eco
01.08.2023

Neues Führungsduo beim eco Verband: Interview mit Alexander Rabe und Andreas Weiss

Ab dem 1. August übernehmen Sie gemeinsam die Geschäftsführung des eco Verbands, unter welche Überschrift würden Sie diese neue Phase in der Verbandsgeschichte setzen?

Alexander Rabe: Nur gemeinsam sind wir stark. Dieses Motto prägt eco seit 1995 im Umgang und der Arbeit mit seinen mittlerweile über 1.000 Mitgliedsunternehmen. Und dieses Motto lebt das eco-Team mit all seinen Mitarbeitenden seit jeher. Dieses Erfolgsrezept wird auch in Zukunft den eco und seine Arbeit einzigartig in der Verbandslandschaft positionieren und ich freue mich mit einem hochmotivierten Team und großartigen Mitgliedsunternehmen diesen Weg gemeinsam weiter ausgestalten zu dürfen.

Und schließlich wissen wir alle: Digitalisierung ist in ihrer Bedeutung schon längst kein Nischenthema mehr, sondern wird – und das dürfte inzwischen auch Konsens in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sein – unser Leben und Arbeiten auch in den kommenden Jahrzehnten entscheidend prägen. Die Internetbranche ist damit einer der großen Wachstumstreiber der Zukunft mit enormer Hebelwirkung für die Wirtschaft in Deutschland, Europa und der Welt.

Es braucht meines Erachtens mehr denn je eine starke und authentische Stimme, um beispielsweise auf kritische Debatten oder politische Regulierungsabsichten angemessen und wirkungsvoll zu antworten. Wir haben als Verband in den vergangenen 25 Jahren immer wieder bewiesen, dass wir das Know-How, die Erfahrung und das Netzwerk haben, um diese Stimme zu sein und die Belange unserer Mitgliedsunternehmen nach außen zu vertreten. Dies wird auch in den kommenden Jahren der Hauptantreiber unserer Arbeit sein.

 

Andreas Weiss: Nichts ist so beständig wie der Wandel. Wir schauen zurück auf eine beeindruckende Entwicklung des Internets und zudem mit großem Respekt auf die besonderen Leistungen von Harald A. Summa, der in dieser Zeit maßgeblich sowohl eco als auch den DE-CIX sehr erfolgreich geleitet hat. Dahinter stehen allerdings auch starke Teams und somit bewahren wir die Kontinuität und gestalten zugleich den Wandel.

Wir stellen zunehmend fest, dass sowohl das Internet als auch die damit verbundene Branche für Cloud und digitale Dienste systemrelevant sind. Gerade die Anforderungen der Industrie bei der Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle sind herausfordernd und weit jenseits von Webseiten, Videotelefonie und Nachrichtenübermittlungen. Diese Transformation wird unsere Mitglieder die kommenden 10 Jahre beschäftigen und wir als Verband leisten den nötigen Beitrag dazu.

 

Sie werden das bewährte Modell der Doppelspitze in der eco Geschäftsführung fortsetzen – wie werden Sie sich die Aufgaben denn konkret aufteilen?

Rabe: Ab August 2023 werde ich insbesondere für die Finanzen der eco Group verantwortlich sein. In meinem Verantwortungsbereich liegt aber auch weiterhin die politische Positionierung der Verbandsarbeit und die entsprechende Repräsentanz gegenüber den politischen Stakeholdern als auch die Interaktion mit unseren Mitgliedern zur Meinungsfindung von politischen Forderungen und Positionen. Konkret werde ich daher den Geschäftsbereich Politik, Recht & Regulierung als auch das Berliner Hauptstadtbüro des eco weiterhin verantworten. Natürlich bleibe ich auch für die von mir mit-initiierte Allianz zur Stärkung digitaler Infrastruktur verantwortlich und freue mich hier insbesondere auf die Bedeutung des Ökosystems digitaler Infrastrukturen für eine leistungsstarke und nachhaltige Digitalisierung aufmerksam zu machen.

