eco
11.12.2017

Alles bleibt anders

von Harald A. Summa

2017 war in vielerlei Hinsicht für eco ein bewegendes Jahr. Im Verband selbst, durch unsere Arbeit und im internationalen Umfeld hat sich sehr viel bewegt. Gern möchte ich die Gelegenheit nutzen, mit einem subjektiven Rückblick ein persönliches Fazit zu ziehen.

Gleich zu Beginn des Jahres begrüßten wir mit Heise Medien das tausendste Mitglied in unserem Verband. Damit hat sich das stete Wachstum der letzten Jahre nicht nur fortgesetzt, sondern sogar ordentlich beschleunigt und wir haben unsere Position als größter Verband der Internetwirtschaft weiter ausgebaut.

Das gilt auch für den Internetknoten DE-CIX in Frankfurt, der in diesem Jahr gleich zwei Daten-Weltrekorde aufgestellt hat. Wurde im September ein Spitzenwert von 5,88 Terabit pro Sekunde gemessen, lag der Datendurchsatz Anfang Dezember in der Spitze bei über 6 Terabit pro Sekunde. Aber es gibt noch Luft nach oben, denn die technische Infrastruktur hält immerhin eine Gesamtkapazität von 48 Terabit bereit.

Von Blockchain bis Siwecos

Inhaltlich nahm die Blockchain als zusätzliches Thema einen größeren Stellenwert bei eco ein, ebenso wie das Internet der Dinge (auch: Internet of Things, kurz: IoT). Gleich drei Studien zum IoT haben wir gemeinsam mit Arthur D. Little vorgestellt: zur Smart City, zu Smart Home und Industrial IoT. Alle drei Marktsegmente versprechen ein beträchtliches Wachstum in den kommenden Jahren und unterstreichen die Bedeutung der Internetwirtschaft für die gesamte Ökonomie.

Unserem „Manifest für seriöses E-Mail-Marketing“ schlossen sich 36 Unternehmen für professionelles E-Mail-Marketing an und verpflichteten sich damit hohen Standards beim Versand von Serienmails. Gemeinsam mit der CSA (Certified Senders Alliance) entwickelt, umfasst die internationale Erklärung Gesetzesgrundlagen und technische Qualitätsstandards für Serienmails mit mehreren tausend Empfängern.

Als neues Projekt im Bereich Sicherheit haben wir auf den diesjährigen Internet Security Days den Webseitenscanner Siwecos (Sichere Webseiten und Content Management Systeme) der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Angebot hilft insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen, Sicherheitslücken auf ihren Webseiten zu erkennen und zu beheben.

Recht und Gesetz

2017 war auch aus netzpolitischer Perspektive ein ereignisreiches Jahr. Sowohl auf nationaler Ebene als auch auf EU-Ebene ist viel passiert.

In der deutschen Politik war das Jahr hauptsächlich durch die Bundestagswahl im September geprägt. Wir haben erstmals erlebt, dass das Thema Digitalisierung und Netzpolitik überhaupt ein Wahlkampfthema war. Die Debatte über politische Herausforderungen und Notwendigkeiten der digitalen Transformation in Deutschland hat eco im Rahmen der Kampagne Wahl/Digital 2017 maßgeblich vorangetrieben und gestaltet.

Im Rahmen unsere Eventreihe „Netzpolitischer Parteiencheck“ haben wir mit allen namhaften Netzpolitikern von CDU/CSU, SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen über aktuelle netzpolitische Fragestellungen und die Pläne der Parteien für die kommende Legislaturperiode diskutiert. Bei unserem Netzpolitischen Forum hatten wir unter anderem mit Christian Lindner, Brigitte Zypries und Peter Altmaier hochrangige Speaker und Gäste.

Mit unseren eigenen in der Internetpolitischen Agenda zusammengefassten netzpolitischen Kernforderungen werden wir uns auch in die Koalitionsverhandlungen einbringen und die Entwicklung eines digitalpolitischen Programms der neuen Bundesregierung so eng wie möglich begleiten.

Ein unerfreuliches Thema, das uns auch in der nächsten Legislaturperiode weiter beschäftigen wird, ist das umstrittene und kurz vor der Sommerpause verabschiedete Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das Betreibern sozialer Netzwerke weitreichende Pflichten im Rahmen der Bekämpfung illegaler Internetinhalte auferlegt. Aus unserer Sicht enthält das Gesetz viel zu kurze Prüfungsfristen und fördert eine Löschkultur im Netz.

Auch die Änderung des Telemediengesetzes (TMG) und die darin enthaltene Präzisierung der WLAN-Störerhaftung liest sich nur auf den ersten Blick gut, tatsächlich wurde eine Rechtsgrundlage für Netzsperren auf Zuruf der Rechteinhaber ohne richterlichen Beschluss geschaffen.

Einen Etappensieg beim Dauerthema Vorratsdatenspeicherung haben wir im Juni erzielt: Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen beurteilte nach der von uns unterstützten Klage des Internetproviders SpaceNet, dass die Vorratsdatenspeicherung nicht mit dem Recht der Europäischen Union vereinbar sei. Die darauf folgende Entscheidung der Bundesnetzagentur, die Speicherpflicht und Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten auszusetzen, begrüßten wir entsprechend.

Wechsel an der Spitze

Auch personell gab es bei eco Veränderungen; insgesamt ist das Team, sowohl in Köln, als auch in unserem Hauptstadtbüro weiter gewachsen. Ebenso unerwartet wie schmerzhaft traf uns der Verlust von Tom Müller, dem Leiter Unternehmenskommunikation, der im September plötzlich verstorben ist und eine große Lücke hinterlassen hat.

Als neuer Vorstandsvorsitzender von eco wurde Ende November Oliver Süme im Rahmen der Mitgliederversammlung einstimmig gewählt. Er folgt auf Professor Michael Rotert, der den Verband 17 Jahre lang als Vorstandsvorsitzender in ebenso vorbildlicher wie unnachahmlicher Weise vertrat und auf eigenen Wunsch nicht erneut kandidierte. Gleichzeitig wurde im Rahmen einer Satzungsänderung die Geschäftsführung erweitert und ab Anfang 2018 wird mich Alexander Rabe, bisheriger Leiter des Hauptstadtbüros, als weiterer Geschäftsführer unterstützen.

Ich freue mich sehr darauf, die vor uns liegenden Aufgaben mit dem neuen Führungsteam zu bestreiten und danke allen eco Kollegen für die – wieder einmal – hervorragende Arbeit.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes Fest und erholsame Tage!

Alles bleibt anders
eco Sommerfest Kalkscheune Berlin 24.08.2017