03.09.2020

Standpunkt Logistik und IoT: Internet of Things macht die Logistik beherrschbar

Status Quo

Frachtbewegungen in Echtzeit abbilden, Lieferkosten sparen, Transporte überwachen und vom Kunden bis zum Erzeuger zurückverfolgen – das Internet of Things (IoT) macht die Logistik smart, nachhaltig und sozial. Die Branche setzt auf digitale Lösungen, um Waren- und Informationsflüsse über das Internet zu synchronisieren, Prozesse zu automatisieren, Lieferketten zu vernetzen, Transporte zu sichern und zu beherrschen.

1. E-Commerce und Globalisierung treiben Logistik an

Die Logistikbranche profitiert von der fortschreitenden Globalisierung und dem florierenden Online-Handel. So kaufen sieben von zehn Internetnutzern in der EU online ein – Tendenz steigend. Nicht nur Verbraucher shoppen im Web, sondern auch Einkäufer in der Beschaffung. So wird der E-Commerce in B2B und B2C von insgesamt 45,1 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 74,7 Milliarden Euro im Jahr 2025 wachsen.

2. Steigende Kundenerwartungen fordern Logistik heraus

Die Logistik ist der Flaschenhals des Online-Handels. Steigende Kundenerwartungen fordern die Branche heraus. So stellen sich die Anbieter auf immer schnellere Transporte ein: Taggleiche Lieferungen sollen bis 2023 bei 78 Prozent liegen. Im Jahr 2028 soll dann sogar eine Zustellung in einem Zeitfenster von zwei Stunden der Normalfall sein. Nicht zuletzt möchten heute bereits acht von zehn Online-Shoppern vor dem letzten Klick beim Kauf einen Lieferzeitpunkt sehen – fehlt die Information, bricht jeder Dritte seinen Einkauf ab.

3. Globale Transportketten sind nur noch digital beherrschbar

Reisen immer mehr und immer kleinere Pakete um die Welt, verkompliziert sich das Supply Chain-Management. Dezentrale, multimodale und globale Transportketten sind nur noch über digitale Technologien beherrschbar. Mit IoT-Lösungen lassen sich Warenbewegungen verfolgen und Prozesse intelligent automatisieren – rund um die Welt, rund um die Uhr.

4. Nachfrage läuft an Anbietern ohne digitale Technologien vorbei

Anbieter müssen digitale Werkzeuge vollumfänglich einsetzen, um dafür zu sorgen, dass die globale Nachfrage nicht an ihnen vorbeiläuft. Fest steht: Das weltweite Transportvolumen soll bis 2024 auf rund 92 Milliarden Tonnen anwachsen (2015: 55 Milliarden Tonnen). Supply Chains mit analogen Prozessen bringt das an ihre Grenzen.

5. Smarte Logistik braucht IoT-Vernetzung und -Datenaustausch

Die Logistik hat ihre Systeme und Anwendungen untereinander nicht verknüpft. Auch teilen die Unternehmen kaum Daten mit Partnern in der Lieferkette. Wo Vertrauen fehlt, bleibt Potenzial ungenutzt. Nur wenn sich Waren- und Informationsflüsse in vielschichtigen Supply Chains über das Internet zeitsynchron bewegen, lassen sich etwa Peitscheneffekte (Bullwhip-Effects, also das Aufschaukeln von Bestellschwankungen in vorgelagerte Richtung der Lieferkette) kompensieren, Be- und Entladevorgänge beschleunigen und Wartezeiten an Rampen und Umschlagplätzen verkürzen. Wer Trailer, Zugfahrzeuge und Container über das IoT überwacht, der verhindert zudem Diebstähle: Assets lassen sich in Echtzeit verfolgen und Mitarbeiter im Falle des Falles sofort alarmieren.

6. Künstliche Intelligenz macht Logistik agil und anpassungsfähig

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Logistik. Zum Beispiel unterstützen autonome Fahrzeuge die Arbeit in den Umschlagzentren. Vollautomatisch disponiert navigieren, be- und entladen sie Fracht. Darüber hinaus managen KI-Anwendungen Supply Chains: Intelligente Algorithmen optimieren Warenflüsse, reduzieren Inventarkosten und beschleunigen Lieferungen, indem sie Angebot und Nachfrage prognostizieren. KI macht die Branche agiler, sodass sich Anbieter rascher an verändernde Märkte anpassen können. Fest steht: Setzt die Logistik KI bis 2025 breit ein, erhöht sie damit ihre Produktivität um 14 Prozent.

