10.09.2020

25 Jahre eco, 25 netzpolitische Debatten im Rückblick: #Schlandnet

2020 feiert eco sein 25-jähriges Jubiläum. Seit der Gründung des Verbands hat eco einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung des Internets in Deutschland geleistet, den Aufbau digitaler Infrastrukturen gefördert und dabei auch die Ausgestaltung gesetzlicher sowie regulativer Rahmenbedingungen vorangetrieben. Wir werfen einen Blick zurück auf die 25 wichtigsten netzpolitischen Debatten in den vergangenen 25 Jahren.

#5: Schlandnet

Im November 2013 präsentierte die Telekom die Idee eines „Deutschlandnetzes“ als Kurzschlussreaktion auf die Snowden-Affäre und den NSA-Abhörskandal: Zum Schutz vor Ausspähungen sollte der deutsche Internetverkehr nur noch über deutsche Server laufen.

Die Idee eines Deutschlandnetzes oder des sogenannten Schlandnet war vergleichsweise einfach: Wenn Sender und Empfänger eines Datenpakets in Deutschland sitzen, dann sollen Datenpakete künftig auch in Deutschland bleiben.

Normalerweise ist das ohnehin der Fall, doch es gibt Ausnahmen. Da sich Datenpakete im Internet grundsätzlich von ganz alleine den besten Weg suchen, kann es vorkommen, dass sie auch mal den Umweg übers Ausland nehmen, etwa dann, wenn es auf der eigentlich kürzesten Strecke Engpässe gibt. Dieser Umweg übers Ausland kann mitunter schneller und auch preiswerter sein.

Die Netzcommunity und viele Experten kritisierten jedoch die grundsätzliche Idee des nationalen Routings. Der Ansatz wiedersprach dem Grundgedanken des Internet, das seine Innovationskraft ja gerade durch einen offenen Datenaustausch erlangte: Staatliche Eingriffe und „nationale Lösungen“ würden das technische und organisatorische Funktionieren des Netzes gefährden. Denn die Prinzipien der Offenheit, Transparenz und Neutralität sind es, wegen denen das Internet in seiner Geschichte seine einzigartige gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung erlangen konnte. Vorschläge, die eine Re-Territorialisierung der Strukturen des Netzes und damit seine „Balkanisierung“ erzwingen wollten, würden dagegen das Ende eines freien Internets einleiten und so zugleich auch die gesellschaftliche Fortentwicklung einer offenen, freien und demokratischen Gesellschaft behindern. Zudem war technisch die nationale Zugehörigkeit von Sender und Empfänger durch die unterschiedlichen Top Level Domains, etwa .com bei Googlemail oder .net bei dem beliebten Maildienst GMX, nur schwer festzustellen.

Die Kritik aus Politik, Gesellschaft und Politik wurde immer lauter und so verschwand die Idee Anfang 2014 so schnell wie sie gekommen war.

 

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