5 Fragen an… Andres Dickehut

Aus der Reihe "Innovative Köpfe"

In der Kolumne "5 Fragen an..." interviewen wir regelmäßig innovative Köpfe aus den Bereichen IT-/RZ-Betrieb und Hosting. In dieser Woche stellen wir Andres Dickehut von Consultix vor.

Andres Dickehut ist geschäftsführender Gesellschafter des von ihm 1994 gegründeten Unternehmens Consultix GmbH in Bremen. Consultix ist Technologieführer im Bereich personenbezogener Daten und wurde mehrfach für seine Vorreiterrolle im Bereich Datenschutz und Sicherheit ausgezeichnet, zum Beispiel nach ISO 27001. Mit seinem Unternehmen ist Dickehut unter anderem Mitglied der GDD – Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e.V. und der Allianz für Cyber-Sicherheit. Parallel agiert er mit Consultix als assoziierter Partner des Datenschutz-Forschungsprojekts für Cloud-Dienste „AUDITOR“. Partnerunternehmen von Consultix ist die ColocationIX GmbH, Betreiber des gleichnamigen Hochsicherheits-Rechenzentrums.

Herr Dickehut, Datensicherheit ist seit über einem Vierteljahrhundert das Leitmotiv all Ihrer beruflichen Aktivitäten. Manifestiert hat sich dies, physisch sehr präsent, mit dem Bau Ihres eigenen Rechenzentrums am Standort Bremen. Da musste dann schon etwas Besonderes her, richtig?

Am Anfang meiner Überlegungen stand erstmal nur die Vision: eine kompromisslos sichere Gebäudelösung, die den Daten unserer Kunden ein bombensicheres Zuhause bietet. Doch die Suche nach so einer Heimat in Norddeutschland blieb erfolglos. Manchmal liegt das Gute ungesehen vor der eigenen Haustür und so war es dann auch hier im Bremer Westend. Wir fanden einen Hochbunker, der den schwersten Bombenangriffen auf den Bremer Westen anno 1944 trotzte. Darin erkannte ich unsere ganz eigene Datacenter-Zukunft.

Was waren denn die größten Herausforderungen bei der Transformation vom Atomschutzbunker zum Hochsicherheits-Rechenzentrum, das ColocationIX heute ist?

Die Herausforderungen traten Stück für Stück während des jahrelangen Umbaus zutage, Stolpersteine, die wir im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Weg räumen mussten. Allein für den Einbau eines Aufzuges mussten 200 Tonnen Stahlbeton aus dem Bunker herausgeschnitten werden. Das ist mal eben das Gewicht eines ausgewachsenen Airbus. Planungen, Genehmigungsverfahren und Bauphase waren zwar umfangreich und anspruchsvoll, allerdings konnte ich mich stets auf mein exzellentes Projekt-Team verlassen, so dass wir vor drei Jahren die Türen offiziell öffnen konnten.

Und heute? Nehmen Sie uns doch mit ins Innere des Bunkers …

Heute bieten wir auf 2.500 Quadratmetern Raum für eine absolut dichte Sicherheitsstruktur, die sich IT-Anforderungen kontinuierlich anpasst. Das Gebäude hat acht Stockwerke, von denen fünf als Data Center dienen. Digital und physisch legt sich die Sicherheit Schicht für Schicht um jeden einzelnen Server eines Unternehmens. Im Innersten sind da unsere digitalen Sicherungssysteme, die Angriffe identifizieren und abwehren. Das Hochsicherheitssystem Intrusion Prevention allein hat einen Listenpreis von 1,7 Millionen Dollar. Physisch geschützt wird jeder Server durch eine Vielzahl baulicher Maßnahmen. So besteht jedes Stockwerk aus zwei unabhängigen Data Centern. Moderne Brand-Frühesterkennung, permanente Sauerstoffreduktion und der Verbau unbrennbarer Materialien machen Feuer unmöglich. Fenster gibt es nicht. Die Türen sind Hochsicherheitstüren des höchsten deutschen und EU-Standards RC6 und RC4. Hinein kommt man nur mit Dreifach-Authentifizierung und rund 200 Video-Kameras überwachen Tag und Nacht jeden Millimeter. Die zwei Meter dicken Stahlbeton-Außenwände würden sogar einen Flugzeug-Aufprall aushalten. Der Standort Bremer Westend ist hochwassersicher, die Region weist in Deutschland die mit geringste Blitzintensität aus. Und erdbebensicher ist sie auch: Wo in Frankfurt oder Köln eine 3, manchmal auch eine 4 auf der amtlichen Erdbeben-Richterskala steht, steht in Bremen eine 0, immer!

Jedes Stockwerk verfügt über vier redundante Kühlkreisläufe pro Seite. ColocationIX entspricht so dem Maßstab Kritischer Infrastrukturen KRITIS, der zum Beispiel für Krankenhäuser, Logistikunternehmen, Stromversorger oder die Trinkwasserversorgung im nationalen Katastrophenfall gilt.

Wen sprechen Sie denn für ColocationIX an?

Unsere Kunden sind Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen; insbesondere nordwestdeutsche Unternehmen, die aufgrund ihrer hohen Exportorientierung ein gesteigertes Interesse an einer absolut sicheren physischen und digitalen Infrastruktur haben. ColocationIX ist abhörsicher via Glasfaser mit den weltgrößten Internet-Knotenpunkten verbunden. Gerade im vergangenen Jahr haben wir massiv in den Ausbau unseres Peering-Netzwerks investiert und nehmen bei der Anzahl der Verbindungen zu gleichrangigen Computernetzwerken aktuell den zweiten Platz der Internet Service Provider in Deutschland ein. Wir verfügen über direkte Internetverbindungen zu rund 2.000 Internet Providern weltweit, die ihrerseits Kunden mit Bandbreite versorgen. Sicherheit, Tempo und Verfügbarkeit – ein Dreiklang, der gerade auch in der aktuellen Krisenzeit für unternehmerische Stabilität unerlässlich ist.

Der Ausbau Ihrer Peerings bildet eine perfekte Überleitung zu unserer letzten Frage: Wie sähe für Sie persönlich ein Leben ohne Internet aus?

Ich persönlich kann mir gar nicht vorstellen, wie zeitgemäße IT-Projekte ohne Internet aussehen sollten. In meinem beruflichen Werdegang habe ich seit Gründung von Consultix 1994 das Netz immer mit gedacht und in Planungen einbezogen. Sonst wären unsere internationalen Services mit verteilten Arbeitsgruppen europaweit nicht umsetzbar gewesen.

Auch privat würde ich ein Leben ohne Internet am ehesten als einschränkend bezeichnen. Uns steht heute ein nahezu grenzenloser Zugang zu aktuellen Informationen zur Verfügung. Eine Freiheit, die ich niemals missen möchte. Insbesondere jetzt zu Corona-Zeiten ist außerdem sichtbar, wie gut und reibungsarm das Internet Menschen zusammenbringt – ganz gleich ob im privaten Raum oder beim virtuellen Arbeiten.