7. Ohne smarte Logistik keine intelligente Fertigung

Ob Just-in-Time oder Just-in-Sequence – intelligente Fabriken halten Bauteile nicht mehr kostenintensiv auf Vorrat, sondern lassen sie sich bedarfssynchron zuliefern. Digitale IoT-Lösungen für das Supply Chain-Management gewinnen daher auch in B2B- und Intra-Logistik an Bedeutung. Damit sich Rohstoffe, Waren und Erzeugnisse termintreu und global austauschen lassen, sind adaptive Transportdienstleistungen notwendig. Darüber hinaus lassen sich über das Internet etwa Erschütterungen und Temperaturen unterwegs überwachen, sodass sich mögliche Qualitätsmängel remote erkennen lassen. Kommen beschädigte Bauteile erst gar nicht in die laufende Fertigung, läuft die Produktion ungestört weiter.

8. Logistik verknüpft Transport- und Verkehrsmittel übergreifend

Die smarten Städte von morgen verknüpfen Transport- und Verkehrsmittel übergreifend. Konzepte, wie diese basieren auf dem verstärkten Einsatz digitaler IoT-Technologien. Das macht die Mobilität der Zukunft nicht nur gesünder, sicherer und umweltverträglicher, sondern individueller. Offene Plattformen sammeln Daten aller Verkehrsträger und liefern passende Mobilitätsservices für Mensch und Fracht. So wird die Zukunft der urbanen Mobilität mit weniger und dafür besser ausgelasteten Fahrzeugen mehr leisten. KI optimiert Routen und sorgt dafür, dass Passagiere und Pakete sicher, effizient und ressourcenschonend an ihr Ziel gelangen.

9. IoT macht Logistik nachhaltiger und sozialer

Nachhaltigkeitsaspekte werden im Supply Chain-Management wichtiger. Initiativen wie Fridays-for-Future rufen die Weltwirtschaft zum Umdenken auf. Zwar gehen 67 Prozent der Logistikentscheider in Deutschland davon aus, dass Nachhaltigkeit für das eigene Unternehmen hohe Bedeutung hat. Aber nur die wenigsten Anbieter erfassen bereits den eigenen CO2-Ausstoß. IoT-Lösungen werden das ändern. Nicht nur, um Ressourcen zu schonen, sondern auch, um Prozesse nachhaltiger zu organisieren. Digital rückverfolgbare Lieferketten machen etwa in der Agrarwirtschaft Produktions- und Anbaubedingungen transparent, weisen auf Missstände hin und gewährleisten die Einhaltung internationaler Standards im Hinblick auf Menschenrechte, Ökologie und faire Entlohnung.

10. IoT sorgt für Fairness und Sicherheit im Transportmarkt

Lenk- und Ruhezeiten einhalten und Mindestlöhne erhalten – das IoT macht Europas Straßen sicherer und verbessert die Arbeitsbedingungen der Fahrerinnen und Fahrer. Dazu wird der ab 2025 in der EU verbindliche intelligente Tachograph etwa über Fahrtzeiten, Pausen und Standorte wachen, wie es das am 9. Juni 2020 verabschiedete EU-Mobilitätspaket vorsieht. Demnach dürfen Fahrerinnen und Fahrer beispielsweise ihre wöchentliche Ruhezeit nicht in der LKW-Kabine verbringen. Kabotage bleibt auf drei Transporte beschränkt – danach muss das Fahrzeug ein Land für mindestens vier Tage verlassen. Darüber hinaus haben Fahrerinnen und Fahrer bei Binnentransporten Anspruch auf den landesüblichen Mindestlohn. So macht das IoT den Transportmarkt fairer und Straßen sicherer.

11. Resiliente Supply Chains brauchen Vernetzung und IT-Sicherheit

Jede zweite Logistikfirma in Deutschland erwartet, dass sich Risiken für das eigene Beschaffungsmanagement deutlich verschärfen. Insbesondere sind Hackerangriffe, Computerviren und Schadsoftwares auf dem Vormarsch: Drei von vier Entscheidern bei Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sehen darin eine wachsende Gefahr für die Supply Chain. Obwohl die Branche davon ausgeht, dass sich das Risikoumfeld insgesamt verschärft, betreibt die große Mehrheit kein ganzheitliches Risikomanagement in der Supply Chain. Fest steht: Nicht nur angesichts von Jahrhundertereignissen wie der Coronavirus-Pandemie sind Anbieter gut beraten, Risiken agil und effizient zu managen, sondern auch, um IT-Gefahren abzuwehren. Wenn Waren und Informationen zeitsynchron fließen, macht das Supply Chains resilient. Wer Liefernetzwerke über das IoT transparent überwacht, erkennt Bedrohungen, leitet Gegenmaßnahmen ein, sichert so die Versorgung – und den Geschäftsbetrieb.

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