02.10.2018

„Das letzte Wort hat immer der Mensch“

Mit dem „Masterplan künstliche Intelligenz“ der Bundesregierung erhält die wichtige Technologie zusätzliche Aufmerksamkeit. Die Anwendungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig, wie Lucia Falkenberg, Chief People Officer (CPO) und Leiterin der Kompetenzgruppe New Work bei eco, weiß: So kann künstliche Intelligenz (KI) ein wichtiges Hilfsmittel im Recruiting-Prozess werden. Im Interview berichtet sie über künftige Möglichkeiten und derzeitige Hürden.

Frau Falkenberg, wird KI in ein paar Jahren den menschlichen Recruiter ablösen?

Auf keinen Fall, aber sie wird den Job eines Recruiters spannender machen. Als ein wertvolles Werkzeug kann sie zeitraubende Routineaufgaben übernehmen. Die KI kann beispielsweise Lebensläufe bewerten und mithilfe von Big-Data-Analysen Prognosen über die Eignung eines Kandidaten abgeben.

Oder der Computer kann geeignete Recruiting-Kanäle identifizieren, um gezielter Kandidaten anzusprechen. Der besondere Charme dabei ist, dass er mit jedem Einsatz lernt und sich stetig verbessert. Außerdem ist KI objektiv, hilft beispielsweise den Halo-Effekt zu vermeiden – und wird am Ende für mehr Diversität im Unternehmen sorgen.

Wie kommen Chatbots zum Einsatz?

Chatbots bieten ebenfalls Entlastung im Recruitingprozess. Sie helfen wiederkehrende Fragen geduldig und zu jeder Tageszeit zu beantworten und schaffen damit Freiraum für den Personaler.

Außerdem zeigt sich, dass Bewerber mitunter offen und positiv auf Chatbots reagieren. So trauen sie sich beispielsweise, der KI auch Fragen zu stellen, die sie gegenüber einem menschlichen Recruiter nur ungern äußern wie etwa die nach dem Dresscode oder dem Gehalt. So verbessert KI die individuelle Candidate Experience.

Gleichzeitig kann der künftige Arbeitsplatz mittels Augmented Reality erlebbar gemacht werden und der Bewerber gewinnt schon früh ein genaueres Bild des neuen Arbeitgebers.

Am Ende wird der Bewerber über den Erfolg von Chatbots entscheiden. Grundregel muss aber auch hier Transparenz sein: Der Bewerber muss immer erkennen können, dass er mit einer ‚Maschine‘ spricht.

Trotzdem wird KI ein wichtiges Hilfsmittel?

Auf jeden Fall! Die Maschine kann Daten erheblich schneller, präziser und effektiver erheben und auswerten. Damit schafft sie Entscheidungsgrundlagen, die der Recruiter für seine Beurteilung nutzen kann.

Letztlich erspart sie dem Menschen eine Menge Zeit – Zeit, die für die Kommunikation von Mensch zu Mensch genutzt werden kann.

Also wird auch künftig keine KI über eine Einstellung entscheiden?

Davon gehe ich nicht aus. Die Erfahrung und Intuition eines Recruiters lässt sich schwer durch eine Maschine abbilden. Wir arbeiten als Menschen für Menschen, oder anders ausgedrückt: ‚people hire people‘. So hilfreich KI als Werkzeug auch sein wird, das letzte Wort hat auch zukünftig immer der Mensch.

Lucia Falkenberg