28.10.2022

Mobility Talk München „Daten machen mobil“

Im Fokus: Digitalisierung und Datennutzung als Treiber nachhaltiger, innovativer und multimodaler Mobilitätslösungen

Die Stadt München zeigt mit spannenden Entwicklungen, wie Mobility-Hubs, Reallaboren und weiteren Projekten, wie die Digitalisierung und die Datennutzung bei der Verkehrswende eine zentrale Rolle einnehmen können. Auf dieser Basis diskutierten am 24.10.2022 rund 30 Expert:innen und Entscheider:innen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik beim Mobility Talk in München gemeinsam mögliche Treiber und konkrete Maßnahmen zur Mobilitätswende. Eingeladen hatte der eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. zusammen mit dem Mobility Data Space.

Mobilität wird künftig intelligenter und vernetzter. Daten stehen im Mittelpunkt des digitalen Wandels. Datengenerierung sowie der Zugriff auf Daten und ihre branchenübergreifende Nutzung ist der Schlüssel für zukünftige Mobilitätslösungen. Autobauer, Mobilitätsdienstleister, der öffentliche Nah- und Fernverkehr sowie Energieversorger sind Teil der Lösungen und Innovationen im Mobilitätssektor. Datenbasierte Innovationen können den Bürger:innen wichtige und konkrete Vorteile bringen. Sie ermöglichen u.a. eine bessere Verkehrs- und umweltfreundliche Stadtplanung. Digitale Infrastrukturen bilden dabei die Basis intelligenten Verkehrs und eines funktionierenden Mobilitätssystems.

Datennutzung für die Mobilität als nachhaltiges Ökosystem

Mobilität wird vermehrt als „Mobility-as-a-Service“-Lösungen angeboten und angenommen. Dazu braucht es Daten, den Austausch von Daten zur Optimierung der Nutzung Mobilitätsangeboten, Analyse von Echtzeitdaten, vernetzte Angebotsplattformen und leistungsfähige digitale Infrastrukturen. Zusätzlich Vertrauen sowie Partizipation von Bürger:innen, um ein Mobilitäts-Ökosystem zu schaffen, das den Bedürfnissen der Nutzer:innen entspricht.

Beim Mobility Talk in München warf Michael Schäfer, Geschäftsführer des Mobility Data Space die Frage auf „Befinden wir uns in einer Datenkrise?“. Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Im Mobilitätsbereich wären bereits jetzt ausreichend Daten verfügbar, um eine datengetriebene Mobilität zu realisieren. Allerdings werden die Daten nicht geteilt oder zugänglich gemacht oder entsprechend vernetzt. So ist beispielsweise der Mobility Data Space technisch als Datenraum bereits sehr weit entwickelt und dies auch inklusive verschiedener Use Cases. „Doch der beste Datenraum nützt nichts, wenn die Unternehmen ihre Daten nicht bereitstellen“, so Dr. Andreas Heindl, Projektleiter des Mobility Data Space.

Mobility Talk München Daten machen mobil 2

Es muss perspektivisch gedacht werden, um gemeinsam die Mobilität der Zukunft zu gestalten. Daten sind ein wesentlicher Baustein der Mobilitätsbranche. Der Bereich Mobilität ist in diesem Kontext ein wichtiger Treiber der Digitalisierung und es muss weiterhin Aufklärung zum Teilen von Daten betrieben werden, um gemeinsame Potenziale zu schöpfen.

Mobilitätswende vorantreiben

Die Mobilitätsbranche steht gerade hinsichtlich der Mobilitätswende vor einigen Herausforderungen:

  • Nachhaltige Mobilität
  • Barrierefreiheit
  • Datensouveränität
  • Data-Sharing
  • Vernetzte Mobilität
  • Ladeinfrastruktur und E-Mobilität

Bereits jetzt zahlen Anwendungen wie:

  • Mobilitätsplattformen, die Mobilitätsketten abbilden
  • Datenbasiertes Flottenmanagement
  • Nutzung von Verkehrsdaten zur Routenplanung
  • Sensorik zur Erfassung freier Parkflächen, zur Eindämmung des Parksuchverkehrs
  • Pilotprojekte zu bedarfsorientierter Mobilität im ländlichen Raum

auf die Mobilitätswende ein. Das Ziel muss die Vernetzung von Daten für alle Bereiche der Mobilitätsbranche sein. Und ein Verständnis dafür, dass nicht bloß Daten, sondern Services miteinander verknüpft werden. Nur so lässt sich die Mobilitätswende über Anwendungen und Services vorantreiben.

