12.05.2018

Tag der Pflege: Digitalisierung kann Pflegesystem retten

  • Digitalisierung der Pflege macht Prozesse effektiver
  • Smart Service Power: In den eigenen vier Wänden sorglos Senior sein

Die zunehmenden Möglichkeiten, die Altenpflege mit technischen Innovationen zu entlasten, werden in der Praxis noch zu wenig genutzt: „Die fortschreitende Digitalisierung kann die Altenpflege unterstützen, indem technische Innovationen helfen, die kostbare Arbeitskraft besser einzusetzen: für die Arbeit mit den Menschen“, sagt Dr. Bettina Horster, Vorstand der VIVAI AG und Direktorin IoT im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. „Das Internet beispielsweise macht es für viele Senioren erst möglich, selbstbestimmt und sicher länger zu Hause zu wohnen.“

Digitalisierung mildert Pflegenotstand

Voraussetzung dafür ist jedoch neben technischen Smart-Home-Care-Lösungen eine entsprechende digitale Infrastruktur. Damit einhergehend muss auch das Berufsbild der Altenpflegerin und des Altenpflegers von der Gesellschaft stärker als eine technisch anspruchsvolle Aufgabe verstanden werden. „Die Altenpflege braucht ein digitales Image, das die Aufgaben in den Augen jüngerer Menschen attraktiver macht“, sagt Horster. Der Pflegenotstand und der demographische Wandel, der vielen Kommunen finanzielle Probleme bereitet, wird nach ihrer Überzeugung in Zukunft durch technische Assistenzsysteme etwas gemildert.

Laut einer Erhebung der Zeit leben rund 15 Prozent der deutschen Bevölkerung in Gemeinden mit unter 5000 Einwohnern, weitere 27 Prozent leben in Kleinstädten mit 5000 bis 20.000 Einwohnern. Das Netz der Gesundheitsversorgung ist in diesen Gebieten nicht so engmaschig, wie in den Großstädten. Technische Fortschritte im Pflegesystem und Smart-Home-Care-Lösungen können diesen Menschen auch im Alter ein selbstbestimmtes Wohnen und eine gute gesundheitliche Betreuung ermöglichen.

Ein Beispiel für eine Anwendung ist das vom eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. unterstützte Projekt Smart Service Power (SSP) aus dem Bereich Active Assisted Living (AAL). Es zeigt, wie eine bedarfsgerechte Pflege realisiert werden kann, die Pflegenden werden bei ihrer Arbeit entlastet und dabei wird eine gute Pflegequalität gewährleistet. Das Projekt berücksichtigt die Herausforderungen des Internets der Dinge und bietet die Gelegenheit praktische Erfahrung zu sammeln.

SSP ermöglicht das altersgerechte technikgestützte Wohnen. Das bietet Kranken, Pflege-und Hilfebedürftigen, Behinderten und Senioren beinahe die Sicherheit eines Seniorenwohnheims in der eigenen gewohnten Umgebung. Mit Hilfe von Sensoren und Sprachassistenten werden beispielsweise Stürze detektiert, der Herd abgestellt, wenn er nicht mehr benötigt wird oder das Trinkverhalten überwacht. Um die Plattform in den nächsten zwei Jahren interaktiv mit den zukünftigen Nutzern aufzusetzen, haben sich 13 Anbieter und Institutionen auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Sie werden in der Modellregion Dortmund und Arnsberg einen Service aufsetzen, der älteren Menschen wieder mehr Eigenverantwortung und ein besseres Lebensgefühl gibt.

Smart Service Power: A Case Study on Building a Successful IoT Aged Care Service