Wie Container und Cluster die IT-Infrastruktur revolutionieren

Wie Container und Cluster die IT-Infrastruktur revolutionieren

 
Einsatz von Containern bringt erhebliche Vorteile für IT-Unternehmen
 

Ein Beitrag von Julian Hansert, Gründer von Loodse, einem Hamburger Start-up, das Unternehmen beim Einsatz von Container- und Cluster-Technologien berät sowie André Hirsinger, Technical Chief of Application Service Providing bei der Berliner Digitalschmiede Neofonie.

Für Unternehmen wird eine zukunftsfähige IT-Infrastruktur immer mehr zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Denn die Erwartungshaltung der Kunden an Apps und Websites steigt stetig. Die Dienste müssen nicht nur 24/7 erreichbar sein, sondern auch in regelmäßigen Abständen neue Funktionen und Updates anbieten. Und das ohne den Service für den Kunden in irgendeiner Form zu beeinträchtigen. Die Kulanz bei wartungs- oder störungsbedingten Ausfällen oder Einschränkungen tendiert zunehmend gegen null.

Um reibungslose Abläufe und uneingeschränkte Funktionalität zu allen Zeiten zu gewährleisten, brauchen Unternehmen Instrumente, die Geschwindigkeit, Stabilität und Skalierbarkeit sicherstellen. Hier stößt die traditionelle IT-Infrastruktur in Unternehmen oft an ihre Grenzen, zum Beispiel wenn es im Online-Handel an Weihnachten zu Auftragsspitzen kommt oder die Zugriffszahlen für einen begrenzten Zeitraum massiv in die Höhe schnellen. Aus diesem Grund setzen viele IT-Vorreiter wie Otto und eBay auf Cloud-Native-Technologien.

Cloud-Native-Technologien ermöglichen eine kontinuierliche Verlagerung der Software-Infrastruktur und damit maximale Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
 

Vorteile von Containern und Clusterlösungen

Für den Aufbau und das Management einer solchen cloud-basierten IT-Infrastruktur gelten Container- und Clusterlösungen unter Experten als besonders vielversprechend. Container stellen isolierte Umgebungen für das Ausführen von Prozessen zur Verfügung.

Dabei teilen sich mehrere Container ein gemeinsames Betriebssystem, das sogenannte „Shared Operating System“, das ein vergleichsweise einfaches und nutzerfreundliches Management der Container über Clusterstrukturen ermöglicht. Für Unternehmen bringt der Einsatz von IT-Containern erhebliche Vorteile mit sich:

  • Verpackung – Durch die Isolation von Anwendungen werden bislang typische Abhängigkeiten aufgelöst, so dass beispielsweise Betriebssystem- oder Hardware-Funktionalitäten nahezu vollständig von der Anwendung entkoppelt werden können.
     
  • Effizienz – Durch die Entkopplung von Hard- und Software werden Ressourcen wesentlich effizienter genutzt, so dass die IT-Infrastruktur von Unternehmen schlank gehalten wird. Dadurch können Unternehmen Kosten sparen und gleichzeitig die Flexibilität ihrer IT massiv erhöhen.
     
  • Portabilität – Einheiten können wesentlich einfacher als bisher über verschiedene Umgebungen, wie verschiedene Betriebssysteme oder Cluster, transportiert werden. Dadurch können sich zum einen verschiedene Abteilungen und Einheiten des Unternehmens wesentlich besser austauschen als bislang. Zum anderen trägt das ebenfalls zu Effizienz und einer besseren Ressourcenauslastung bei. Außerdem können Unternehmen so in Zukunft das sogenannte Vendor-Lock-in, also eine fortgesetzte Abhängigkeit von einem Anbieter, umgehen.
     

 
Trends rund um Docker, Kubernetes und Rocket
 

Obwohl mit Docker, Kubernetes oder Rocket bereits viele Open-Source-Lösungen für den Aufbau und die Orchestrierung von Container- und Cluster-Systemen verfügbar sind, steht die Technologie derzeit am Anfang einer spannenden Reise hin zum breiten Einsatz in Unternehmen.

Auf dem Weg dorthin lassen sich derzeit folgende richtungsweisende Entwicklungen ausmachen:

  • Steigender Konkurrenzdruck und technologisches Wettrüsten – Zwar ist Docker nach wie vor der Platzhirsch unter den Container-Engines, doch mit dem zunehmenden Trend zur Containerisierung steigt auch der Konkurrenzdruck. So bevorzugen inzwischen viele Unternehmen die CoreOS-Engine Rocket. Damit hat sich CoreOS, lange Zeit wichtigster Partner von Docker, inzwischen zum ernstzunehmenden Rivalen entwickelt.

    Auch technologisch versuchen sich die verschiedenen Anbieter stetig zu übertreffen, wobei vor allem Skalierbarkeit, Sicherheit, Interoperabilität, Leichtgewichtigkeit, Laufzeitstabilität und Nutzerfreundlichkeit wichtige Wettbewerbsfaktoren sind. So hat Google erst im Mai verkündet, dass die Google Container Engine ab sofort auch heterogene Cluster unterstützen kann.

    Angesichts des großen Potentials der Technologie möchte jeder zum Industriestandard und damit zum führenden Anbieter werden. Daher ist für die kommende Zeit mit einer extrem hohen Innovationsgeschwindigkeit im Bereich Container zu rechnen, wohingegen eine Einigung für einen gemeinsamen Standard in weite Ferne rückt.
     

  • Online-Handel als Vorreiterbranche – Neben den üblichen IT-Innovatoren wie Google oder IBM setzen derzeit vor allem zukunftsorientierte und technologie-affine Online-Händler wie eBay auf Container-Technologien.

    Gerade in der sehr prozesslastigen Interaktion mit dem Kunden bieten Container zahlreiche Vorteile, von der besseren Bewältigung von Auftragsspitzen hin zu immensen Kosteneinsparungen durch verringerte Anforderungen an die eigene Infrastruktur. Damit dürften sich Container im Onlinehandel wesentlich schneller als in anderen Bereichen als führende Standard-Technologie durchsetzen.
     

  • Zunehmendes Wachstum in Europa – Nachdem es in den Vereinigten Staaten schon seit geraumer Zeit einen Trend hin zu Containerisierung und Cloud-Native-Lösungen gibt, nimmt die Bewegung in Europa und Deutschland zunehmend an Fahrt auf.

    Mit Zalando, Otto oder Sixt stellen immer mehr deutsche Unternehmen ihre IT auf Containersysteme um. Damit einher geht eine zunehmende Professionalisierung und Ausweitung der Branche.