25.11.2019

Mit künstlicher Intelligenz das Internet der Zukunft gestalten

Der visionäre Einsatz neuer Technologien wie beispielsweise von künstlicher Intelligenz (KI) verändert Lebens- und Arbeitswelten. Beim eco://kongress 2019 diskutierte der eco Verband am 21. November in Köln die zentralen Herausforderungen und Lösungen mit Vordenkern und Impulsgebern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Der eco Vorstandsvorsitzende Oliver J. Süme begrüßte die rund 300 Teilnehmer in der Kölner Wolkenburg. Beim zeitnahen branchenübergreifenden Einsatz von KI sei bis 2025 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von über 13 Prozent realistisch, so Süme. Basierend auf den Erkenntnissen einer aktuellen eco Studie in Zusammenarbeit mit Arthur D. Little und dem Vodafone Institut stecke dabei das größte Kosteneinsparpotenzial in der Unterstützung der Produktion durch KI. „Dabei sollten wir jetzt endlich loslaufen, denn ein längeres Zögern und Hadern beim Einsatz von KI kann sich der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht mehr leisten“, sagte Süme.

Zukunftsdenken für die Gesellschaft

„Wir müssen nicht nur loslaufen, wir müssen springen, um im Bereich KI noch aufzuholen“, erklärte in der anschließenden Keynote Rafael Laguna, Gründungsdirektor der Agentur für Sprunginnovationen und CEO der Open-Xchange AG. Bei Sprunginnovationen gehe es darum, verschiedene Einzelinnovationen in neuen Produkten und Geschäftsmodellen zu kombinieren, die die Welt verändern. „Wir haben tolle Unternehmen und fantastische Leute. Lassen Sie uns anpacken, um digitale Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für Sprunginnovationen zu schaffen!“, forderte er.

Im Panel diskutierte Laguna dann mit Guido Brinkel von Microsoft Deutschland, Tim Buchholz von Otto, Inger Paus vom Vodafone Institut und Charlotte Rengier von Bayer. Moderiert von Katie Gallus ging es dabei um die Zukunft der KI und die Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft. „Das volks- und betriebswirtschaftliche Potenzial ist enorm. Wir müssen es nur heben“, sagte Paus. „Früher als beim Thema Cloud, hat Deutschland das Potenzial von KI erkannt. Aber nun müssen wir klären, wie wir diese gestalten“, sagte Brinkel. Buchholz betonte: „Wir sollten verstehen, welche Probleme Menschen haben und wie wir diese mithilfe der Technologie lösen können, nicht umgekehrt fragen: Ich nehme KI und was mache ich nun daraus?“

Fokusthema Stadt, Land, Zukunft

Nach der Mittagspause mit Networking widmeten sich die Kongressteilnehmer den Entwicklungen für Smart-City-Ökosysteme und der vernetzten Mobilität der Zukunft. Stefan Stroh, Chief Digital Officer der Deutschen Bahn AG, eröffnete seinen Impulsvortrag mit der spannenden These: „Unsere Mobilität ist heute weitgehend ineffizient, schmerzhaft und unverantwortlich.“ Er erläuterte, welche Maßnahmen die Deutsche Bahn für eine umfassende Digitalisierung und den Aufbau von End-to-End Mobility Services ergreift. Bis 2025 soll KI bei der Deutschen Bahn integraler Bestandteil in allen relevanten IT-Systemen und Prozessen sein.

Im anschließenden Panel waren neben Stroh vertreten: Joachim Astel von noris network AG, Dr. Sebastian Groß von Unitymedia, Stephan Hohmann von NetCologne und Roland Werner von Uber. Moderator Markus Schaffrin von eco ergründete gemeinsam mit ihnen, wie eine lebenswerte, bürgernahe, klimagerechte, energie- und ressourcensparende Smart City der Zukunft entstehen kann. Schlüssel hierfür sei laut einer eco Studie die Kooperation der Unternehmen. Das bestätigte Groß, denn die Wertschöpfung erfolgt seiner Ansicht nach künftig nur noch in Netzwerken. Er wünscht sich eine Diskussion weg von Infrastruktur und Technik, hin zu Lösungen. Digitale Infrastruktur und Glasfaser in der Fläche sowie Datenverfügbarkeit seien aber die Grundvoraussetzung für KI, betonte Hohmann und ergänzte: „Wichtig ist, jetzt mit einfachen Use Cases auf die Straße zu kommen.“ Werner erläuterte, wie Uber an vielen Stellen merke, dass unser Rechtsrahmen nicht auf unser digitales Zeitalter zugeschnitten sei.

Industrie 4.0 mit KI – die Industrie wird smart

„Die Transformation der Wertschöpfungsketten bedingt eine Transformation der digitalen Infrastrukturen“, erläuterte im Impulsvortrag nach der Kaffeepause Dr. Thomas King, Chief Technology Officer der DE-CIX Group AG. Zu den Bausteinen künftiger souveräner digitaler Infrastrukturen gehören für ihn darüber zusammengeschaltete User Groups, digitale Föderationen, intelligente Interconnections und das alles angereichert mit (IT-)Sicherheit, Datenqualität und Performance. Er stellte das BMWi-Projekt GAIA-X vor, an dem DE-CIX und eco beteiligt sind. Ziel ist es dabei, eine sichere, souveräne und offene Dateninfrastruktur zu schaffen, die europäischen Werten entspricht und Innovationsdynamiken ermöglicht.

Inwiefern revolutionieren IoT und KI die Produktionsanlagen und Prozesse der Industrie? Diese Frage diskutierte King mit den Teilnehmern des folgenden Panels: Stephan Boch von Atlas Copco IAS, Luise Kranich vom FZI Forschungszentrum Informatik, Dr. Alexander Löffler von Miele und Ralf Olschner von KROHNE Messtechnik. Kranich stellte einführend fest: „KI ist nichts anderes als Statistik auf Speed. Logik, Berechnungen – da steckt wenig Magie dahinter.“ Vielmehr sei KI ein Werkzeug und wir müssten lernen, damit umzugehen. Um Unternehmen aus den Startlöchern zu holen, sei es wichtig, stärker den Nutzen zu kommunizieren, Erfolgsgeschichten und Leitfäden zu teilen. Olschner erläuterte, entscheidend sei die Bereitschaft von Unternehmen und Kunden, Daten zu teilen, Muster daraus zu ziehen und diese in Aktionen und Services münden zu lassen.

Weg zum Heben des KI-Potenzials

Auch im dritten Panel spiegelten sich zentrale Themen wider, die sich durch den ganzen Kongress zogen: Es gilt, die Menschen zu verstehen und Lösungen für ihre Probleme zu schaffen. Diese innovativen Ideen benötigen dann fruchtbaren Boden in Form geeigneter Rahmenbedingungen, damit Deutschland von der Wertschöpfung profitieren kann. Der visionäre Einsatz von Technologien und Anwendungen auf Basis von künstlicher Intelligenz bietet enormes Wirtschaftspotenzial. Aber wir müssen jetzt endlich loslaufen oder besser noch springen, um dieses heben zu können. Infrastrukturen, Dienste, Plattformen und Datenpools werden grundlegend für den Erhalt einer digitalen Souveränität sein.

Eindrücke vom eco://kongress gibt es im Flickr-Album.

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