eco
20.03.2018

„Einen Tag ohne Internet gibt es eigentlich nicht mehr“

Anfang 2018 hat Michael Frenzel die Leitung der Verbandskommunikation bei eco übernommen. Zuvor baute er bei 1&1 die PR und Unternehmenskommunikation auf, wurde dann PR- und Redaktionschef der World Hosting Days und war zuletzt Head of Communications bei Mediakraft Networks. Im Interview spricht er über seine Pläne beim größten Verband der Internetwirtschaft in Europa.

Herr Frenzel, seit wann kennen Sie eco und welchen Eindruck haben Sie zu der Zeit vom Verband gewonnen?

Ich bin ja seit Anfang der 1990er-Jahre mit dem Internet befasst, hatte mit Schulfreunden ein Start-up gegründet. Mit eco hatte ich erstmals Ende der 1990er-Jahre in meiner Zeit bei 1&1 Kontakt, als der Verband noch in einem Wohnhaus in Köln-Worringen residierte. Ich fand eco von Anfang an spannend. Das lag sicherlich auch am großartigen Engagement seiner Macher um Harald A. Summa sowie an Koryphäen wie Professor Michael Rotert, der mir schon damals ein Begriff war.

So richtig intensiv wurde es dann, als Ursula von der Leyen im Bundestagswahlkampf 2009 Netzsperren einführen wollte. In dieser Phase hat eco mit Professor Rotert an der Spitze eine entscheidende Rolle eingenommen, um die freiheitliche demokratische Grundordnung zu schützen. Teile der Wirtschaft hatten diesen Kampf bereits aufgegeben, um es sich nicht mit den Mächtigen zu verscherzen. Die Standhaftigkeit von eco hat mich wirklich beeindruckt.

Nach Ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit – unter anderem für 1&1 und Mediakraft – verfügen Sie gleichermaßen über reichlich Erfahrung in den Themen PR und Internet. Was haben Sie sich für die Kommunikation bei eco vorgenommen?

Vor allem begeistert mich die Vorstellung, etwas für unsere Branche erreichen zu können, die vielen großartigen Unternehmensgründungen und auch die traditionellen Unternehmen, die die Chancen des Internets entdecken. Im Vordergrund steht für mich dabei, die Chancen herauszustellen, welche in der Internettechnologie für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt steckt.

Es sind schon mehr als genug Stimmen unterwegs, die warnen, Fortschritts-Skeptizismus beziehungsweise Angst vor den digitalen Veränderungen verbreiten. Das hilft uns aber nicht weiter, wenn wir die digitale Transformation bewältigen möchten.

Wo sollte Ihrer Meinung nach der Verband noch eine stärkere mediale Präsenz erhalten?

Ich denke, die Präsenz ist so, wie sie ist, schon sehr gut. eco ist aus meiner Sicht der Verband, der die Interessen von Wirtschaft und Verbrauchern für ein freies, selbstbestimmtes Internet am klarsten vertritt. Das liegt vielleicht daran, dass sich hier nicht nur Brancheninteressen einiger großer Unternehmen artikulieren, sondern dass der Verband über 1.000 sehr vielfältige Unternehmen organisiert, von kleinen Internetentwicklern bis hin zu internationalen Konzernen. Jeder hat hier potenziell die gleiche Stimme.

Glauben Sie auch, dass die Rolle der Internetwirtschaft innerhalb der gesamten Volkswirtschaft immer noch unterschätzt wird?

Das sehe ich schon so. Insbesondere in unserer Politik sind beispielsweise viele noch fixiert auf klassische Medien und ihren Abwehrkampf gegen das Internet. Die digitale Transformation ist sicherlich eine gewaltige Herausforderung für viele tradierte Geschäftsmodelle. Sie lässt sich jedoch nicht bewältigen, indem man in Ritterrüstung auf Windmühlenflügel einschlägt.

Statt ständig das Internet bändigen zu wollen, sollten wir besser auf die Selbstregulierung der Wirtschaft vertrauen. Was bringen den Bürgern und der Wirtschaft solche Konstrukte wie Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Zugangserschwerungsgesetz oder andere, an deren Namen man eigentlich schon ablesen kann, dass dieses Vorhaben selbst das Problem ist?

Wie intensiv nutzen Sie selbst das Internet – oder umgekehrt gefragt: Wie sieht für Sie persönlich ein Tag ohne Internet aus?

Einen Tag ohne Internet gibt es eigentlich nicht mehr. Vielleicht schon mal im Urlaub auf einer der friesischen Inseln oder in den Bergen, wenn ich so richtig ausspannen kann. Dann halte ich es auch mal gut einen Tag ohne E-Mail-Check aus. Doch welche Mobility-Lösung oder welcher brauchbare Wetterbericht kommt heute ohne Internet aus? Also, insofern ist ein Tag ohne Internet ziemlich unwahrscheinlich geworden.

Michael Frenzel