22.08.2022

Wie viel Schutz bietet ein SmartHome, wie sicher sind SmartHome-Lösungen?

Ein smartes Zuhause kann die Sicherheit des Eigentums und der Bewohner:innen erheblich erhöhen, zugleich stellt es aber auch neue Herausforderungen für die Anwender:innen dar. SmartHome-Lösungen sollen das Leben der Nutzerinnen und Nutzer sicherer und komfortabler machen und dabei die Lebens- und Wohnqualität steigern und effizienter gestalten.

Smartes Zuhause

Das Segment SmartHome umfasst alle vernetzten Geräte, die in einem Wohnraum genutzt werden. Es handelt sich u.a. um Systeme und Lösungen aus den Bereichen

  • Hausautomatisierungstechnik, wie
    • automatisches Öffnen und Schließen von Türen, Fenstern und Rollläden
    • Steuerung der Heizung
    • Steuerung von Klimaanlagen
  • Sicherheitssysteme, wie
    • Alarmanlagen
    • Überwachungskameras
    • Smarte Türschlösser
  • Haushaltsgeräte, wie
    • Saugroboter
    • Kühlschranke
    • Smart-TVs
    • Lautsprecher mit Sprachassistenten
    • Rasenmähroboter

Vernetzung im SmartHome bietet potenzielle Einfallstore

Viele IoT-Geräte sind untereinander vernetzt und mit dem Internet verbunden. Daher gelten für sie die gleichen Risiken und IT-Sicherheitsanforderungen, wie für Computer und Smartphone.

Denn die Vernetzung von verschiedenen Geräten und Systemen im SmartHome bietet Hackern und Cyber-Kriminellen potenzielle Angriffspunkte und unterschiedliche Einfallsstore.

Schutz vor Einbrüchen und Hackern im SmartHome?

Urlaubszeit ist Einbruchszeit, ein SmartHome unterstützt mit entsprechenden Sicherheitssystemen, wie Alarmanlagen, smarten Türschlössern und Überwachungstechnik. Jedoch werden auch vermehrt Sicherheitslücken in SmartHome-Lösungen bekannt. Wie Sie Ihre SmartHome-Lösungen und die integrierten vernetzten IoT-Geräte absichern, erläutert IoT-Sicherheitsexperten Jan Wendenburg, CEO, ONEKEY im Interview.

Sicherheit im SmartHome – Jan Wendenburg im Interview

eco: Einige Bundesländer sind noch in den Sommerferien. Da heißt es, entweder den Hausschlüssel an vertrauensvolle Nachbarn abgeben, die in der Abwesenheit nach dem Rechten sehen oder das Zuhause dank smarter Überwachungstechnik eigenständig aus dem fernen Urlaubsziel überwachen. Was ist aus Ihrer Sicht smarter/ratsamer?

Jan Wendenburg: Der vertrauensvolle Nachbar, der nach dem Rechten sieht, hat in den letzten Hunderten von Jahren gut funktioniert und ist meines Erachtens immer die erste Wahl. Leider haben nicht alle immer diesen Nachbarn oder er ist selbst verreist. In diesem Fall haben wir früher mangels Alternativen, das Risiko, dass niemand nach dem Rechten sieht, einfach akzeptiert. Das können wir heute auch. Für die, die doch lieber Bescheid wissen wollen oder müssen, sind moderne SmartHome-Kameras mit Netzwerk- bzw. Internetanschluss grundsätzlich eine gute Wahl. Bezüglich Sicherheit sollte man dabei auf Markenprodukte setzen.

eco: Intelligente Überwachungstechnik soll das Zuhause sicher machen. Jedoch können Kameras im schlimmsten Fall auch gehackt werden und Fremden dazu dienen, sich vorab einen Eindruck von meinem Zuhause oder sich über den manipulierten smarten Garagentoröffner Zugriff zu verschaffen. Was kann ich als Verbraucher:in ganz konkret tun, um mein SmartHome bestmöglich gegen Angriffe abzusichern?

Wendenburg: Grundsätzlich gilt immer der Grundsatz: Systeme oder Geräte, die es nicht gibt, können auch nicht gehackt werden. Das heißt, wenn ich mein Zuhause zusätzlich mit SmartHome-Geräten ausstatte, erhalte ich in der Regel zusätzlichen Komfort – aber immer auch zusätzliches Risiko. Um dieses Risiko zu reduzieren, sollten generell nur Markenprodukte eingesetzt werden und es können bestimmte SmartHome-Lösungen auch „offline“ betrieben werden, d.h. ich kann meine Jalousie, Rollladen oder Licht im Haus auch smart steuern – ein Zugriff oder Steuerung von außerhalb ist dann nicht möglich. Dies reduziert das Risiko schon erheblich.

