05.06.2018

Erste zuverlässige autonome Fahrzeuge ab 2025

Neben der Frage des Antriebs entfaltet auch die Digitalisierung im Automobilsektor ihre disruptive Wirkung. Einen kleinen Ausblick auf die Zukunft der Branche gibt Matthias Loebich, Globaler Leiter Production Industries bei BearingPoint. Der studierte Wirtschaftsingenieur verfügt über mehr als 18 Jahre Erfahrung in der Beratungsbranche, speziell im Bereich Automotive.

Herr Loebich, wann rechnen Sie damit, dass Autos sich zuverlässig autonom bewegen – und warum?

Ich gehe davon aus, dass wir ab circa 2025 erste zuverlässige autonome Fahrzeuge sehen werden. Die Komplexität der zu beherrschenden Technologie sowie die notwendigen Voraussetzungen – inklusive der rechtlichen Rahmenbedingungen – benötigen einfach Zeit, um ein ähnliches Niveau an Zuverlässigkeit und Sicherheit zu erreichen, wie wir es derzeit aus der nicht-autonomen Fahrzeugwelt gewohnt sind.

Insbesondere ist hierbei auch wichtig, die Akzeptanz und das Vertrauen der Gesellschaft in diese neuen Technologien zu gewinnen und die Vorteile zu verstehen – das ist ein großer Veränderungsprozess.

Wo wird die künstliche Intelligenz in Autos stecken – eher im Fahrzeug oder in der Cloud?

Wahrscheinlich wird es ein hybrides Modell werden, das heißt, künstliche Intelligenz für sicherheitsrelevante beziehungsweise zeitkritische Komponenten werden im Fahrzeug angesiedelt sein, um autark im Fahrzeug „Entscheidungen“ zu treffen.

Andere Komponenten hingegen, beispielsweise wenn Daten von anderen Verkehrsteilnehmern erforderlich sind – Stichwort: „Schwarmintelligenz“ –, wie für Realtime-Straßenbedingungen, Vernetzung mit der Infrastruktur und so weiter, werden sicherlich über die Cloud bereitgestellt werden.

In Autos fallen ja Unmengen von Telemetriedaten an. Wie werden die Hersteller aus Ihrer Sicht die Kapazitätsengpässe beim Datenaustausch und der Verarbeitung lösen?

Die wahrscheinlichste Lösung ist, dass im Fahrzeug eine Vorselektion beziehungsweise Vorabanalyse der Daten mithilfe von KI erfolgen muss, um die wirklich relevanten Ereignisse zu filtern und zu übertragen. Das scheint – aktuell – die einzig mögliche Lösung zu sein, um das Datenvolumen sinnvoll zu managen.

Wie digital ist Ihr Auto heute schon? Und welche Funktion wünschen Sie sich als Nächstes?

Mein Fahrzeug ist teilweise digital, das heißt, es ist mit einigen Assistenzsystemen, Online-Navigation und so weiter ausgestattet.
Funktionen, die ich mir für ein zukünftiges Fahrzeug wünsche, sind Themen wie beispielsweise teilautonomes Fahren, zusätzliche Sicherheits- und Assistenzsysteme (wie zum Beispiel einen Parkplatzfinder) und automatische Re-Charge-Systeme (zum Beispiel beim E-Auto) – also Dinge, die das Autofahren in Summe effizienter und sicherer machen beziehungsweise den Stressfaktor, etwa im Stau, reduzieren.

Matthias Loebich spricht bei der eco Akademie am 27. Juni in München über „Schlüsseltrends der automobilen Digitalisierung“.

Erste zuverlässige autonome Fahrzeuge ab 2025