04.03.2015

Nachbericht: Domain pulse 2015

Domainbranche will kontinuierlich wachsen

Berlin, 26.02.2015 – Unter dem Motto „Netz in Bewegung“ setzte das alljährliche Treffen der deutschsprachigen Länder-Registries DENIC, nic.at und SWITCH beim Domain pulse 2015, der am 26. und 27. Februar in Berlin stattfand, auf eine Mischung aus hochrangig besetzten Talks und Podiumsdiskussionen zu den Themen Internet Governance, neue Top-Level-Domains und IT-Sicherheit.

Im Fokus der Keynote von Prof. Dr. Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen standen dabei vor allem die Zukunft der Reputation im Online-Zeitalter und der künftige Umgang mit digitalen Großunternehmen wie Google & Co. Ebenfalls auf der Agenda standen die neuesten rechtlichen Entwicklungen in der Domain-Branche, die Oliver Süme (eco Vorstand Politik & Recht) mit seinen Gesprächspartnern diskutierte.

Ein Jahr new gTLDs – eine Zwischenbilanz

Die Bilanz zu den neuen generischen Top Level Domains (gTLDs) von Thomas Rickert, eco Director Names & Numbers Forum, fiel abwartend aus. Der von eco im Rahmen des Domain pulse neu gelaunchte new gTLD Statistik Service zeigt tagesaktuell, dass ein Jahr nach Einführung die „Neuen Domains“ knapp 4,5 Millionen Registrierungen zählen. Unter den klassischen generischen TLDs sind dagegen mehr als 151 Millionen registriert. Trotzdem sehen Domain-Anbieter wie .hamburg (21.000 Registrierungen) und .bio (8.000 Registrierungen) noch ausreichend Potenzial für anhaltendes Wachstum und langfristigen Erfolg am Markt.

Trotz einiger Skepsis seitens Christian Müller von STRATO zeigte sich Süme in seiner Funktion als Geschäftsführer der Hamburg Top-Level-Domain GmbH bei der Paneldiskussion „Versprochen – gehalten? New gTLDs und die „Revolutionierung des Internet“ am Ende zufrieden: „Es ist schön zu sehen, dass .hamburg bereits so aktiv genutzt wird, obwohl die Domain noch ganz am Anfang steht. Aber die Endnutzer müssen in der Zukunft noch besser informiert werden. Viele wissen noch nicht, wozu eine eigene Domain samt eigenem Mailserver gut sein kann – hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.“ Diese Ansicht teilten die weiteren Gesprächsteilnehmer Godefroy Jordan (.bio), Alexander Siffrin (Key-Systems) und Jannik Skou (Thomsen Trampedach), der insbesondere auf die Brand-TLDs als Multiplikatoren hinwies.

Die deutschen Städte-TLDs, allen voran .berlin, geben sich insgesamt zufrieden. So liegt .berlin laut Rickert immerhin auf dem vierten Platz aller bisher neu einführten Top-Level-Domains. Auch wenn nicht alle neuen TLDs überleben werden, da waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, sind und bleiben die neuen TLDs eine sinnvolle Erweiterung des Domain Name Systems (DNS), gerade für lokale Communities. Derzeit haben rund ein Prozent der Nutzer weltweit eine eigene Domain.

Internet Governance – von Fallstricken und Begehrlichkeiten

In seiner Funktion als Co-Chair der Enhancing ICANN Accountability Cross-Community Working Group nahm Rickert am zweiten Tag an der Podiumsdiskussion zum aktuellen Stand im Bereich Internet Governance teil. Hier ist die IANA Stewardship Transition das alles bestimmende Thema. Unter der Moderation von Prof. Dr. Jeanette Hofmann (Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft) diskutierte er mit Prof. Dr. Wolfgang Kleinwächter (ICANN Board), Thomas Schneider (ICANN-Regierungsbeirat), Dr. Jörg Schweiger (DENIC) und Christoph Steck (NETmundial Initiative Coordination Committee).

In einem waren sich die Diskussionsteilnehmer einig: Die NetMundial-Konferenz habe gezeigt, dass  unterschiedliche Interessengruppen mit dem Multistakerholder-Ansatz auf Augenhöhe konsensfähig sein können und in der Lage sind, eine gemeinsame Deklaration zu verabschieden. Dabei sei jedoch klar, dass es sich dabei ausschließlich um die Verständigung auf gemeinsame grundlegende Werte handelt, die ein solides Fundament für gemeinsam zu erarbeitende Lösungen auf internationaler Ebene darstellen.

Außerdem wurde nochmals betont, dass die NETmundial Initiative sich nicht als Parallelorganisation der Wirtschaft verstehe, die den Multistakeholder-Ansatz mit seinem – im Vergleich zu zwischenstaatlichen Verträgen unverbindlicheren Charakter – für sich vereinnahmen wolle. Vielmehr sei die Initiative in ihrer jetzigen Form noch eine Beta-Version, die in einem offenen Prozess die Meinungen verschiedener Communities einhole und ihr Arbeitsfeld als verbindendes Element zwischen verschiedenen Initiativen verstehen will. Das UN-Mandat des Internet Governance Forum (IGF) sieht derzeit noch keine Entscheidungskompetenzen vor. Daher müsse auf anderen Ebenen versucht werden, die im Rahmen des IGF diskutierten Fragen nach der  zukünftigen Verwaltung der Ressourcen des Internets lösungsorientiert voranzutreiben.

eco wird am 10. April zum aktuellen Stand der IANA Stewardship Transition in Kooperation mit ICANN die dritte Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Zukunftsdialog“ im Hauptstadtbüro Berlin durchführen.

Für eco waren außerdem der eco Vorstandsvorsitzende Prof. Michael Rotert sowie Melanie Busse und Lars Steffen (Mitglieder Services) beim Domain Pulse vor Ort.

Im nächsten Jahr wird der Domain pulse in Lausanne stattfinden.

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