26.04.2022

eco Digitalbarometer: Über zwei Drittel aller Bürger:innen unzufrieden mit digitaler Transformation in ihrem Bundesland*

eco Vorstandsvorsitzender Süme: „Bundesregierung muss digitale Transformation zu einer klaren Priorität machen und Digitalstrategie entlang digitalpolitischer Topthemen ausrichten“

  •  IT-Expert:innen: Digitalstandort Deutschland nicht wettbewerbsfähig
  • Jede:r Zweite überzeugt: Digitalisierung hat große Lösungspotenziale für globale Herausforderungen und Krisen
  • Digitale Transformation in Unternehmen angekommen: Jede zweite befragte IT-Fachkraft sieht ihr Unternehmen als weit fortgeschritten oder sogar als Vorreiter (18,5%)

 Berlin, 27. April 2022 – In Deutschland herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung große Unzufriedenheit über die nur schleppend voranschreitende Digitalisierung in vielen Bereichen. Immerhin ein Viertel der Befragten gibt an, dass das Thema Digitalpolitik einen großen Einfluss auf ihre Wahlentscheidung bei der nächsten Landtagswahl habe. Die wichtigsten digitalpolitischen Aufgaben im Bund und Land sind der Aufbau einer digitalen Verwaltung, die Erhöhung der allgemeinen IT-Sicherheit, schnelle Gigabitnetze und die strategische Förderung digitaler Bildung. Dies geben die befragten Bürger:innen, als auch gesondert befragte IT-Expert:innen an. Dies ist das Ergebnis der heute vorgestellten zweiten Auflage des digitalpolitischen Barometers. Dieses wurde von eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey sowie mit Unterstützung des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation und den Mitgliedsunternehmen Leaseweb und Huawei entwickelt. Das Barometer liefert ein Stimmungsbild der Gesamtbevölkerung in Deutschland bzw. der einzelnen Bundesländer sowie der Einschätzung von IT-Expert:innen zu strategischen digitalpolitischen Themen.

 

Expert:innen und Bevölkerung einig: Verwaltungsmodernisierung, Gigabitausbau und Cybersecurity sind wichtigste digitalpolitische Agendapunkte

Demnach geben aktuell 68 Prozent der Menschen in Deutschland an, in keinem digitalpolitischen Bereich zufrieden zu sein. Besonders groß ist die Unzufriedenheit bei den Themen Cybersicherheit (nur 2,4 % zufrieden), digitale Bildung (nur 3,3 % zufrieden) und digitale Verwaltung (4 % zufrieden). Diese Werte decken sich weitgehend mit den Antworten vor genau einem Jahr (April 2021) vor der Bundestagswahl.

Nicht nur die breite Bevölkerung, auch IT-Expert:innen geben dem Digitalstandort Deutschland schlechte Noten. So bewerten über 60 Prozent der Befragten im Civey Fachpanel** den Digitalstandort Deutschland im internationalen Vergleich als nicht wettbewerbsfähig.

Den dringendsten digitalpolitischen Handlungsbedarf sehen Menschen in Deutschland in den Bereichen digitale Verwaltung (45%), Cybersicherheit (42,6%) und digitaler Infrastruktur (41,5%) (Mehrfachantworten waren möglich). Diese Einschätzung deckt sich mit den Schwerpunkten der IT-Expert:innen.

eco Vorstandsvorsitzender Süme: „Bundesregierung muss digitale Transformation zu einer klaren Priorität ihrer Politik machen und Digitalstrategie entlang digitalpolitischer Topthemen ausrichten“

„Krisen wie die anhaltende Corona Pandemie und der drohende Klimawandel, aber auch die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste humanitäre und geopolitische Krise machen deutlich, welche Bedeutung digitale Technologien und Dienste inzwischen für die Lösung globaler Herausforderungen haben. Wir können diese Herausforderungen nur bewältigen, wenn wir die Digitalisierung als strategisches Mittel in allen Bereichen mitdenken. Die Bundesregierung muss die digitale Transformation daher zu einer klaren Priorität ihrer Politik machen“, sagt eco Vorstandsvorsitzender Oliver Süme und appelliert an die Bundesregierung, zeitnah die letzten Unklarheiten zur Verteilung digitalpolitischer Zuständigkeiten und Kompetenzen in der Ampelkoalition zu klären: „Die Bundesregierung muss hier jetzt endlich in die Festlegung und Umsetzung relevanter Projekte und Vorhaben kommen und zügig eine konsistente und ressortübergreifende Digitalstrategie vorlegen, die klare und vor allem messbare Ziele definiert“, so Süme. Auch die zügige Bereitstellung für das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Digitalbudget müsse rasch geklärt werden.