Von der monomodalen Verkehrsausrichtung zum nachhaltigen Mobilitäts-Ökosystem

Über 100 Jahre hat das Auto die Mobilität geprägt und mit der starken monomodalen Verkehrsausrichtung, Freiheit, Flexibilität und Individualität versprochen. Jedoch ist diese Ausrichtung nicht mehr zeitgemäß und deckt das heutige Mobilitätsbedürfnis nicht mehr ab. In Zukunft kann Mobilität nur als nachhaltiges Ökosystem, in dem verschiedenen Verkehrsmittel miteinander vernetzt sind, funktionieren.

Mobilität ist Teil der Daseinsvorsorge und muss auch im Zuge der Mobilitätswende so gedacht werden. Dabei muss die Diskrepanz zwischen Angebot und Zugang ausgeräumt werden. Dies spiegelt sich auch im Verhältnis von Daten und deren Zugänglichkeit, Bereitstellung und gemeinsamer Nutzung wider. Neben Unternehmen der Mobilitätsbranche, die ihre Daten nicht zur Verfügung stellen, nicht teilen oder deren Potenziale nicht nutzen, müssen dann auch verstärkt die Bürger:innen und deren Bedürfnisse eingebunden werden.

Laut einer Umfrage des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V. in Kooperation mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey*, nutzen 87,5 Prozent der Deutschen noch keine smarten Mobilitätsdienste. Zudem lehnen 60,8 Prozent der Befragten die Freigabe ihrer Mobilitätsdaten ab.

Mobilitätsbranche als Treiber digitaler Identitäten

Die beim Mobility Talk anwesenden Expert:innen waren sich einig, dass sowohl bei den Unternehmen, als auch bei den Bürger:innen ein Umdenken stattfinden muss, um die Mobilitätswende zu schaffen. Durch das Teilen und die Vernetzung von Daten ließe sich die Mobilitätslandschaft verbessern.

Diskutiert wurde auch, wie sich der Zugang zu unterschiedlichen Mobilitätsangeboten vereinfachen ließe. Ein erster Schritt könnte beispielsweise die Nutzung einer digitalen Identität für Mobilitätsangebote sein. Dadurch würde die Erstellung von zahlreichen Accounts bei unterschiedlichen Mobilitätsanbietern und -services überflüssig sein. Mit einer digitalen Identität könnten Nutzer:innen Dienstleistungen vom ÖPNV über Sharing-Angebote bis hin zum Laden von Elektroautos nutzen.

Um grundsätzlich die Nutzung einer digitalen Identität zu etablieren, könnte der Mobilitätssektor ein Enabler sein. Zwar gibt es spannende Ansätze und Ideen, wie eine solche Umsetzung aussehen könnte, doch vor allem rechtliche Rahmenbedingungen und die Frage nach einer neutralen Instanz, die sich der Realisierung annehmen müsse, seien hier eine Hürde. Insgesamt konnten beim Mobility Talk in München viele spannende Impulse gesetzt werden, die einen weiteren Austausch ermöglichen und befördern.

 

Weiterführende Informationen zum Kontext des Mobility Talks

eco Insights Mobility – Teil 2: Datennutzung und Nachhaltigkeit zentral für die Verkehrswende

Studie: „Security & digitale Identitäten in einer digitalisierten Welt

Studie: „Der Smart-City-Markt in Deutschland: 2021-2026

 

Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von eco 2.500 Personen zwischen dem 08. und dem 09.09.2022 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Einwohner der BRD ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,6 Prozent.

Mobility Talk München „Daten machen mobil“
eco Vorstand Oliver J. Süme beim Mobility Talk