12.11.2019

„Eine wichtige Plattform für den internationalen Austausch“

Zum ersten Mal ist Deutschland Gastgeber des Internet Governance Forums (IGF), das vom 25. bis 29. November im Estrel Congress Center in Berlin stattfindet. Auch eco Ehrenpräsident Prof. Michael Rotert wird an der internationalen Konferenz teilnehmen. Rotert ist Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forums Deutschland (IGF-D): Eine zusätzliche nationale Initiative, in dem sich Bundestagsabgeordnete, Regierungsvertreter, die technische Community sowie Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft darüber verständigen, wie das Internet reguliert werden soll.

Herr Professor Rotert, erst im September fand ein Treffen des IGF-D in Berlin statt, nun folgt in wenigen Wochen die internationale Konferenz. Welche nationalen Erkenntnisse und Botschaften wollen Sie bei dem globalen Treffen vermitteln?

Bei dem diesjährigen IGF-D im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) kamen mehr als 300 Teilnehmer aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Zivilgesellschaft zusammen. Am Ende des Treffens lautete eine zentrale Forderung, dass wir in Deutschland den Ausbau des 5G-Netzes als strategische Aufgabe verstehen und weiter vorantreiben müssen.

Mit Blick auf die globale Zusammenkunft haben wir uns zudem darauf verständigt, dass Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit beitragen und damit dem Gemeinwohl dienen muss. Dies schließt auch die Künstliche Intelligenz mit ein: So sollten wir verstärkt darauf achten, wie KI-Technologie für gesellschaftlich positive Zwecke und Ziele eingesetzt werden kann. Umgekehrt sollten wir auch den Mut haben, bestimmte Entwicklungen abzulehnen, wenn sie uns nicht als sinnvoll und klug erscheinen.

Was erhoffen Sie sich in dieser Hinsicht vom diesjährigen Internet Governance Forum?

Obwohl das IGF keine bindenden Entscheidungen treffen kann, sondern eine ausschließlich beratende Funktion hat, bietet die von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Konferenz eine wichtige Plattform für den internationalen Austausch. So bezieht das Internet Governance Forum alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen in die Diskussion über zentrale rechtliche, politische, ethische und technische Fragen des Internets mit ein.

Durch diesen Multi-Stakeholder-Ansatz erhalten auch die ansonsten tendenziell eher unterrepräsentierten Vertreter aus Entwicklungs- und Schwellenländern eine gleichberechtigte Stimme. Diese teilweise sehr unterschiedlichen Sichtweisen in Einklang zu bringen ist natürlich nicht einfach. Gleichzeitig kann im Falle einer möglichen Überregulierung oder Fehlentwicklung verhindert werden, dass sich die Situation bei einem oder mehreren Stakeholdern überhitzt. Wie bei einem Fieberthermometer eignet sich das internationale Zusammentreffen damit auch dazu, im Vorfeld die Gemütslagen, sprich Temperaturen, der einzelnen Stakeholder zu bestimmen.

Zudem wird durch den gemeinsamen Dialog auch ein Verständnis dafür entwickelt, wie die Chancen des Internets auf der ganzen Welt maximiert werden können, wo speziell noch Verbesserungsbedarf besteht und wie man den hierbei auftretenden Herausforderungen am besten begegnen sollte.

Welche Herausforderungen meinen Sie dabei konkret?

Bleiben wir beim Beispiel Künstliche Intelligenz: Um das volle Potential von KI ausschöpfen zu können, müssen zunächst einmal die technischen Voraussetzungen hierfür geschaffen werden: Während Europa immer weiter von externen Playern abhängig wird, stellt in manchen Teilen der Welt schon die Verbindung zum Internet eine Herausforderung dar. Damit hat das Thema Künstliche Intelligenz auch geopolitische und strategische Implikationen, die künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen könnten.

Weitere Herausforderungen bergen sicherlich auch die Themen Datenschutz und IT-Sicherheit. So gewinnt nicht nur die Frage, welche Daten wie lange gespeichert werden dürfen, zunehmend an Relevanz. Auch die Angst vor Cyberangriffen ist erheblich gestiegen. Auch hier ist das IGF eine geeignete Plattform, um der Gefahr eines „digitalen Wettrüstens“ vorzubeugen.

Digitale Bildung und IT-Sicherheit wichtigste Zukunftsthemen der Digitalisierung