Nicht alle Notfälle werden entsprechend trainiert

Bela Waldhauser

 
Interview mit Dr. Béla Waldhauser zur neuen LocalTalk-Staffel „Data Center Life Savers“
 

Frankfurt, 21.03.2016 – Ein Rechenzentrum ist ein komplexes Gebilde, das es gleichzeitig sicher, ausfallsicher und wirtschaftlich zu betreiben gilt. Mit diesen Faktoren beschäftigt sich die neue Staffel der eco LocalTalks. Vorab haben wir mit Dr. Béla Waldhauser, Leiter der eco Kompetenzgruppe Datacenter Infrastruktur, über die Situation in deutschen Rechenzentren gesprochen.

Herr Dr. Waldhauser, die neue Staffel der eco LocalTalks läuft unter dem Motto „Data Center Life Savers“. Was sind aus Ihrer Sicht denn die „Lebensretter?"

Die wichtigsten Lebensretter eines Rechenzentrums beginnen ganz am Anfang, nämlich bei der Planung und dem Design. Eine redundante Infrastruktur, kein Single Point of Failure, so viele Messstellen wie möglich und eine entsprechende Gebäudeleittechnik. Im Betrieb geht es weiter mit einer gut geschulten Betriebsmannschaft, regelmäßigen Wartungen, entsprechenden Funktionstests, einer qualifizierten, technischen 24x7-Mannschaft vor Ort. Wenn dann mal etwas passiert, müssen die Notfallpläne vorhanden sein und das Team diesen Notfällen entsprechend trainiert sein.

Beim ersten Termin am 14. April in Hamburg dreht sich um Notfälle im Rechenzentrum. Wie gut sind Ihrer Meinung nach die RZ-Betreiber auf solche vorbereitet? Gibt es da noch Nachholbedarf?

Die meisten großen Rechenzentren sind auf Notfälle gut vorbereitet. Allerdings besteht auch hier noch Nachholbedarf. Nicht alle Notfälle werden entsprechend trainiert. Auch haben nicht alle Rechenzentren rund um die Uhr qualifiziertes Personal vor Ort. Außerdem verfügen nicht alle Rechenzentren über einen Krisenstab, ein entsprechendes Krisenmanagement (dazu gehört zum Beispiel ein entsprechend ausgestatteter Raum) und ein Kriseninformations-Tool, mit dem man die notwendigen Mitarbeiter, alle Kunden und die erforderlichen Dienstleister auf Knopfdruck SOFORT und GLEICHZEITIG informieren kann.

Am 27. April in München geht es dann mit dem Thema Energie weiter. Warum spielt das eine große Rolle und wo sehen Sie noch Sparpotenziale?

Zum einen ist eine zuverlässige Stromversorgung unerlässlich für den Betrieb jedes Rechenzentrums. Zum anderen sind aber die Stromkosten – insbesondere in Deutschland – ein großer Kostenfaktor in der Gesamtbetrachtung. Daher versuchen alle Rechenzentren so effizient wie möglich mit der Ressource Energie umzugehen. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Kühlung, die in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert wurde.

Auch die Kunden sind mittlerweile bereit, im Rechenzentrum höhere Temperaturen zu akzeptieren, was weiter dazu beiträgt, die Energie-Effizienz zu erhöhen. Denn neben dem Kostendruck möchte natürlich kein Rechenzentrumsbetreiber mit der Ressource Energie verschwenderisch umgehen. Nachhaltigkeit ist vielen Kunden immer wichtiger.

Zum Abschluss am 19. Mai in Frankfurt geht es um Netzwerke. Was gilt es – auch angesichts des Cloud-Zeitalters – dabei zu beachten?

Bei den Netzen gilt erst einmal das Gleiche wie bei der Stromversorgung: hohe Verfügbarkeit, kurze Latenzzeiten und ausreichend Kapazität. Alle drei Punkte sind im Cloud-Zeitalter essenziell wichtig, denn mehr und mehr Anwendungen und/oder Daten sind heute in der Cloud. Und diese Entwicklung wird weiterhin rasant fortschreiten.