13.02.2018

„Dieser Spagat ist nicht immer leicht zu meistern“

Widerstandsfähigkeit und Stressresistenz sind heutzutage in der digitalen Arbeitswelt wichtiger denn je. Dabei werden gerade Personalchefs gleich in doppelter Hinsicht gefordert, wie Ursula Vranken, CEO und Gründerin des IPA – Institut für Personalentwicklung und Arbeitsorganisation, im Interview erläutert.

Frau Vranken, inwiefern ist Resilienz, also die psychische Widerstandskraft, ein Thema für die Personalarbeit?

Das Thema ist in zweierlei Hinsicht interessant. Einerseits ist die Personalabteilung der Ort, an dem schnell auffällt, wenn die Krankenstände zu hoch sind oder sich Menschen wegen Überforderung melden, und an den auch ungelöste Konflikte oder Streitereien am Arbeitsplatz schlussendlich eskaliert werden. HR ist dann oft gefragt, mit Mitarbeitern und Führungskräften Lösungen zu entwickeln, die es allen ermöglicht, gesund und zufrieden weiterzuarbeiten.

Auf der anderen Seite sind Personaler natürlich auch selbst von Stress, Hektik und widersprüchlichen Anforderungen betroffen. Personaler sollen auf der einen Seite Business-Partner sein, Strategien entwickeln, wenn es sein muss auch harte Verhandlungen mit Betriebsräten führen, auf der anderen Seite müssen sie aber auch immer den individuellen Menschen mit seinen persönlichen Problemen und Herausforderungen sehen. Dieser Spagat ist nicht immer leicht zu meistern.

Ist dieses Thema erst durch die vernetze Welt aufgekommen?

Das Thema gab es schon immer, aber durch die vernetzten und flexiblen Arbeitsformen entstehen natürlich auch neue Stressfaktoren. Neue digitale Kommunikationsmedien, das always on und ständige Erreichbarkeit bis spät am Abend lassen die richtige Be- und Entlastung oft aus dem Gleichgewicht geraten. Viele Menschen fühlen sich dadurch extrem gestresst und sind auch vielfach nicht auf die neue digitale Arbeitswelt vorbereitet. Das sollten wir ändern.

Warum bieten Sie diesen Workshop an?

Personaler sind oft für andere da und kümmern sich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter. In diesem Workshop am 27. Februar ist es einmal umgekehrt. Wir wollen uns die spezifischen Stressfaktoren der HR-Arbeit anschauen und Strategien entwickeln, wie eine stärkenorientierte Personalarbeit aussehen kann.

Was sind Ihre persönlichen Empfehlungen, um mit den neuen Herausforderungen umzugehen?

1. Suchen Sie sich eine Arbeit, die Ihnen wirklich Spaß macht und die zu Ihren Fähigkeiten passt – auf Dauer in einer Umgebung und in einem Job zu arbeiten, der nicht zu Ihren Stärken passt, macht sie bestenfalls nicht glücklich, im schlimmsten Fall aber krank!

2. Never give up learning – die beste Strategie gegen Überforderung und Stress ist die, sich ständig fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Da ist der Kurs in Social Media genauso wichtig wie ein Yoga- oder Meditationskurs.

3. Planen Sie Tage des Nichtstuns und auch eine digitale Diät (Geräte abschalten) kann von Zeit zu Zeit hilfreich sein!

Ursula Vranken
© Ursula Vranken