02.10.2014

Interview mit Marco Hoffmann – new gTLDs im Fokus

Folge 7 mit dem Bereichsleiter Produktmanagement und Domain Services der InterNetX GmbH aus Regensburg

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Lars Steffen: Willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer Interviewreihe „new gTLDs im Fokus“. Heute mit Marco Hoffmann von InterNetX. Hallo!


Marco Hoffmann: Hallo nach Köln!

Lars Steffen: Einmal ganz kurz in drei Sätzen: Herr Hoffmann, was genau machen Sie bei InterNetX und was haben Sie mit den new gTLDs zu tun?

Marco Hoffmann: Ich bin Head of Domain Services mit Sitz in Regensburg, das heißt ich bin zuständig für die Implementierung oder auch für die Akkreditierung der einzelnen TLDs, sei es ccTLDs oder gTLDs beziehungsweise new gTLDs. Wir sind ein Domain-Registrar und verwalten aktuell 3,6 Millionen Domains. Zusätzlich haben wir die Produkte SSL-Zertifikate oder auch verschiedene Server-Dienstleistungen im Portfolio.

Lars Steffen: Dann haben Sie ja eine gute Marktübersicht. Fangen wir doch gleich mal mit der ersten Frage an: Was macht für Sie eine gute und erfolgreiche TLD im Allgemeinen aus?

Marco Hoffmann: Das ist ein Mix aus verschiedenen Faktoren. Da geht es einmal um Zahlen, denn der Preis spielt eine große Rolle. Genauso aber auch die Akzeptanz auf dem Markt: Ist die TLD mit Leben erfüllt, lebt die Zone? Das ist ganz wichtig. Wenn eine TLD nur aus geparkten Domains besteht, steigert das nicht den Wert der Zone. Das heißt, die Zone muss leben. Die Domains müssen wirklich genutzt werden. Das macht eine TLD erfolgreich.

Lars Steffen: Sind Sie bei InterNetX der Meinung, dass inzwischen genug Kunden und Interessenten von den neuen TLDs Bescheid wissen?

Marco Hoffmann: Aktuell glaube ich das nicht. Die Marktdurchdringung und Akzeptanz ist noch zu gering. Vor allem im Bezug auf den Endkunden – aber es wird mehr. Wir sehen vor allem, dass die Registrare mit direktem Endkundenkontakt sich da etwas leichter tun. Sie schaffen eine Awareness beim Kunden. Wir sind mehr im B2B-Bereich beheimatet. Das heißt, wir müssen die Durchdringung über den Reseller zum Endkunden schaffen. Das ist noch ein bisschen schwierig. Wir sehen aber: Je mehr TLDs eingeführt werden, desto mehr steigt die Akzeptanz. Gerade bei den interessanten TLDs, also .berlin, oder .bayern. Das sind TLDs, die eine gewisse Awareness schaffen werden.

Lars Steffen: Führt InterNetX in dieser Richtung Maßnahmen und Aktionen durch, um die Awareness zu erhöhen?

Marco Hoffmann: Wir führen Maßnahmen durch. Zum Beispiel schreiben wir unsere Kunden personalisiert an. Beim Launch von .berlin zum Beispiel Kunden aus Berlin oder dem Umland. Nach Analyse unseres Domain-Bestandes haben wir auch die Kunden informiert, die wiederum Kunden in Berlin haben. Wir geben Whitepaper heraus, um die new gTLDs und die Prozesse zu erklären und etwas Awareness zu schaffen.

Lars Steffen: Sie haben schon ein paar neue TLDs genannt. Werden sie im Allgemeinen ein Erfolg oder nur einige und wenn ja, welche? Können Sie eine Einschätzung abgeben, welche Tendenzen in diesem Bereich vorliegen?

Marco Hoffmann: Es wird Erfolge geben, davon gehe ich aus. Aktuell sind über 2 Millionen Domains beziehungsweise new gTLDs registriert. Das heißt, gewisse Erfolge sind bereits da. Es ist aber noch zu früh, um eine genaue Prognose zu treffen. Einige TLDs werden vielleicht kein Erfolg werden oder hinter ihren gewünschten Zahlen hinterher hinken. Ich denke allgemein werden die new gTLDs ein Erfolg werden.

Lars Steffen: Wie Sie schon sagten, haben Sie einen Überblick über den gesamten Domain-Markt. Welche Auswirkungen werden Ihrer Meinung nach die neuen TLDs auf die bestehenden TLDs haben?

