Der eco Data Center Expert Summit 2025 in Mainz bot eindrückliche Einblicke in die dynamische Entwicklung der Rechenzentrumsbranche und unterstrich einmal mehr die Schlüsselrolle digitaler Infrastrukturen für die Zukunft Deutschlands. Veranstaltet vom eco – Verband der Internetwirtschaft e.V., versammelte der Gipfel Branchenexpert:innenen, Technologieanbieter und politische Akteure, um über zentrale Herausforderungen und innovative Lösungen zu diskutieren.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Zentrum
Ein zentrales Thema war die nachhaltige Transformation von Rechenzentren. Diskutiert wurden Ansätze zur Effizienzsteigerung durch moderne Stromversorgungskonzepte, Digitalisierung der Anlagensteuerung und flexible Bauweisen. Unternehmen wie ABB präsentierten dabei vorgefertigte Skids und E-Houses – modulare Technikgebäude, die eine bedarfsgerechte Erweiterung der Strominfrastruktur ermöglichen und gleichzeitig deutliche Einsparungen bei Verkabelung und Inbetriebnahme versprechen. Auch der Einsatz digitaler Schaltanlagen wurde als Beschleuniger für Planung und Bau hervorgehoben.
Die Nutzung von Abwärme – etwa beim innovativen Projekt von Green Mountain in Mainz – sowie alternative Kühltechnologien wie Flusswasserkühlung zeigten, wie neue Konzepte den ökologischen Fußabdruck verringern können. Das dort entstehende Rechenzentrum verzichtet vollständig auf Diesel-Notstromaggregate und nutzt stattdessen bestehende Gasturbinen. Zukünftig könnten bis zu 20.000 Haushalte mit Abwärme versorgt werden. Das Projekt unterstreicht das Potenzial nachhaltiger Partnerschaften – auch wenn sie vorerst ohne konkrete Kunden starten.
Flexibilität und Bauherausforderungen
Die Rechenzentrumsbranche steht zunehmend vor der Herausforderung, Bau und Betrieb flexibler zu gestalten – etwa bei der Nutzung von Konversionsflächen oder der Realisierung von Projekten auf der "grünen Wiese". Dabei müssen Betreiber auf sich schnell wandelnde technologische Anforderungen reagieren – mit entsprechend hohen Anforderungen an Modularität und Anpassungsfähigkeit. Gleichzeitig bringt dies komplexe Abwägungen mit sich, etwa bei der Entfernung potenzieller Wärmeabnehmer oder baulichen Lastgrenzen bei neuartigen Kühlsystemen.
Software, digitale Zwillinge und KI im Betrieb
Die zunehmende Rolle von Software wurde deutlich herausgestellt. Besonders der „Digitale Zwilling“ – also die virtuelle Abbildung des Rechenzentrums – wurde als Schlüssel zur präzisen Steuerung komplexer Anlagen gewürdigt. Mithilfe von Tausenden Sensoren und Aktoren können Betreiber etwa Kühlsysteme effizienter steuern und Ausfallrisiken minimieren. Wichtig ist dabei die Kompatibilität unterschiedlicher Softwaresysteme, um Medienbrüche zu vermeiden und den Betrieb ganzheitlich zu optimieren.
Im Bereich Künstliche Intelligenz zeigte sich ein vielfältiges Bild: Einige Anbieter setzen KI gezielt zur Optimierung von USV-Systemen oder der Energieverteilung ein. Andere bleiben zunächst bei konventionellen Methoden, etwa Building Information Modeling (BIM) ohne KI. Besonders im Fokus stand die Vorbereitung von Rechenzentren auf KI-Workloads – mit steigenden Leistungsdichten von 20, 40 oder sogar 100 Kilowatt pro Rack, was neue Anforderungen an Kühlung (z. B. Wasserkühlung) und Stromzufuhr mit sich bringt. Dabei wurde deutlich, dass bestehende Boden- und Gebäudestrukturen häufig an ihre Grenzen stoßen.
Netzwerke, Latenz und digitale Souveränität
Ein technologisch zentraler Punkt betraf die Weiterentwicklung der Netzinfrastruktur: KI-Anwendungen und datenintensive Workloads benötigen deutlich verbesserte Bandbreiten und geringere Latenzen – sowohl im Uplink (Nutzer zum Rechenzentrum) als auch im Interconnect (zwischen Rechenzentren). Für zukünftige Cluster mit GPUs oder spezialisierten Beschleunigern wird eine direkte, ultraschnelle Verbindung entscheidend sein. Auch die Sicherheit dieser Datenströme wird wichtiger, insbesondere im Hinblick auf potenzielle Angriffe durch künftige Quantencomputer.
Zudem rückte die Frage der digitalen Souveränität stärker in den Fokus. Immer mehr Kunden fordern Transparenz über Eigentümer- und Investorenstrukturen von Rechenzentrumsbetreibern, um Abhängigkeiten besser bewerten zu können – ein wachsendes Kriterium bei der Anbieterwahl.
Impulse für Zusammenarbeit und Anerkennung für Exzellenz
Der Summit bot nicht nur Raum für technischen Austausch, sondern auch für neue Partnerschaften und Kooperationen. Der Verband nutzt die Veranstaltung aktiv, um die Vernetzung innerhalb der Branche zu stärken und politische Anliegen sichtbar zu machen. Ein Höhepunkt war die feierliche Verleihung der Data Center Awards, bei der herausragende Projekte in den Bereichen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und technologische Exzellenz ausgezeichnet wurden.
Fazit: Technologische Tiefe trifft auf nachhaltige Vision
Der Data Center Expert Summit 2025 machte deutlich: Die Rechenzentrumsbranche ist nicht nur das Rückgrat der Digitalisierung, sondern auch Motor für ökologische Innovation, digitale Souveränität und hochleistungsfähige Technologien. Der Fokus auf Flexibilität, Energieeffizienz, resiliente Netzwerke, neue Kühl- und Baukonzepte sowie die Integration von KI und Softwarelösungen zeigt, dass die Branche aktiv an Lösungen für die Herausforderungen von morgen arbeitet. Die vorgestellten Projekte und Diskussionen unterstreichen das große Potenzial der Rechenzentren – als Treiber der digitalen Transformation und als Vorbilder für eine nachhaltige technologische Infrastruktur.
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