10.07.2018

Weltweite Internetgemeinschaft trifft sich am Tor zur Welt

Die 69. ICANN-Konferenz wird in Hamburg stattfinden. Für dieses Ziel haben sich eco Mitarbeiter bei der Non-Profit-Organisation intensiv eingesetzt. Lars Steffen, eco Director International, ist als Verbandsvertreter unter anderem als Community Outreach Co-Coordinator der Universal Acceptance Steering Group tätig. Im Interview berichtet er über seine Arbeit und die Bedeutung der ICANN.

Herr Steffen, was passiert auf ICANN-Konferenzen und warum sind sie wichtig?

Damit das Internet funktioniert, müssen Domainnamen und IP-Adressen weltweit eindeutig sein. In Zusammenarbeit mit der weltweiten Internetgemeinschaft koordiniert die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Vergabe dieser einmaligen Namen und Adressen.

ICANN veranstaltet jedes Jahr weltweit drei öffentliche Meetings. Die Teilnehmer repräsentieren verschiedene Gruppen, die sich in sogenannten Supporting Organizations und Advisory Committees organisieren: Zivilgesellschaft, Internetnutzer, Wirtschaft, nationale und internationale Organisationen, Regierungen, Wissenschaft und technische Communities.
Damit wird gewährleistet, dass alle Interessengruppen im sogenannten Multi-Stakeholder-Modell repräsentiert sind. Nahmen am ersten ICANN-Meeting 1999 rund 100 Personen teil, sind es heute bei jedem Meeting zwischen 1.000 und 3.000 Teilnehmer.

Bei der Verwaltung des Domain Name System (DNS) müssen viele Fragen geklärt werden, wie beispielsweise: Wie werden neue Top Level Domains eingeführt? Wer darf Top Level Domains verwalten, die geografischen Bezeichnungen entsprechen? Wie wird das Domain-WHOIS an die EU-Datenschutz-Grundverordnung angepasst? Was passiert mit Endungen von Ländern, die nicht mehr existieren – wie beispielsweise Jugoslawien?

Fragen wie diese und viele mehr werden auf ICANN-Meetings diskutiert und Lösungen erarbeitet, die am Ende von der gesamten Internetgemeinschaft beschlossen und umgesetzt werden.

Wie beteiligt sich eco an den Konferenzen?

Für seine Mitglieder engagiert sich eco gleich auf mehreren Ebenen bei ICANN. Unser Director Names & Numbers, Thomas Rickert, war 2011 bis 2015 im Council der Generic Names Supporting Organization (GNSO). Das GNSO gestaltet die Regeln für generische Top Level Domains, wie beispielsweise .com, .net oder .org. Seit 2014 ist er einer der drei Co-Chairs der Cross Community Working Group on Enhancing ICANN Accountability.

Wolf-Ulrich Knoben ist derzeit Chair der Internet Service Provider & Connectivity Provider Constituency (ISPCP). Die ISPCP vertritt die Interessen der ISPs in der GNSO.

Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender von eco, nimmt ebenfalls regelmäßig an ICANN-Konferenzen teil. Auch dies unterstreicht den Stellenwert, den die ICANN Community für den Verband hat.

Ich selbst bin Community Outreach Co-Coordinator der Universal Acceptance Steering Group (UASG). Die UASG verfolgt das Ziel, Software-Entwicklern und Website-Betreibern zu helfen, ihre Systeme an das sich weiterentwickelnde DNS anzupassen. Außerdem bin ich ebenfalls aktives Mitglied der ISPCP.

Wie kam es dazu, dass das 69. Treffen in Hamburg stattfindet?

ICANN veranstaltet jedes Jahr drei internationale Meetings. Die Veranstaltungsorte rotieren dabei durch fünf geografische Regionen: Afrika, Asia-Pazifik, Europa, Lateinamerika und Nordamerika. Nach Berlin 1999 findet nun zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder ein ICANN-Meeting in Deutschland statt.

Gemeinsam mit der Stadt Hamburg werden vom 17. bis 22. Oktober 2020 eco und DENIC als Gastgeber das 69. ICANN-Meeting ausrichten. Ihre Bewerbung haben die Partner bereits im November 2016 unter Koordination des Hamburg Convention Bureaus bei ICANN eingereicht. Die Bewerbung wurde außerdem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt.

Was freut Sie persönlich daran?

Dass die 69. ICANN-Konferenz in Hamburg stattfindet, ist eine Teamleistung, auf die alle Beteiligten stolz sein können. Daher freut es mich sehr, dass die gemeinsame Anstrengung von Erfolg gekrönt wurde.

Als gebürtiger Hamburger freue ich mich natürlich ebenfalls, dass in meiner Heimatstadt ein ICANN-Meeting stattfinden wird. Hamburg ist das Tor zur Welt. Für die an kultureller Vielfalt so reiche internationale Internetgemeinschaft ist die Stadt ein hervorragender Ort, sich zu treffen. Darüber hinaus erhält Hamburg bis 2020 ein neues Congress Center und schafft damit das ideale Umfeld für eine solche Konferenz.

Aus Sicht von eco freue ich mich darauf, dass wir mit dem ICANN-Meeting in Deutschland der Öffentlichkeit die Wichtigkeit eines stabilen und sicheren DNS näherbringen können – einer Kernfunktion des Internets, die fast jeder tagtäglich ganz selbstverständlich nutzt.

Lars Steffen