Ob digitale Infrastrukturen, Energieeffizienz oder regulatorische Entwicklungen: Die digitale Transformation ist kein isolierter Prozess, sondern erfordert Vernetzung, Austausch und klare Schnittstellen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Im Kurzinterview spricht Jan Moll, CEO der dtm group und treibende Kraft hinter dem netforum, über aktuelle Entwicklungen in der Digitalbranche, die Bedeutung energieeffizienter Technologien und warum Plattformen wie das netforum für eine zukunftsfähige Digitalisierung unverzichtbar sind.
Herr Moll, was sind aus Ihrer Sicht aktuell die drei wichtigsten Entwicklungen in der Digitalbranche – mit Blick auf Infrastruktur, Energie und Arbeitswelt?
Die gegenwärtigen Entwicklungen in der Digitalbranche lassen sich kaum isoliert betrachten, da sie im Kern einen gemeinsamen Ursprung haben: die KI-Transformation. Wir erleben dabei nicht nur einen technologischen Fortschritt in Einzelbereichen, sondern einen strukturellen Wandel, der Infrastruktur, Energie und Arbeitswelt gleichermaßen betrifft. Entscheidend ist: Die drei Bereiche sind keine getrennten Sektoren – sie stehen in Wechselwirkung, müssen gemeinsam gedacht und gestaltet werden und sind in ein größeres, vernetztes System aus mehreren Bereichen eingebettet.
Das netforum bringt Expert:innen aus verschiedenen Bereichen zusammen – warum sind genau diese Schnittstellen so wichtig für die digitale Transformation?
Die digitale Transformation ist kein singuläres Phänomen, sondern ein branchenübergreifender Wandel mit zahlreichen Querverbindungen. Nur wer über den eigenen Tellerrand blickt, kann Chancen und Herausforderungen ganzheitlich erfassen – und von den Erfahrungen anderer lernen. Das netforum bringt daher gezielt Expert:innen aus Technik, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um verschiedene Perspektiven und Praxisbeispiele zu bündeln. Diese Vielfalt an Wissen schafft eine unabhängige, breite Informationsbasis, die strategische Entscheidungen fundiert unterstützt.
Energieeffizienz ist zentrales Thema beim netforum – wie verändert die Energiewende die Anforderungen an Rechenzentren?
Die Energiewende verändert nicht nur das Stromangebot, sondern auch die Art, wie Rechenzentren geplant, betrieben und in die Energielandschaft eingebettet werden. Im Fokus steht ein ganzheitlicher Ansatz: von der aktiven Nutzung erneuerbarer Energiequellen – etwa durch eigene PV- oder Windanlagen – über die intelligente Steuerung und die dynamische Lastverteilung bis hin zur Abwärmenutzung. Diesen Konzepten haben wir auf dem netforum bewusst einen besonderen Schwerpunkt gewidmet. Denn die Energiewende mag das Anforderungsprofil von Rechenzentren verändern, viel wichtiger aber ist: Sie befähigt uns nachhaltiger, effizienter sowie resilienter zu werden – und regulatorische Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz proaktiv zu erfüllen.
Welche Rahmenbedingungen wünschen Sie sich, um die Rechenzentrumsbranche weiter zu stärken und die digitale Transformation voranzubringen?
Ein entscheidender Hebel – gerade in Deutschland – ist der Strompreis. Neben stabilen steuerlichen Rahmenbedingungen braucht es aber auch gezielte Anreize für grüne Infrastrukturen. Wer in eigene erneuerbare Energiequellen investiert, sollte entlastet werden – etwa durch reduzierte oder wegfallende Netzentgelte. Zudem wünsche ich mir eine stärkere Sichtbarkeit für innovative Konzepte und Modelle: Wenn wir beispielsweise klimafreundliches Dataprocessing in der Breite etablieren möchten, müssen wir das nicht nur formal ermöglichen, sondern Begeisterung für das technische Machbare wecken, etwa durch positive Narrative und eine stärkere Sichtbarkeit in Öffentlichkeit und Fachwelt.
Ein weiterer Fokus des netforums liegt auf dem Themenfeld Arbeitswelt 4.0. Welche Technologien treiben die Arbeitswelt 4.0 besonders stark – und wie beeinflussen sie die Zusammenarbeit?
Ein zentraler Treiber ist auch hier die KI-Transformation. Noch befinden wir uns aber in einer frühen Phase. Bislang wird Künstliche Intelligenz – Stichwort ChatGPT – vor allem als Assistent genutzt. Erste Unternehmen gehen bereits einen Schritt weiter und verknüpfen interne Systeme mit KI-Technologien. Perspektivisch wird KI jedoch eine aktivere Rolle übernehmen, operative Entscheidungen treffen und komplexe Prozesse autonom steuern können. Die Zusammenarbeit wird dadurch insgesamt effizienter und erlaubt einen stärkeren Fokus auf strategische und kreative Aufgaben.
Was sind für Sie persönlich die wichtigsten Zukunftstrends – über das Jahr 2025 hinaus?
Einen wichtigen Zukunftstrend sehe ich in der zunehmenden Integration unterschiedlicher Infrastrukturen – zum Beispiel Verkehr, digitale Netze und Energie – zu einem vernetzten Gesamtsystem. Diese Entwicklung schafft die Grundlage für Smart Cities, das Internet of Things, intelligente Mobilität und nachhaltige Energieversorgung. Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain werden ebenfalls stärker miteinander verschmelzen und neue Anwendungsmöglichkeiten schaffen, etwa bei der automatisierten, intelligenten und sicheren Steuerung von Prozessen. Über das Jahr 2025 hinaus wird auch das Thema Quantencomputing an Bedeutung gewinnen. In den nächsten 10 Jahren werden Quantencomputer voraussichtlich nicht mehr nur im Forschungskontext eingesetzt, sondern zunehmend praxisrelevante Anwendung in der Wirtschaft finden.
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