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18.08.2020

„Wir bringen KI-Innovationen in die Handwerksbetriebe“

Thomas Gebhardt ist Innovationsberater mit dem Schwerpunkt Digitalisierung der Handwerkskammer Region Stuttgart. Er unterstützt Handwerksbetriebe dabei, Innovationen aus Forschung und Lehre ins Handwerk zu übertragen – unter anderem aus dem Forschungsprojekt Service-Meister. Wie dadurch künstliche Intelligenz (KI) Handwerksbetriebe bald unterstützen könnte, darüber spricht er im Interview.

Herr Gebhardt, wie können Handwerksbetriebe von Service-Meister profitieren?
Es gibt im Handwerk einen massiven Fachkräftemangel. Daher suchen wir nach Lösungen wie Service-Meister, die auch geringer qualifiziertes Personal zu komplexen Aufgaben befähigen. Die Handwerkskammer Stuttgart ist eine der größten in Deutschland, rund 30.000 Handwerksbetriebe sind bei uns eingetragen. Die Bandbreite reicht dabei vom Einzelunternehmer bis zum größeren Mittelständler – im Schnitt haben unsere Mitgliedsbetriebe jedoch nur sechs bis sieben Mitarbeiter und sind damit recht klein. Wir bringen KI-Innovationen in die Handwerksbetriebe, so können diese ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Welche Branchen kann Service-Meister zukünftig unterstützen?
Hier denke ich vorallem an Heizungs-, Sanitär- und Klimabetriebe sowie Elektrobetriebe, bei denen die Digitalisierung ohnehin bereits weit fortgeschritten ist. Aber auch die Baubranche und natürlich Gebäudereinigungsunternehmen haben, aufgrund der Differenz zwischen Realität und Anforderungen, großen Bedarf. Die künstliche Intelligenz (KI)-Lösungen von Service-Meister sind dabei besonders für mittelgroße Handwerksbetriebe interessant mit typischerweise 20-50 Mitarbeitern. Die haben die Zeit und das Geld, sich mit Innovationen auseinander zu setzen und entsprechend zu investieren.

Wie kann Service-Meister diese Betriebe unterstützen?
Die KI verbirgt die Komplexität der Prozesse und befähigt so Mitarbeiter zu schwierigen Aufgaben, ohne dass diese Zusatzqualifikationen erlangen müssten. Maschinen können Nutzer beispielsweise anleiten, wie sie diese entsprechend der Bauvorschriften nutzen. Ein intelligenter Bohrer weiß etwa, welches Teil wie und wo befestigt werden muss. KI hilft auch bei der Einsatzplanung der Geräte inklusive Einsatzorten und -zeiten. Mittels predictive Maintenance erkennt die KI etwa, wann das Sanitärunternehmen eine Heizung warten soll und führt den Mitarbeiter durch den komplexen Wartungsprozess. Der Gebäudereiniger sieht, welche Fläche er mit welchem Mittel und mit welcher Intensität reinigen soll und kann die geforderte Reinigungsqualität direkt kontrollieren. Die Möglichkeiten sind extrem vielfältig.

Wo liegen dabei die größten Herausforderungen?
Der Schlüssel ist die Usability. KI für den Blaumann muss einfach und selbsterklärend sein, sprich nutzbar ohne weitere Zusatzqualifikationen. Nur so setzen sie sich beispielsweise auf der Baustelle im Arbeitsalltag durch. Berücksichtigen müssen wir dabei auch, dass viele Menschen mit unterschiedlichen Muttersprachen mit den Tools arbeiten können.

Wie helfen Sie Unternehmen konkret dabei, von KI zu profitieren?
Als Handwerkskammer bieten wir unseren Mitgliedsunternehmen ein großes Spektrum an kostenfreien Events und Workshops an. Hier fragen wir den Bedarf der Betriebe ab und identifizieren die Pain Points. Im Zentrum stehen dabei unser Informationsangebot und der Erfahrungsaustausch. Wir machen den Unternehmen zudem das Angebot, an innovativen Projekten wie Service-Meister mitzuwirken. Dabei binden wir auch stark unsere Bildungsakademie ein, die dabei hilft, Qualifikationslücken zu schließen. Als vom BMWI geförderter BIT-Berater, sprich als Beauftragter für Innovations- und Technologietransfer, berate ich Betriebe und unterstütze aktiv den Wissens-Transfer aus Wissenschaft und Forschung in den Alltag.

Herr Gebhardt, vielen Dank für das Interview!

Thomas Gebhardt