Köln 05.01.2017

Nachbericht: Konstituierende Sitzung der Kompetenzgruppe

eco Verband startet Kompetenzgruppe Blockchain

Köln, 13. Dezember 2016 – Wie wird die Blockchain-Technologie unsere Welt verändern? Rund 25 Experten aus Wirtschaft und Forschung kamen am 13. Dezember 2016 im Kölner eco Kubus zur konstituierenden Sitzung der jüngsten eco Kompetenzgruppe Blockchain zusammen.

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Die Blockchain-Technologie, neue Businessmodelle und Akzeptanzfaktoren standen im Zentrum der konstituierenden Sitzung der Kompetenzgruppe Blockchain im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. Vorstand Oliver Süme begrüßte die Anwesenden und nannte die Ziele der neuen Kompetenzgruppe: „Die Blockchain-Technologie passt hervorragend zu eco. Bei der Entwicklung dieser Querschnittstechnologie, die Auswirkungen auf viele Wirtschaftsbereiche haben wird, wollen wir ganz vorne gestaltend mit dabei sein.“ Lars Steffen aus dem Mitgliederservice erläuterte den Anwesenden die Arbeit der Kompetenzgruppen im eco Verband. Das erste offizielle Meeting der Kompetenzgruppe Blockchain kündigte er für den 9. Februar 2017 in Frankfurt a. M. an.

Lösungsansätze für viele Branchen

In einem ausführlichen Fachvortrag gab Prof. Dr. Wolfgang Prinz, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT, einen Überblick über die Chancen und das Potenzial der Blockchain. Er erläuterte die fünf technischen Basisbausteine und zeigte, wie die Validierungsalgorithmen einer Blockchain zentrale Stakeholder ablösen können. Er gab auch Denkanstöße für neue Geschäftskonzepte, etwa mittels der Plattform Ethereum. Dieses verteilte System auf Basis der Blockchain-Technologie ermöglicht Smart Contracts, also selbstausführende und programmierte Verträge. Die machen im Internet of Things (IoT) Transaktionen vom Eintritt zuvor programmierter Bedingungen abhängig, um beispielsweise automatisiert Micropayments für Sensordaten auszulösen. Zusammenfassend konstatierte Wolfgang Prinz sehr viele Implementierungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Branchen. Doch grade hinsichtlich der Geschwindigkeit und Skalierbarkeit der Lösungen in der Praxis gebe es zum Teil noch mehr offene Fragen als Antworten.

Sichere Transaktionen ohne intermediäre Instanz

Als Leiter der neuen Kompetenzgruppe Blockchain stellte sich Rechtsanwalt Stephan Zimprich den Teilnehmern vor. Er sprach über regulatorische und rechtliche Fragestellungen der Blockchain-Technologie, gab einen Überblick über neue Geschäftsideen und erläuterte, wo erfolgreiche Modelle möglich sind: Viele neue Anwendungsmöglichkeiten entstehen bei FinTech (Finanztechnologie)-Unternehmen. Banken testen die Blockchain zum vertrauensvollen Austausch von Werten und die Versicherungsbranche prüft praktische Anwendungsmöglichkeiten, etwa zur autonomen Organisation von Prozessen. Insbesondere das Digital Rights Management, also die Verwaltung von Rechten und Lizenzen, könnte mit der Blockchain einfacher werden: Mit einem Anhang an eine Blockchain-Transaktion lässt sich eindeutig und ohne intermediäre Instanz nachweisen, wer als Erster eine schützenswerte Idee hatte.

Akzeptanzfaktoren für die Blockchain

Nach der Pause ergriff Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, Leiter der Kompetenzgruppe E-Commerce im eco das Wort und erörterte Akzeptanzfaktoren für die Blockchain. Er nannte einige kritische Punkte, etwa die Zeit der Umsetzung valider Transaktionen, die mit rund 10 Minuten beispielsweise für Wertpapiergeschäfte zu lange ist. Außerdem sprach Prof. Hofmann mögliche Bedienfehler an, etwa klassische Buchungsfehler, die nicht von einer zentralen Instanz behoben werden können. Zudem steht die Anerkennung der Blockchain durch die Rechtsordnung aus: Der Gesetzgeber steht vor der Frage, ob und wie er eine dezentralisierte kryptographische Urkundenlage anerkennen will. Aus juristischer Perspektive ist die Einbindung der Blockchain-Technologie in das bestehende Rechtssystem eine spannende Herausforderung. Beitrag zur Aufklärung seien eine wichtige Aufgabe der Kompetenzgruppe Blockchain, etwa mittels erklärender Dokumente.

Diskussion und nächste Schritte

In der anschließenden Diskussionsrunde besprachen die Teilnehmer die Ziele der Kompetenzgruppe: Abhängig von den Anwendungsmöglichkeiten verschiedener Branchen möchte die Gruppe Fragen zu Vertrauen, Technik und rechtlichen Rahmenbedingungen beantworten. Viele Teilnehmer wünschten sich die Erörterung von praktischen Anwendungsfällen, die die Perspektiven der Blockchain-Technologie verdeutlichen. Im Vordergrund der Arbeit der Kompetenzgruppe sollen die Mehrwerte der neuen Technologie stehen. Eine konkrete Fragestellung brachte Frau Dr. Bettina Horster ein, Leiterin der Kompetenzgruppe Mobile im eco Verband: Kann die Blockchain-Technologie helfen, die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu lösen? Sie beschrieb ihr Projekt „Altersgerechtes Wohnen im Quartier“ und wie sich Sensordaten mittels Smart Contracts in einer Blockchain-Lösung vertreiben ließen.

Zum Abschluss der Veranstaltung nannte Stephan Zimprich die nächsten Schritte. Dazu gehört die Erstellung eines Basispapiers, um damit ein einheitliches Verständnis der Blockchain-Technologie und der Aufgaben der Kompetenzgruppe zu schaffen. Die Erarbeitung von Mehrwerten der Technologie und die Analyse von Anwendungsbereichen nannten die Teilnehmer ebenfalls als Ziele der nächsten Zusammenkunft der Kompetenzgruppe am 9. Februar 2017 in Frankfurt a. M.

Downloads

Lars Steffen:
Begrüßung, Termine und Neues aus der Kompetenzgruppe

Prof. Dr. Wolfgang Prinz:
Technologie Blockchain – Überblick, Chancen & Potenzial

Stephan Zimprich:
Blockchain – Anwendungen & Geschäftsmodelle

Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann:
Akzeptanzfragen der Blockchain-Technologie

Weitere Informationen

Report: Inaugural Meeting of the eco Competence Group Blockchain 3