25.04.2018

Internetwirtschaft braucht mehr weibliche Fach- und Führungskräfte

  • Anteil weiblicher IT-Bewerber und -Studentinnen wächst langsam aber beständig
  • Internetwirtschaft bietet sehr gute Karrierechancen für Frauen

In der Internetwirtschaft fehlen massiv weibliche Fachkräfte*: „Auf offene Positionen für Programmierer und IT-Experten bewerben sich je nach Position nur rund 10 bis 20 Prozent Frauen“, sagt Lucia Falkenberg, Chief People Officer (CPO) des eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. und Leiterin der eco Kompetenzgruppe New Work. „Das ist sehr bedauerlich, denn die Internetwirtschaft bietet beste Karrierechancen für Frauen.“ Der Anteil weiblicher Bewerber sei in den vergangenen Jahren leicht gestiegen, decke jedoch bei weitem nicht den Bedarf.

Ein Grund dafür ist für Falkenberg der Mangel an weiblichen Vorbildern. „Wir brauchen mehr junge Frauen, die sich heute für eine Tätigkeit und Karriere in der Internetwirtschaft entscheiden und zu den Vorbildern von morgen werden wollen.“ Neben Informatikerinnen suchen IT-Unternehmen insbesondere Juristinnen, Marketingexpertinnen oder Controllerinnen. Voraussetzungen sind dabei neben einem generellen Interesse an Technik und Digitalkompetenz vor allem soziale Kompetenzen: „IT-Jobs sind kreativ und benötigen auch ein hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten.“

Weibliche Vorbilder gesucht

„Unternehmen denen es gelingt, weibliche Fachkräfte anzuheuern, profitieren. Denn gemischte Teams sind kreativer und kommunikativer und in Arbeitsprozessen effektiver, wie zahlreiche Studien und Praxisbeispiele zeigen“, sagt Falkenberg. Nachweislich rekrutieren Arbeitgeber die gesuchten Top-Experten leichter, wenn sie ihre Mitarbeiter bei Familienaufgaben wie Kinderbetreuung oder Pflegeaufgaben unterstützen und so Diversity und gesellschaftliches Engagement leben.

Für Falkenberg ist die Digitalisierung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Gestalterinnen in vielen Bereichen dringend braucht: In der IT-Beratung, im Produktmanagement und beispielsweise in der Softwareentwicklung. „Die hohen Wachstumsraten digitaler Geschäftsmodelle schaffen eine Vielzahl an zukunftssicheren Jobs für zahlreiche Berufsbilder und Qualifikationsprofile.“

Unternehmen profitieren von Diversity

Um das wirtschaftliche Wachstum von IT-Unternehmen und der Internetwirtschaft insgesamt zu unterstützen, fordert Falkenberg Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies sei ebenso Aufgabe der Unternehmen wie der öffentlichen Hand, die ihre Betreuungsangebote weiter ausbauen sollte. Auch das Bildungssystem müsse die Veränderungen unterstützen: IT-Kernkompetenzen gehören ab der Grundschule ebenso wie Medienkompetenz auf die Lehrpläne. „Wir müssen heute die Weichen stellen, um die Gestalterinnen von morgen zu fördern“, sagt Falkenberg.

*Studie Recruiting Trends 2017

Lucia Falkenberg