Ebenfalls werde ich auch weiterhin die für unseren Verband so zentrale Außendarstellung über den Geschäftsbereich Verbandskommunikation / Politische Kommunikation verantworten und die Internationalisierung des eco weiter vorantreiben.

Weiss: In meinen Verantwortungsbereich fallen die strategisch relevanten Themen, die zur Mitgliederbindung und -neugewinnung ausgerichtet sind. Hier gibt es auch direkte Synergien mit dem ebenfalls von mir verantworteten Geschäftsbereich Marketing & Events. Aber auch die Koordination und Fortführung der zahlreichen Förderprojekte wie GXFS und Autowerkstatt 4.0 oder europäische Förderprojekte wie Tango und Fame werden im Geschäftsbereich Digitale Geschäftsmodelle weiterhin betreut. Hier werden auch grundlegende eco Themen wie KI, IoT, Mobility und New Work weiter entwickelt und ein übergreifendes Konzept zur Einbindung unserer Mitglieder etabliert.

Auch die CSA – Certified Sender Alliance fällt in meinen Bereich und wird in den kommenden Jahren ein neues Geschäftsmodell etablieren und gleichzeitig unseren Mitgliedern und der Marketingbranche einen relevanten Mehrwert für E-Mail-Marketing gemäß der regulatorischen Anforderungen bieten. Generell fällt auch der Bereich Human Resources in meinen Verantwortungsbereich.

 

Welche Ziele haben Sie sich für den Verband gesetzt? Was wollen Sie in den ersten 100 Tagen anpacken, was steht in den nächsten zwei Jahren ganz oben auf Ihrer Agenda?

Weiss: Zunächst konzentrieren wird uns auf die angesprochenen organisatorischen Anpassungen. Darauf aufsetzend werden wir in einem Strategieprozess die Stärken des Verbandes fokussieren. eco ist seit je her der führende Verband für digitale Infrastrukturen mit Internet Technologien, erweitert um die Cloud und digitaler Dienste. Das aktuelle heiße Thema in Europa ist der Aufbau föderierter dezentraler Daten-Infrastrukturen und Ökosysteme. Unser Einsatz als eco Verband hat gezeigt, dass wir insbesondere im Umfeld der technischen Betreiber solcher Ökosysteme in Deutschland, aber auch in Europa einzigartig aufgestellt sind. Diese Stärke werden wir künftig noch schlagkräftiger ausspielen.

Rabe: Wir wollen in den ersten 100 Tagen vor allem mit unseren Aktivitäten die Grundlage für ein nachhaltiges Mitgliederwachstum legen und die Zusammenarbeit mit unseren bestehenden Mitgliedern weiter intensivieren. Wir werden also künftig noch mehr Unternehmen von unseren Services und Mehrwerten einer Mitgliedschaft im eco Verband überzeugen und auch verstärkt mit Mitgliederinitiativen das Involvement und die Bindung unserer über 1.000 Mitgliedsunternehmen an den eco stärken.

 

Kaum eine andere Branche hat sich in den letzten 25 Jahren so rasant entwickelt wie die Digitalbranche, die inzwischen zu den am schnellsten wachsenden Branchen in Deutschland und Europa zählt – wo sehen Sie die größten Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren für Ihre Mitgliedsunternehmen und wie wollen Sie als Verband hier unterstützen?

