27.01.2023

Falk von Bornstaedt über Strategien beim Übergang von IPv4 zu IPv6

IPv6 sollte bald zum vorherrschenden Transportprotokoll werden, fordert die Kompetenzgruppe Netze im eco Verband. Eine eco Umfrage ermittelt aktuell, welche Hürden Unternehmen aktuell noch daran hindert, vollständig von IPv4 auf IPv6 zu wechseln. Der Leiter der eco Kompetenzgruppe Netze Falk von Bornstaedt erläutert im Kurzinterview die Hintergründe. 

Herr von Bornstaedt, warum ist die Umstellung von IPv4 auf IPv6 nötig?
Das Internet ist viel stärker gewachsen als 1980 prognostiziert, seit vielen Jahren reicht der Adressraum nicht mehr aus. IPv6 vergrößert den Adressraum von 4,3 Milliarden (4,3 • 109 )auf die unvorstellbare Zahl von 340 Sextillionen (3,4 • 1038 ). Die noch andauernde Übergangsphase ist dadurch gekennzeichnet, dass viele Systeme sowohl IPv4 als auch IPv6 beherrschen. Dieser doppelte Weg ist nur übergangsweise sinnvoll, langfristig bindet dies unnötige Ressourcen bei den Betreibern und den Netzen.

Warum dauert die Umstellung so lange?
Das ist eine der Fragen, die wir mit unserer Umfrage klären wollen. Die Umstellung ist mit Kosten verbunden, die so lange wie möglich hinausgeschoben werden. Internet Service Provider in Deutschland fürchten beispielsweise Call Center Kosten in der Umstellung, wenn es irgendwo hakt. In der beruflichen und akademischen Ausbildung nimmt IPv6 immer noch einen viel zu geringen Raum ein.

Das Internet dient heute zu einem großen Teil der Video-Distribution. Dabei lässt sich mit der Übergangslösung Network Address Translation (NAT) recht gut arbeiten. Solange viele Systeme IPv6 noch nicht beherrschen, müssen beide Systeme parallel gefahren werden.

Wie wollen Sie die Internetwirtschaft bei der Umstellung unterstützen?
Wir möchten niemanden anprangern, sondern diejenigen herausstellen, die schon erfolgreich mit IPv6 unterwegs sind. So nutzt T-Mobile US beispielsweise schon seit einem Jahrzehnt fast ausschließlich IPv6 – und das ohne Probleme. Als der Mobilfunk expandierte, waren IPv4 Adressen schon knapp, sodass diese Sparte schon weitgehend IPv6-fähig ist. In der Kompetenzgruppe Netze tauschen wir uns aus über erfolgreiche Strategien beim Übergang von IPv4 zu IPv6.

Wie lange wird es denn noch IPv4 geben?
IPv4 wird es noch lange geben. Es gibt Maschinen mit fest programmierten IPv4 Adressen, wo eine Umstellung unmöglich ist. Wir müssen es aber schaffen, IPv6 zum vorherrschenden Transportprotokoll zu machen, um die Abhängigkeit von IPv4 abzulösen.

Es würde den Übergang beschleunigen, wenn wir uns auf einen Stichtag einigen, ab dem IPv4 als Sonderfall deklariert wird. Keinesfalls wollen wir aber die globale Erreichbarkeit gefährden.

Herr von Bornstaedt, vielen Dank für das Interview!

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Falk von Bornstaedt