22.10.2018

DCSA: Neuausrichtung der Zertifizierung

Im eco Umfeld ist sie kein neues Gesicht, hat sie sich doch des neuen ecoTrialogs angenommen und war auch Jurymitglied bei den eco Awards. Nun bringt Monika Graß ihr Fachwissen und ihren Einfallsreichtum für optimale Lösungen beim Datacenter Star Audit (DCSA) ein. Die Verantwortung für das Thema reizt sie sehr, und sie sorgt direkt für Neuerungen. Welche das sind, und was es noch mal genau mit der Zertifizierung auf sich hat, erklärt sie im Interview.

Für welche Unternehmen eignet sich das Datacenter Star Audit?

Bei seiner Einführung im Jahre 2005 richtete sich das DCSA vor allem an Colocation-Betreiber. Vor zweieinhalb Jahren wurde dann der Fragenkatalog aktualisiert, sodass sich die Zertifizierung nun auch für Webhoster und Eigenbetreiber, wie zum Beispiel Krankenhäuser und Versicherungen, eignet. Alle Unternehmen bekommen die gleichen Fragen, aber bei einigen Antworten erfolgt je nach Geschäftsmodell eine andere Gewichtung. Jetzt passt das Datacenter Star Audit also für jedes Unternehmen, das einen dezidierten Serverraum mit Minimal-Anforderungen an Klimatisierung, Strom- und Netzanbindung betreibt.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Gründe, warum sich Unternehmen für das Datacenter Star Audit entscheiden?

Die meisten Datacenter-Betreiber erhoffen sich eine Qualitätssicherung, einen Überblick darüber, welche Standards und Verfügbarkeitslevel sie einhalten, wo Optimierungsbedarf besteht, und natürlich auch wie sie im Vergleich mit anderen Anbietern ausgerichtet sind. Zudem eignet sich das erreichte Zertifikat dann sehr gut als Marketingtool und Vertriebsinstrument. Immerhin ist es ein objektiver Beleg für Qualität und Sicherheit und somit vielleicht der entscheidende Vorteil gegenüber dem Mitbewerber.

Wie gehen Unternehmen am besten praktisch vor, wenn sie die Zertifizierung für ihr Rechenzentrum oder ihren Serverraum in Angriff nehmen wollen?

Bei Interesse sollten sie am besten erst einmal den eco kontaktieren. In einem Beratungsgespräch werden mögliche Fragen beantwortet und eine Vorgehensweise empfohlen. So ist oft etwa ein Einstiegs-Workshop wichtig. Im eigentlichen Zertifizierungsprozess füllt das zu zertifizierende Unternehmen einen Fragebogen aus, welcher bei einer Vor-Ort-Begehung durch zwei unabhängige eco Authorized Auditors (eAA) verifiziert wird. Anhand einer DCSA-Bewertungsmechanik und festgelegten Kriterien erfolgt eine Zuordnung in eine der fünf Sterne-Kategorien.

Die höchste Stufe sind 5 mögliche Sterne. Doch in der Branche gibt es so viele neue Entwicklungen – wer sagt, dass das Unternehmen die 5 Sterne auch noch nach einiger Zeit verdient hat?

Niemand, daher haben wir die Lizenz zur Nutzung der Auditplakette und der Logos auf 24 Monate ab Auditierungsdatum beschränkt. Danach ist eine Rezertifizierung erforderlich, wenn der Betreiber das Zertifikat weiter einsetzen möchte. Dabei ist nicht automatisch sichergestellt, dass er die gleiche oder eine bessere Sterne-Zahl erreicht. Wir passen den Audit natürlich kontinuierlich an die von Ihnen erwähnten Entwicklungen an. Dabei möchte ich betonen: Nicht für jede Aufgabenstellung ist ein 5-Sterne-RZ erforderlich. Auch in einem 3-Sterne-Hotel kann man sich wohl fühlen und je nach Bedürfnis manchmal sogar mehr als im 5-Sterne-Hotel.

Gerade steht ja wieder eine große Veränderung an, Sie arbeiten mit dem eco und Ihren Co-Auditoren an Version 3. Welche Änderungen werden vorgenommen?

Mir war es sehr wichtig, dass ich nicht einfach nur die Verantwortung für ein vorhandenes Projekt übernehme, sondern auch meine eigenen Erfahrungswerte einfließen lassen kann. Seit dem letzten Update gab es technische Weiterentwicklungen und neue Marktanforderungen, die ich gerne integrieren würde und auch Themen, deren Priorisierung ich gerne anpassen möchte.

Bislang lag der Fokus der Zertifizierung in den Bereichen Sicherheit und Verfügbarkeit. Hier hatten Rechenzentren mit redundanten Systemen häufig die Nase vorn, doch verbrauchten diese durch die doppelten Systeme nach einer einfachen Metrik mehr Strom, was im Hinblick auf Nachhaltigkeitsbestrebungen nicht optimal ist. Immer wieder erhielt eco Anfragen, dass Aspekte der Energieeffizienz berücksichtigt werden sollten. Wir arbeiten nun an einer Lösung, wie wir das etwa durch Gewichtung von Faktoren widerspiegeln können. Auch soll der Audit attraktiver für den Mittelstand werden.

Monika Grass