11.11.2022

KG Netze zu Besuch in der Smart City Wolfsburg

Auf Einladung der Kompetenzgruppe Netze im eco –Verband der Internetwirtschaft e.V. diskutierten Expert:innen am 10. November 2022 im Nordkopf Tower in der Stadt Wolfsburg über den aktuellen Stand und Entwicklungen in den Bereichen Sensorik, Big Data, künstliche Intelligenz und LoRaWan sowie Netzwerkmanagement und Cybersecurity. Die Teilnehmenden erhielten dabei einen exklusiven Blick in die „Schaltzentrale“ der Smart City Wolfsburg, wie das Rechenzentrum der WOBCOM GmbH, deren digitale Infrastruktur die Stadtwerke Wolfsburg AG und ihre Tochtergesellschaft WOBCOM GmbH bereits seit 2016 auf- und kontinuierlich ausbauen.

Städte sind im Wandel. Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Lebenswelten der Stadtgesellschaft. In einem Grußwort berichtete Dalibor Dreznjak über Möglichkeiten, Risiken und Chancen bei der digitalen Transformation von Städten. „Im Fokus aller digitalen Veränderungsprozesse stehen digitale Mehrwerte für Bürgerinnen und Bürger, die sie in ihrer Lebens- und Arbeitswelt aktiv nutzen können“, erläutert der Leiter Unternehmensentwicklung und Kommunikation der Stadtwerke Wolfsburg AG. Die Stadt Wolfsburg sei dabei frühzeitig den Weg zur Smart City gegangen. „Smart City geht nur gemeinsam. Die Stadtverwaltung hat daher die vorhandenen Kompetenzen gezielt in verschiedenen Initiativen, wie #WolfsburgDigital oder dem Testfeld Digitale Mobilität, gebündelt. Als Stadtwerke gestalten wir mit der WOBCOM den Wandel zur Smart City Wolfsburg maßgeblich mit, in dem wir in neue digitale Technologien und technische Infrastrukturen investieren.“ Um mit Hilfe der Digitalisierung Prozesse zu vereinfachen, werden allerdings Daten benötigt. Zur deren Speicherung und Analyse und damit diese auch tatsächlich zwischen den Akteuren „fließen“ und somit neue Anwendungsfälle geschaffen werden können, haben Stadtwerke und WOBCOM die Offene Digitale Plattform (ODP) entwickelt, eine eigene urbane Datenplattform-Lösung. Dazu Anatoli Seliwanow, Leiter Betrieb bei der WOBCOM GmbH: „Unser großer Vorteil ist, dass wir die Infrastruktur erst einmal neutral sehen. Dies ermöglicht uns, die beste Lösung für jeden Anwendungsfall zu finden – herstellerunabhängig und technologieoffen.“

Doch wie steht es tatsächlich um die Internet-Infrastruktur, ihre Dienste und Anwendungen in Deutschland? Die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen haben gezeigt, dass lebenswichtige Adern wie Pipelines oder Internetkabel nur unzureichend geschützt und die digitale Verletzlichkeit von Demokratien zunimmt.

Um solche geopolitischen Risiken zu reduzieren, sind schnelle und zuverlässige IT-Lösungen gefragt, um den reibungslosen Betrieb in Städten und Unternehmen aufrechtzuerhalten. Eine wichtige Säule ist an dieser Stelle ein effektives Krisenmanagement von Cybervorfällen. Cyber Incident Management umfasst die organisatorische und prozessuale Prävention und Reaktion auf erkannte oder vermutete IT-Störungen in Kommunen und Unternehmen. „81 bis 91 Prozent der Manager:innen und Abteilungsleiter:innen im Informationssicherheitsbereich schätzen die Fähigkeit ihrer Organization auf Cybervorfälle zu reagieren als mittelmäßig oder schlecht ein. Dabei kann eine schnelle und professionelle Reaktion auf den Vorfall das Ausmaß des Schadens immens senken.”, betonte Leona Stege, Marsh Deutschland.

In der Folge sind Konzepte zum Erhalt und Ausbau von hohen Datensicherheits- und Datenschutzniveaus gefragt. Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik arbeiten daher bereits auf internationaler Ebene im Verbundvorhaben GAIA-X an einer vernetzten Dateninfrastruktur für ein europäisches digitales Ökosystem. Ziel dabei ist, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit zu garantieren. Eines dieser Projekte ist das Verbundvorhaben TELLUS, in dem unter Leitung des DE-CIX an einer Gaia-X konformen Interconnection Plattform gearbeitet wird. Darüber sollen verschiedene Cloud-Anbieter über den DE-CIX und Internet Service Provider (ISPs) sowohl untereinander als auch mit weiteren Anbietern oder Kunden verbunden werden und integrierter Softwareinstanzen und homogener Schnittstellen eine Gaia-X Netzwerkinfrastruktur bilden. „Wir wollen die use-cases der Kunden verstehen und mit den gewonnenen Informationen künftig kritische Anwendungen wie KI-Applikationen, Echtzeitdatenverarbeitung oder verteilte Softwarelösungen über unsere Cloud-Lösung miteinander automatisiert verknüpfen – unabhängig vom öffentlichen Internet, aber dennoch von dessen Infrastruktur gestützt. Die Ergebnisse werden einen wesentlichen Beitrag zu mehr Datensouveränität leisten“, erläutert Sven Launspach, KAEMI GmbH.

Nach den zahlreichen Impulsen faßte Dr. Falk von Bornstaedt, Leiter der Kompetenzgruppe Netze im eco Verband, die Ergebnisse zusammen:  „Wir haben heute festgestellt, dass es neben den notwendigen Sensoren, Kameras oder Antennen vor allem auch auf stabile, zuverlässige und sichere Netze ankommt. Der Schutz der Netzwerke und damit der potentiellen Kundendaten wird die große Herausforderung der nächsten Jahre sein“, appellierte Dr. Bornstaedt. Viele Kommunen und Unternehmen haben in seinen Augen die Notwendigkeit, ein breites Verständnis für den digitalen Wandel aufzubauen, noch nicht erkannt. „Es braucht neue Strategien und Instrumente, um im Zeichen der Digitalisierung Fachkräfte zu gewinnen und diese kontinuierlich weiter zu qualifizieren. Die Digitalisierung wartet nicht.“

Für das kommende Jahr 2023 sind bereits weitere Termine in Planung, auf Wunsch der Teilnehmer:innen soll der beschleunigte Übergang auf das Protokoll IPv6 aufgegriffen werden. Infos hierzu werden in Kürze unter netze.eco.de bekanntgegeben.

eco Kompetenzgruppe Netzt