23.11.2020

Die Zukunft der Arbeit hat begonnen

Die Covid-19 Pandemie wirkt als Digitalbeschleuniger. Besonders große Auswirkungen hat das auf unsere Arbeitswelt, sagt Lucia Falkenberg, Leiterin Kompetenzgruppe New Work und CPO im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. Die nächste Evolutionsstufe der Arbeitswelt erwartet sie durch Künstlicher Intelligenz (KI):

Frau Falkenberg, wie hat sich unsere Arbeitswelt in der Corona-Pandemie verändert?

Wir haben es alle erlebt, von einer Woche auf die andere waren im Frühjahr 2020 die bewährten Arbeitsstrukturen nicht mehr nutzbar. Großraumbüros, Präsenzmeetings und Dienstreisen wurden obsolet. Collaboration Tools und Digital Workplaces schlagen heute die technologische Brücke zwischen den Menschen im Homeoffice. Das hat viele positive Auswirkungen: Fast 75 Prozent der Beschäftigten verbinden mit der zunehmenden Digitalisierung ihres Berufsalltags Vorteile, beispielsweise die Steigerung der Arbeitseffizienz oder die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Viele sind zuhause auch motivierter, zeigt eine von eco beauftragte Umfrage.

Corona hat also starke Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt?

Die Pandemie ist nicht Auslöser, sondern Beschleuniger einer Entwicklung, die bereits seit Jahren läuft. Vor allem in der Internetwirtschaft hat die Zukunft der Arbeit begonnen. Das verlangt den Menschen bei allen Vorteilen auch viel ab. Die Prozesse und die Kultur der Unternehmen passen sich vielerorts zurzeit noch an die neuen Gegebenheiten an. Die Abgrenzung von Privat- und Berufsleben ist im Homeoffice manchmal schwieriger, besonders wenn Aufgaben der Kinderbetreuung hinzukommen. Viele Unternehmen hatten IT-Sicherheitsaspekte zunächst zurückgestellt und müssen das jetzt nacharbeiten. Auch der Gesetzgeber ist gefordert. Noch stärker als bisher muss er daran arbeiten, den regulatorischen Rahmen an die aktuellen Entwicklungen anzupassen.

Welche Veränderungen erwarten Sie in den nächsten Jahren?

Große Veränderung steht uns durch den Einsatz von Künstliche Intelligenz (KI) bevor, die immer stärker in unsere Arbeitswelten vordringt und diese massiv verändert. Arbeit fällt nicht zwangsläufig weg, sondern verändert sich durch KI. Körperlich belastende, repetitive und sinnentleerte Tätigkeiten werden dann durch kreative und kommunikative Aufgaben ersetzt. Damit das gelingt, brauchen wir eine weitere kulturelle und gesellschaftliche Evolution, um Skepsiker zu überzeugen: Manche Menschen fürchten, Jobs zu verlieren. Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall. KI-basiertes Recruiting wird uns auch helfen, bestehende Chancenunterschiede zu überwinden, wenn die zugrunde liegenden Algorithmen frei von Bias sind. In der durch KI veränderten Arbeitswelt werden Diversität und lebenslanges Lernen zu Erfolgsfaktoren.

Frau Falkenberg, vielen Dank für das Interview!

 

Lucia Falkenberg