Rabe: Die Dynamik der Digitalisierung sowie die Brisanz der Fragestellungen rund um unseren Umgang und Einsatz digitaler Technologien und Dienste nehmen stetig zu, die Kernfragen der Digitalisierung sind allerdings seit über 25 Jahren fast gleichgeblieben. Hierzu zählen u.a. die Frage danach, wie wir angesichts stetig wachsender Anforderungen an Rechenleistung leistungsstarke, verlässliche, sichere und nachhaltige digitale Infrastrukturen ausbauen und stärken können. Zeitgleich steht aber auch zunehmend die Frage danach, wie wir Digitalisierung grundsätzlich zum Wohle der Menschen einsetzen und nutzen im Mittelpunkt vieler öffentlicher Diskussionen; dieser Themenkomplex gewinnt aus meiner Sicht auch zurecht an Bedeutung. Politik, Zivilgesellschaft und auch Medien erwarten von unserer Branche, dass wir zu diesen Fragen Antworten geben und Positionen beziehen.

Hier sehe ich eine wesentliche Aufgabe für uns als Verband, diese Positionen gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen zu entwickeln und im Austausch und Diskurs mit der Öffentlichkeit und der Politik über diese Fragen zu diskutieren und belastbare Zukunftsszenarien zu entwickeln.

 

Digitale Dienste und Technologien stehen aktuell in Medien und Öffentlichkeit teils stark unter Beschuss, zum Beispiel hinsichtlich ihrer Klimabilanz oder auch im Kontext der aktuellsten Quantensprünge in der KI Entwicklung – wie bewerten Sie diese Debatten und in welcher Rolle sehen Sie hier den eco als Branchenverband?

Weiss: Es ist richtig und wichtig, dass diese Debatten geführt werden und wir als Branche diese Fragen, die die Welt an uns richtet, auch ernst nehmen. Wir vertreten hier ganz klar die Meinung, dass die Digitalisierung und damit auch unsere Branche Teil der Lösung für viele globale Herausforderungen, wie beispielsweise die Bewältigung des Klimawandels und der Umgang mit Ressourcenknappheit sind. Ich sehe es als unsere Aufgabe als Verband, diese Positionen nicht nur zu vertreten, sondern auch die praktische Umsetzung mitgestalten, Orientierungshilfen leisten und das Einzelengagement vieler Unternehmen zu diesen wichtigen Zielen unter unserem Dach zu bündeln und damit in ihrer Außenwirkung noch stärker zu machen.

 

Sie sind beide bereits seit Jahren für den eco Verband tätig, wo sehen Sie die Stärken des Verbands, welche Mehrwerte bekommen Mitgliedsunternehmen beim eco, die es so nicht auch in vergleichbaren Branchenverbänden gibt?

Rabe: Wir sind sicherlich nicht wie jeder Verband, da wir eben nicht „nur“ Sprachrohr der Branche sind, wir sind auch selbst Teil der Branche durch unsere 100%ige Anteilseignerschaft am DE-CIX, dem größten Internetaustauschknoten mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Damit sind wir sehr dicht am Puls der Zeit und den Bedarfen unserer unterschiedlichsten Mitglieder. Wir sind authentisch, wir sind Teil der Branche und man kann sich sicher sein, dass unsere Positionen und Forderungen in einem ausgewogenen Mitgliederdialog zustande kommen und so stets ein verlässliches Gesamtbild der Branche widerspiegeln. Nicht zuletzt können unsere Mitglieder alle vier Jahre anlässlich der Bundestagswahlen beispielsweise auch die wesentlichen politischen Positionen und grundsätzlichen Linien der Verbandsarbeit in unserer Internetpolitischen Agenda gemeinsam ausdefinieren.

 

Weiss: Unsere Stärke ist unsere Fokussierung auf das Internet und die damit verbundene Vielfalt und ein seit über 25 Jahren gewachsenes starkes Netzwerk in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, das wir im Prinzip jedem Mitgliedsunternehmen – egal ob Global Player, Mittelstandsunternehmen oder Start-up, gleichermaßen zur Verfügung stellen. Wir verstehen uns als Plattform und Verstärker für die Themen, die unseren Mitgliedern am Herzen liegen und bieten eine Vielzahl an Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen unserer Kompetenzgruppen, Events und Publikationen, die allen unseren Mitgliedsunternehmen frei zugänglich sind.

 

Vielen Dank für das Interview!

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