25.02.2020

Mittelstand beim Diversity-Management noch gefordert

toplink unterstützt als Platinsponsor die eco Jubiläumskampagne. Christine Thews, Head of Product Management bei toplink, macht im Interview eine Bestandsaufnahme zum Thema Diversität:

Frau Thews, wie divers erleben Sie den Mittelstand?

Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Diversität hat ja eine große Vielfalt an Ausprägungen, sei es nun bezogen auf das Geschlecht, Nationalität, Rasse, Alter oder andere Merkmale.

Grundsätzlich stelle ich im Mittelstand einen hohen Grad an pragmatisch gelebter Diversität fest. Diese Diversität entsteht aus meiner Wahrnehmung daraus, dass der Mittelstand die Belange und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter grundsätzlich stärker im Fokus hat als beispielsweise Großunternehmen.

Auch wird in vielen mittelständischen Unternehmen eine vertrauensorientierte Kultur gelebt, die sich positiv auf die Zusammenarbeit einer diversen Belegschaft auswirkt.

Wo empfinden Sie den größten Nachholbedarf?

Ein im Unternehmen verankertes, vollumfängliches proaktives Diversity-Management habe ich im Mittelstand bisher eher selten wahrgenommen. Diverse Studien zeigen aber, dass Unternehmen, die dies tun, ökonomisch erfolgreicher sind.

In erster Linie wird heute beim Diversity-Management überwiegend auf Maßnahmen zur Flexibilisierung der Arbeitswelt gesetzt. Auch hier ist der Mittelstand noch gefordert. Aspekte wie beispielsweise Work-Life-Integration, mobile Arbeit, Homeoffice, etc. und den damit verbunden, neuen Anforderungen an die Führung der Mitarbeiter sollten sinnvoll und insbesondere verbindlich in den Unternehmen verankert werden.

Sehen Sie den Mittelstand in Bezug auf Gleichstellung und Diversität eher vor oder hinter den Großunternehmen?

Ich nehme im Hinblick auf viele Diversitätsmaßnahmen Großunternehmen im Vergleich zum Mittelstand grundsätzlich progressiver wahr. Schauen wir uns beispielsweise den Aspekt der Karriereförderung von Frauen an: Spätestens seit der Gesetzgebung 2016 hinsichtlich einer Frauenquote für den Aufsichtsrat in börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen spielt die Förderung der Karrierechancen von Frauen in diesen Unternehmen eine wichtige Rolle.

Sowohl in der Innen- wie auch in der Außen-Wahrnehmung werden die umfangreichen und vielfältigen Maßnahmen dieser Unternehmen sehr positiv gewürdigt. Der Zuwachs an Frauen in Aufsichtsratspositionen ist sicherlich gestiegen, nichtsdestotrotz muss man sich auch eingestehen, dass der Anteil an Frauen in direkten Vorstandspositionen nicht wirklich signifikant gewachsen ist.

Ein positiveres Bild ist aber auch im Mittelstand nicht zu verzeichnen. Während in Summe der Anteil der Frauen im Mittelstand grundsätzlich höher als in Großunternehmen ist, sinkt der Anteil weiblicher Geschäftsführer in den letzten Jahren kontinuierlich. Und das obwohl die bei vielen Mittelständlern die Nachfolgesuche ein akutes Thema ist und viele Unternehmen außerdem von Familien geführt werden, in denen beispielsweise Töchter oder Enkelinnen schon von Haus aus frühzeitig an die Verantwortung und Führungsaufgaben herangeführt werden.

Inwiefern kann Ihrer Meinung nach die Digitalisierung Gleichstellung und Diversität fördern?

Einer der größten Herausforderungen für die Zukunft der mittelständischen Unternehmen in Deutschland ist sicherlich die Bewältigung des Fachkräftemangels. Gleichzeitig streben Mitarbeiter im stärker nach Arbeitszeit- und Arbeitsplatzflexibilisierung.

Ein häufiger Faktor für fehlende Gleichstellung und Diversität ist die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier bieten beispielsweise digitale Arbeitsplatzkonzepte sehr gute Voraussetzungen, diese Gleichstellung und Diversität zu fördern. Die Bereitstellung von beispielsweise cloud-basierten Collaboration-Tools, wie Team- und Projekträumen, Dokumentenablagen, Video- und Web-Conferencing, Real-time Communication, etc. ermöglichen eine vereinfachte und flexible Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern.

Potenziell neue Mitarbeiter können unabhängig von Zeit und Ort in die Arbeitsabläufe und -prozesse des Unternehmens eingebunden werden. Berücksichtigen sollte man aber, dass die Einführung von digitalen Arbeitsplatzkonzepten kein rein technologisches Thema ist. Unternehmen, die solche Digitalisierungs-Projekte über entsprechende Change-Management Maßnahmen begleitet haben, sind in der Regel deutlich erfolgreicher.

Christine Thews