10.04.2019

Im Gespräch mit Mareike Jacobshagen, Interxion

Es gibt tausende gute Gründe, warum die Internetwirtschaft weibliche Verstärkung braucht. Schließlich stehen zahlreiche Jobangebote dem Fachkräftemangel gegenüber oder aber homogene Teams und Denkweisen Innovationen im Wege. Die Digitalbranche boomt, täglich entstehen neue digitale Geschäftsmodelle und schaffen lukrative Jobs, doch die lassen sich Frauen noch zu häufig entgehen. Wir wollen das ändern. In unserer Serie „Frauen in der Tech-Branche“ kommen inspirierende weibliche Fach- und Führungskräfte der Internetbranche zu Wort. Dabei sprechen wir über die wirklich wichtigen Themen: von Entwicklungsperspektiven über Karrieretipps und Zukunftswünsche bis hin zu den Herausforderungen in einem männerdominierten Arbeitsumfeld und warum Arbeit in der Internetbranche Spaß macht. Diesmal mit: Mareike Jacobshagen, Marketing Manager beim Rechenzentrums-Betreiber Interxion.

 

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?

Mareike Jacobshagen: Da steht ganz unspektakulär: Mareike Jacobshagen, Marketing Manager, Interxion

 

Marketing Manager klingt sehr spannend. Da würde ich mich glatt auch drauf bewerben. Was würde mich als Marketing Manager bei Interxion im Arbeitsalltag erwarten?

Jacobshagen: Sie würden Marktaufbereitungspläne erstellen und diese mit Ihrem Team umsetzen. Sie würden auch als Pressesprecher agieren, als Innenarchitekturberater, als Stabsstelle interne Kommunikation, an internationalen Innovationsprojekten partizipieren und Verbandsarbeit und politische Arbeit machen. Wir sind ein Mittelständler, der zu einer europäischen Unternehmensgruppe gehört, da ist das Tätigkeitsspektrum sehr breit gefächert. Es wird nie langweilig.

 

Wenn Sie eine Frau beliebigen Alters als Mentorin um einen Tipp bitten würde. Was würden Sie ihr raten? Kennen Sie Stolpersteine und/oder Erfolgsmethoden?

Jacobshagen: Grundsätzlich ist die Tech-Branche sehr, sehr offen für Frauen. Daher kann ich sie nur empfehlen, wenn Frau Karriere machen möchte. Die meisten Firmen haben flache Hierarchien und wissen sehr gut, dass Diversität innerhalb der Belegschaft und des Führungsteams Unternehmen erfolgreicher macht. Leider gibt es viel zu wenig weibliche Fach- und Führungskräfte in den technischen Abteilungen, meist sind sie eher – so wie ich ja auch –  in HR, Marketing, Vertrieb oder dem Finanz-Bereich zu finden.

Frauen verkaufen sich oft nicht so offensiv wie Männer. Meiner Beobachtung nach ist der Kollegen- und Vorgesetztentypus „Schaumschläger und Selbstdarsteller“, der sehr anstrengend sein kann im beruflichen Umfeld, meist männlich. Die gute Nachricht: Diese Verhaltensweise ist sowas von out, dass sie zunehmend seltener wird. Mein Tipp ist, sich davon nicht beirren zu lassen und gute weibliche Tugenden wie Sachlichkeit, Geduld und Fokus walten zu lassen.


Schaumschläger und Selbstdarsteller braucht wirklich niemand. Aber wer macht es denn wirklich gut? Oder anders gefragt: Wenn Sie selbst eine beliebige, weibliche Persönlichkeit (gerne aus der Tech-Branche) – egal ob lebendig oder tot – treffen dürften: Wer wäre es und warum?

Jacobshagen: Michelle Obama. Ich bewundere sie dafür, dass sie eine potentiell große Karriere in der Wirtschaft zugunsten einer Tätigkeit, die für sie mit Sinn verbunden war, aufgegeben hat. Die Welt durch einen eigenen kleinen Beitrag ein Stückchen besser zu machen, hat mich immer motiviert. Ich finde es toll, wenn jemand, der schon ganz schön weit gekommen ist, ganz bewußt auf den großen Glanz und das große Geld verzichtet, um gesellschaftlich etwas bewegen zu können. Ausserdem ist sie eine wunderschöne, intelligente Frau, die bestimmt viel zu erzählen hat. Ihr Buch hat mir jedenfalls super gefallen.

 

Wir geben Ihnen jetzt mal einen anderen interessanten Job und machen Sie zur Chefredakteurin eines Leitmediums – egal ob Bild oder FAZ: Welche Schlagzeile würden Sie zum Thema „Diversity/Frauen in der Tech-Branche“ im Aufmacher-Artikel gerne lesen? Und was soll in dem Artikel stehen?

Jacobshagen: Die Schlagzeile in der FAZ würde lauten „Fachkräftemangel im Rechenzentrum – Stadt Frankfurt eröffnet eine Umschulungsakademie speziell für Frauen.“ Vielleicht würde das ja helfen, unserem branchenspezifischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ich arbeite beim Rechenzentrums-Betreiber Interxion. Unser Geschäft ist sehr physisch und da gibt es in der Technik noch weniger Frauen als in anderen, eher Informatik-getriebenen Tech-Sparten. Wir brauchen immer Klimatechniker, Anlagenelektroniker und Netzwerktechniker. Allerdings wäre diese Art des Angebots ja diskriminierend, also wohl auch nicht umsetzbar.

 

Für unsere Interview-Reihe „Frauen in der Tech-Branche“ treffen wir demnächst Dr. Yvonne Bernard, Head of Product Management bei Hornetsecurity . Welche Frage sollen wir ihr stellen?

Jacobshagen: Was muss aus ihrer Sicht getan werden, um mehr Frauen zum Informatikstudium zu bewegen und für technische Berufe zu begeistern?

 

Vielen lieben Dank für das Interview, Frau Jacobshagen!

Für unsere Serie Frauen in der Tech-Branche suchen wir weitere spannende Interview-Partnerinnen. Kontaktieren Sie uns gerne bei Interesse. Weitere Informationen zum Thema Frauen in der Tech-Branche finden Sie in unserer Pressemitteilung und bei unserer Kompetenzgruppe New Work

Frauen in der Tech-Branche