Wenn „offline“ keine Option ist, z. B. weil unbedingt ein Gerät von unterwegs gesteuert werden muss, dann sollten unbedingt nur verlässliche Produkte namhafter Hersteller eingesetzt werden. Hier sollte sich Käuferinnen und Käufer vor dem Kauf im Internet und über Test- und Erfahrungsberichte informieren.

eco: SmartHome-Lösungen helfen bei der Energieersparnis und senken zugleich Verbrauchskosten. Ein Thema das aktuell Hausbesitzer wie Mieter gleichermaßen bewegt. Ein Hemmnis stellt jedoch für Verbraucher:innen mitunter auch der Datenschutz dar. Gibt es Gütesiegel oder Zertifikate, Tipps, an denen sich Verbraucher:innen bei der Auswahl von SmartHome-Lösungen orientieren sollten?

Wendenburg: Leider gibt es meines Wissens kein verbindliches, herstellerübergreifendes Gütesiegel in diesem Bereich. Grundsätzlich sind alle deutschen Hersteller und Hersteller mit Firmensitz in Deutschland sehr klar dem strengen deutschen und europäischen Datenschutz, d. h. der DSGVO, verpflichtet und können auch in Deutschland haftbar gemacht werden. Dies ist in der Regel eine starke Motivation für die Hersteller sich auch an die DSGVO zu halten. Hersteller im Ausland sind diesen Regeln auch unterworfen – jedoch ist die Haftung im Fall der Fälle oft schwer durchzusetzen.

eco: Wo stehen wir aus Ihrer Sicht als Experte im Bereich IT-Sicherheit und SmartHome-Lösungen?

Wendenburg: Aktuell stehen wir nicht mehr ganz am Anfang, die DSGVO hat da schon einiges gebracht und die Markenhersteller, insbesondere die deutschen, haben einiges verbessert und erkannt, dass Datenschutz und IT-Sicherheit auch ein Verkaufsargument sind. Daher bewegen wir uns schon in die richtige Richtung.

eco: Welche Optimierungen braucht es, um das Smart Home der Zukunft noch sicherer zu gestalten?

Wendenburg: Smart-Home-Geräte sind oft zu kompliziert in der Einrichtung und im Betrieb, dann gibt es auch noch sehr unterschiedliche Geräte, Schnittstelle und Kommunikation – oft hat jedes Gerät oder jeder Hersteller seine eigene App.

Vielfalt macht es kompliziert und unsicher. Der zukünftige SmartHome-Standard „Matter“ soll hier einige Abhilfe bringen, insbesondere die Kommunikation der Geräte und Apps untereinander zu vereinheitlichen. Ich bin überzeugt, dass ist die richtige Richtung und wenn dann die Hersteller die Sicherheit noch stärker als Wettbewerbsvorteil begreifen, wird sich für die Anwenderinnen und Anwender der Betrieb von SmartHome-Lösungen zukünftig einfacher und sicherer gestalten.

Fazit

Egal, welcher Bereich des eigenen Zuhauses smart werden soll – ob zur Erhöhung der eigenen Sicherheit, zur Steigerung des Komforts oder auch zur effizienteren Energienutzung, wichtig ist sich vorab gründlich zu informieren. Neben Erfahrungs- und Testberichten ist es ebenfalls sinnvoll, darüber nachzudenken, welche Lösungen tatsächlich „online“ genutzt werden müssen. Je mehr Geräte mit dem Internet verbunden sind, desto mehr potenzielle Einfallstore bieten sich für Hacker. Bei SmartHome-Systemen, die unbedingt „online“ sein müssen, sollten vorab IT-Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, und das Netzwerk zuhause abgesichert werden.

In der Folge „Matter – Wenn IoT Geräte sauber miteinander kommunizieren“ unseres Podcasts „Das Ohr am Netz“ erfahren Sie alles rund um den neuen Verbindungsstandard für SmartHome-Geräte.

IoT für SmartHome - Neue Technik, neue Anwendungen und neues Geschäft