine sachliche Grundlage zurückbringen. Denn die deutsche Digitalwirtschaft benötigt zeitnah eine tragfähige Basis zur nachhaltigen Verbesserung der Netzsicherheit.

8. 5G erfordert europäisches Denken und Handeln

Nicht nur Deutschland braucht 5G, sondern auch Europa. Nationale Flickenteppiche widersprechen dem Konzept eines gemeinsamen digitalen Binnenmarkts. Um die europäische Wirtschaftskraft zu stärken, bedarf es einer raschen Harmonisierung. Denn während hierzulande noch über Vergabebedingungen und Funklöcher diskutiert wird, schaffen andere Länder Tatsachen. Die USA und China bringen 5G-Netze bereits für Endkunden an den Start. Damit Europa nicht den Anschluss verliert, setzt 5G europäisches Denken und Handeln voraus.

9. Warten auf 5G ist keine Option

Wer Geschäftsideen mit dem Hinweis auf die bis dato noch fehlende 5G-Technologie nicht umsetzt, wird langfristig zu spät kommen. Viele IoT-Use Cases lassen sich bereits jetzt mit den bekannten und aktuell verfügbaren Mobilfunktechnologien umsetzen. In Zukunft wir 5G diese Anwendungen besser und effizienter unterstützen und neue Szenarien möglich machen. Ob KI, Big Data oder Mobility – intelligente IoT-Anwendungen brauchen intelligente Konnektivität. Die Interessenvereinigung der Mobilfunkindustrie GSMA schätzt: 5G wird in den nächsten 15 Jahren einen auf 2,2 Billionen US-Dollar bezifferten Beitrag zur Weltwirtschaft leisten.

5G: Much More Than Just “Ultrafast Internet” on the Smartphone – New Requirements for Industry of the Future
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