5 Fragen an… Jerome Evans

5 Fragen an... Jerome Evans

 
Aus der Reihe "Innovative Köpfe" (16)
 

In der Kolumne "5 Fragen an..." interviewen wir regelmäßig innovative Köpfe aus den Bereichen IT-/RZ-Betrieb und Hosting. In dieser Woche stellen wir Jerome Evans aus Frankfurt am Main vor.

Jerome Evans verantwortet als Geschäftsführer der Münchener First Colo GmbH die kaufmännische Administration und die Unternehmensentwicklung des Rechenzentrums am Standort Frankfurt am Main – mit den Schwerpunkt-Bereichen Hochverfügbarkeit und IT-Sicherheit.

Mit einem überdurchschnittlichen Service-Spektrum gelang Evans die hundertprozentige Auslastung des Rechenzentrums, weshalb 2014 erhebliche Investitionen notwendig waren, die in Frankfurt zu einer Verdoppelung der Büroflächen und zu einer Verdreifachung der Rechenzentrums-Flächen führten. Aufgrund des anhaltenden Wachstums sucht die First Colo in Frankfurt auch weiterhin nach geeigneten Grundstücken, mit der Absicht eines RZ-Neubaus in 2017 – nach künftigen EU-Normen.

 
Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit dem Internet erinnern?

Ja, meine Oma hat mir als Kind, zur Zeit des beginnenden Internet-Booms, zu einem aus ihrer Sicht unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, einen dieser Multimedia-PCs von den Aldi-Aktions-Angeboten gekauft. Ich war sofort hellauf begeistert. Wenn ich mich recht erinnere, war in diesem PC ein Modem mit einer Download-Datenrate von 56 kbit/s integriert, was man später gegen eine ISDN-Karte austauschen konnte. Aus heutiger Sicht muss man aber wissen, dass durch den medialen Hype, den diese Angebote damals ausgelöst hatten, sich erstmals breite Bevölkerungsschichten mit dem Internet vertraut gemacht haben. Solche Aktionen wurden wegen des immensen Erfolges, infolgedessen von sämtlichen Handelsketten kopiert, was mit zur Perpetuierung des Internet-Booms beigetragen hat.

 
Welchen Service erbringt Ihr Unternehmen für die Internetwirtschaft?

Als wir vor vielen Jahren mit IT-Dienstleistungen angefangen haben, gab es kein Rechenzentrums-Konzept, wie die First Colo es heute anbietet – also mussten wir nach und nach unsere Vorstellungen selbst umsetzen, denn maßgeschneiderte Problemlösungs-Kompetenz und persönliche Betreuung wurden häufig erst ab einer gewissen Größenordnung angeboten. Mit Managed Services und dem Leitgedanken, möglichst alles aus einer Hand anzubieten, sind wir sodann stets mit unseren Aufgaben gewachsen. Heute bieten wir nicht nur mittelständischen Unternehmen im ganzjährigen 24-Stunden-Betrieb, Fachpersonal und persönliche Ansprechpartner mit kurzen Kommunikationswegen und klaren Verantwortlichkeiten. Neben den Dienstleistungen, die quasi jedes moderne Rechenzentrum leisten sollte, bieten wir selbst für Branchen mit höchstem Datenverkehrsvolumen überdurchschnittliche Bandbreiten-Außenanbindungen, zahlreiche Peering-Partner und kompromisslos leistungsfähigen DDoS-Schutz. Racks sind bereits ab viertelgroßen Colo-Boxen zu haben. Voll ausgestattete Wunsch-Server gibt es herstellerunabhängig zu Kauf- und Mietpreismodellen. Ein gut sortiertes Ersatzteillager hält alle IT-Komponenten unserer Kunden vorrätig. Insgesamt sehen wir uns daher als ein universelles Dienstleistungs-Rechenzentrum.

 
Wie sind Sie auf eco aufmerksam geworden?

Die Mitgliedschaft bei eco sicherte uns zunächst einen ansehnlichen Rabatt beim DE-CIX. Über diesen Internet-Knoten tauscht die First Colo mit einer Vielzahl von Carriern bzw. Internet Service Providern große Datenvolumen aus. Als kaufmännisch denkender Mensch, wollte ich diesen Vorteil unbedingt nutzen. Erst danach erkannten wir die „Netzwerk“-Vorteile der Mitgliederstruktur des eco, denn viele Anbieter der Internetwirtschaft sind gleichzeitig auch Nachfragende in „verwandten Bereichen“. So entstehen im Laufe der Zeit über den eco wertvolle Leistungsbeziehungen der Unternehmen untereinander. Der Verband ist darüber hinaus für uns ein sehr wichtiges Sprachrohr für die Interessen der deutschen Internetwirtschaft.

 
Ihr Lieblings Buzzword aus dem IT- und RZ-Umfeld?

Big Data – und dass in diesem Zusammenhang die Rechenzentren in der Bevölkerung mitunter kritisch betrachtet werden. Die Verantwortung des Sammelns großer Datenmengen liegt aber meistens nicht beim Betreiber eines Rechenzentrums, der ja nur die Infrastruktur dazu bereitstellt. Wir helfen lediglich, eine bestimmte Datenlage zu erzeugen. Was wir nicht leisten können, ist die Interpretation dieser Datenlage. Die Erlangung von ableitbaren Erkenntnissen und infolgedessen von Handlungsempfehlungen, verbleibt immer beim Menschen. Bei diesem Thema ist es in etwa so, wie mit vielen Erfindungen der Menschheit: Sie können einerseits erhebliche Schäden anrichten, aber andererseits auch einen großen zivilisatorischen Beitrag leisten.

 
Wie sähe für Sie ein Leben ohne Internet aus?

Als Verantwortlicher eines Hochverfügbarkeits-Rechenzentrums darf ich mir diese Frage nicht stellen, denn ich weiß welche Katastrophe es für jeden einzelnen unserer Kunden wäre, wenn die Verbindung zum Internet „nur“ vorübergehend ausfallen würde, ohne gleich die Existenzfrage zu stellen. Ich bin noch so jung, dass es für mich ein Leben ohne Internet nie gab und ich betrachte es daher als eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit, die nicht mehr wegzudenken ist – wie z. B. die Uhr. Würde heutzutage jemand noch ernsthaft die Frage gestellt bekommen, wie für ihn ein Leben ohne Uhr aussehen würde?