„Ein klarer Fokus der Digitalstrategie sollte auf der Stärkung der allgemeinen IT- Sicherheit, den rechtsstaatlichen Umgang mit Desinformationskampagnen und Ansätzen einer digitalen Souveränität liegen. Dafür braucht es in erster Linie gut ausgebaute Gigabitnetze und verlässliche digitale Infrastrukturen sowie leistungsfähige und sichere Rechenzentren als Fundament für die digitale Transformation”, so Süme weiter.

Die Studie zeigt, dass einer der größten digitalpolitischen Handlungsbedarfe im Bereich digitaler Bildung gesehen wird. „Die beste digitale Infrastruktur und digitale Verwaltung nützen nichts, wenn Menschen nicht souverän damit umgehen können. Daher der laute Ruf, digitale Kompetenzen in allen Altersklassen zu stärken. Der Arbeitsmarkt muss gezielt Rahmenbedingungen schaffen damit diejenigen, die die Wirtschaft vorantreiben, auch digital Vorreiter sein können“, so Marc Konarski, Geschäftsführer des Vodafone Instituts.

Digitale Transformation in Unternehmen angekommen: Jede zweite IT-Fachkraft sieht eigenes Unternehmen als weit fortgeschritten oder sogar als Vorreiter (18,5 %)

Während im öffentlichen Bereich bei der digitalen Verwaltung und im Bildungswesen also noch großer Nachholbedarf bei der digitalen Transformation besteht, setzen Unternehmen bereits verstärkt auf digitale Lösungen. So geben über 70 % der befragten IT-Expert:innen an, dass die digitale Transformation von großer Bedeutung für ihr Unternehmen sei.

Mehr als jede zweite Fachkraft der IT sieht das Unternehmen hier als weit fortgeschritten (36 %) oder sogar als Vorreiter (18,5 %).

„Die Digitalisierung in Deutschland ist immer noch in vollem Gange und bietet vielen Unternehmen gerade jetzt große Chancen sich zukunftssicher und kosteneffizient aufzustellen. Hybride, komplementäre Infrastruktur-Modelle, die Datenschutz und -Souveränität berücksichtigen, sind hier der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Marcus Busch, Managing Director des Cloud- und Hosting Anbieters Leaseweb Deutschland.

Die mit Abstand größten Potenziale von digitalen Anwendungen und Technologien sehen die befragten IT-Expert:innen in den Geschäftsbereichen Verwaltung & Rechnungswesen (50%), Personal & HR (24 Prozent), sowie Beschaffung & Logistik (24%).

Weniger bekannt scheinen hingegen aktuell noch die großen Potenziale der Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen zu sein. Lediglich 18 % der Befragten erkennen hier Potenziale. Aus Sicht von Ingobert Veith, Vice President Public Policy bei Huawei ein zu Unrecht unterbewerteter Hebel, den mehr Unternehmen nutzen sollten: „Die Bundesregierung hat das Potenzial für nachhaltige Entwicklung durch Digitalisierung erkannt. Jetzt gilt es, zügig zu handeln und die Umsetzung digitaler Lösungen zu forcieren! So haben wir uns mit unserer More-Bits-Less-Watts-Strategie das Ziel gesetzt, die Energieeffizienz unserer Produkte bis 2025 um das 2,7-fache zu steigern.“

Bund und Länder sollten dementsprechend insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen stärker durch Informationen und gezielte Unterstützung bei der Umsetzung der digitalen Transformation von Geschäftsprozessen fördern um diesen großen Hebel für eine nachhaltigere Wirtschaft wirksam zu machen.

„Das digitalpolitische Barometer ist ein wichtiger Seismograph über den Digitalstandort Deutschland. Er zeigt, dass wir für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Digitalstandorts mehr tun müssen“, sagt Janina Mütze, Gründerin und Geschäftsführerin von Civey.

Weitere Informationen und Links

Civey-Infografiken

  • Civey Grafik I: Mit welchen dieser Bereiche sind Sie in ihrem Bundesland zufrieden?
  • Civey Grafik II: Welche dieser digitalpolitischen Themen sollte die Bundesregierung besonders dringend angehen?
  • Civey Grafik III: Wie würden Sie die Position Ihres Unternehmens in der digitalen Transformation einschätzen? (Fachkräfte in IT/Softwareentwicklung)

* Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag von eco 5.012 Personen zwischen dem 08.04. und 26.04.2022 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Einwohner Deutschlands ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 2,5 Prozent.

** Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von eco 750 Personen zwischen dem 07. und dem 25.04.2022 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Fachkräfte in IT/Softwareentwicklung. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 6,1 Prozent.

Download der Pressemitteilung

 

eco Digitalbarometer: Über zwei Drittel aller Bürger:innen unzufrieden mit digitaler Transformation in ihrem Bundesland*