Marco Hoffmann: Es ist noch zu früh für genaue Prognosen. Ich denke, es wird eine gewisse Koexistenz geben. Einige der etablierten TLDs werden vielleicht ein wenig Einfluss abgeben müssen.
Durch verschiedene, jetzt getroffene Marketingmaßnahmen sehe ich die new gTLDs eher als eine Chance für die bestehenden TLDs. Viele Registrare versuchen, TLDs oder speziell new gTLDs zu pushen. Verschiedene Regierungen, Städte und Behörden pushen ihre Geo-TLDs wie beispielsweise .hamburg und erzeugen damit in der Öffentlichkeit eine gewisse Aufmerksamkeit. Ich denke davon profitieren alle TLDs, auch die Alten.

Lars Steffen: Sie sagten InterNetX bewegt sich in erster Linie im B2B-Bereich. Sehen Sie ein großes Interesse Ihrer Kunden an den neuen TLDs? Haben Sie bestimmte Zielgruppen?

Marco Hoffmann: Es gibt großes Interesse, natürlich abhängig von der TLD. Wenn aus unserem primären Markt eine deutsche Geo-TLD startet, gibt es ein größeres Interesse.
Das generelle Interesse muss man schaffen, da die Kunden wegen relativ teuren TLDs noch vorsichtig sind. Weil die Kunden uns häufiger auf das Thema ansprechen, versuchen wir ihr Interesse weiter zu fördern.

Lars Steffen: Okay. Warum sollten die Endkunden Ihrer Meinung nach – gerade bei den neuen TLDs – zugreifen?

Marco Hoffmann: Ich denke es gibt mehr Möglichkeiten. Wenn ich mir die Registrierungszahlen ansehe, .de mit 15 Millionen, .net mit 16 Millionen und .com sogar mit 116 Millionen, wird es schwierig, einzelne interessant klingende Namenskombinationen zu finden. Mit den new gTLDs hat der Kunde mehr Möglichkeiten zur Namensgestaltung und kann den Branding-Effekt besser ausspielen. „urlaub.bayern“ als Beispiel sieht auf einem Werbeplakat, einer Webseite oder einer Zeitschrift viel schöner aus, als ein längerer Name mit vielen Bindestrichen und Umlauten.

Lars Steffen: Schlagen sie Ihren Kunden bei der Domainregistrierung vor, dass bestimmte Namen auch bei den neuen TLDs verfügbar sind?

Marco Hoffmann: Wir versuchen, die Kunden mit verschiedenen Whitepapern zu informieren. Zusätzlich schreiben wir die Kunden personalisiert an und teilen ihnen mit, dass ihr Kundendatensatz zu einer bestimmten Region gehört. Oder wenn wir bestehende Domains sehen, die zum Beispiel das Wort „shop“ enthalten, weisen wir die potentiell interessierten Kunden auf die Einführung der Domain .shop hin. Wir bieten auch einen Who-is-Proxy an, über den alle new gTLDs nach Verfügbarkeit automatisiert abgefragt werden. Wir bieten zudem eine spezielle Preisliste mit Preconditions an. Das heißt, wir haben die new gTLDs von den Standard-TLDs separiert, damit sich die Kunden leichter zurechtfinden. Wir haben das getan, weil die knapp 300 bereits eingeführten TLDs sonst zwischen den „alten“ TLDs etwas untergehen könnten.

Lars Steffen: Bietet InterNetX alle neuen TLDs an?

Marco Hoffmann: Das Ziel ist es, alle neuen TLDs anzubieten. Aufgrund der Vielzahl der Einführungen und unterschiedlichen Schnittstellen ist es schwierig, sofort von Anfang an dabei zu sein. Wenn größere oder viele Kunden eine bestimmte TLD haben wollen, die wir noch nicht auf dem Schirm haben, sprechen wir mit den Kunden und führen diese TLD natürlich ein. Aber das primäre Ziel ist es, dass wir alle neuen TLDs anbieten.

Lars Steffen: Sind Sie direkt ab der Sunrise-Phase dabei? Oder steigen Sie bei einigen TLDs erst später ein?

Marco Hoffmann: Wir versuchen immer, möglichst früh dabei zu sein. Wir sind auch TMCH-Agent. Das heißt, wir haben in unserem Auto-DNS ein System implementiert, über das die Kunden Marken anmelden, verwalten und mit ihrem Sunrise-Auftrag bei der Registry verknüpfen können. Das funktioniert voll automatisiert. In über 90% der Fälle sind wir beim Sunrise dabei. Bei .bayern zum Beispiel waren wir als der größte Registrar in der Sunrise- und Landrush-Phase dabei.

Lars Steffen: Vielen herzlichen Dank, Marco Hoffmann, für die Einblicke in die neuen TLDs bei InterNetX. Ich wünsche noch einen schönen Tag.

Marco Hoffmann: Ihnen auch, vielen Dank!

Lars Steffen: Danke! Wiederhören!

Marco Hoffmann: Tschüss!