21.01.2020

Studie zu KI-Potenzialen: eco Verband gibt drei Handlungsempfehlungen für zukunftsorientierte Politik

  • Studie: Künstliche Intelligenz ermöglicht bis 2025 ein BIP-Wachstum von über 13 Prozent
  • Rechtsunsicherheiten & träge Regulierungsansätze blockieren KI-Entwicklung
  • Politik muss die gesellschaftliche Akzeptanz für KI fördern & IT-Infrastrukturen stärken

Durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) kann Deutschland in einem Teilbereich der Digitalisierung entscheidend im internationalen Wettbewerb aufholen. Wird KI flächendeckend eingesetzt, ist bis 2025 ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von über 13 Prozent realistisch, was einem Gesamtpotenzial von rund 488 Milliarden Euro entspricht. Zu diesem Ergebnis kommt die gemeinsame Studie von eco und Arthur D. Little, die zusätzlich vom Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation unterstützt wurde. Anhand von 150 Use Cases konnte zudem ermittelt werden, dass die prognostizierten Auswirkungen von KI in sämtlichen Dimensionen der deutschen Wirtschaft spürbar sein werden. Besonders profitieren der Handel und Konsum sowie die Bereiche Energie, Umwelt & Chemie. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Politik die nötigen Rahmenbedingungen schafft.

„Im Umgang mit neuen KI-basierten Geschäftsmodellen und Technologieansätzen benötigen wir dringend ein politisches Zielszenario, das im besten Fall durch ein Digitalministerium entworfen wird“, sagt der eco Vorstandsvorsitzende Oliver J. Süme. „Die Bundesregierung muss ihre bestehende KI-Strategie rasch umsetzen und weiter konkretisieren: Neben einer gezielten Forschung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz muss die Politik auf leistungsfähige digitale Infrastrukturen setzen und die gesellschaftliche Akzeptanz für KI-Technologien fördern. Auch ein vollendeter europäischer digitaler Binnenmarkt könnte ein solches Zielszenario sein.“

 Um KI-Technologien in Deutschland und der Europäischen Union (EU) zu fördern, hat der Verband der Internetwirtschaft der Politik folgende drei Handlungsempfehlungen gegeben:

  • Bestehende Rechtsunsicherheiten für KI-Anwendungen beseitigen

Für die wirtschaftliche Nutzbarmachung von KI ist ein einheitlicher und verlässlicher Rechtsrahmen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dies gilt vor allem für den Datenschutz. Die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bietet mit ihren Grundprinzipien der Verantwortlichkeit, Transparenz und starken Betroffenenrechten eine gute Grundlage für die Datenverarbeitung von Künstlicher Intelligenz. Die bevorstehende Evaluierung der DSGVO sollte genutzt werden, um gleichwohl bestehende Rechtsunsicherheiten zu beseitigen. Darüber hinaus sollten bestehende Gesetze und bereichsspezifische Vorgaben für den Einsatz von KI geöffnet werden.

  • Träge Regulierungsansätze stoppen

Für einen vertrauensvollen Umgang mit KI müssen die jeweiligen Algorithmen eine hohe Qualität aufweisen. Dies gelingt nur durch innovative Forschungs- und Entwicklungsprozesse, die nicht durch Überregulierung ausgebremst werden sollten. Ein praktikables Vorgehen bei der in der nationalen KI-Strategie vorgesehenen Auditierung von Künstlicher Intelligenz sollte daher in den Fokus gestellt werden. Auf eine pauschale Ex-Ante Regulierung sollte verzichtet werden.

  • Gesellschaftliche Akzeptanz für KI durch Transparenz und Bildung schaffen

Nur ein transparenter Umgang mit Künstlicher Intelligenz in Bezug auf die eingesetzten Technologien, Algorithmen und ihrer Entscheidungen kann das Vertrauen der Menschen in ein autonom arbeitendes und entscheidendes System stärken. Die Vermittlung von Basiswissen zu Systemen und Methoden Künstlicher Intelligenz muss Teil des allgemeinen öffentlichen Bildungsauftrags werden. Nutzer müssen sich auf KI-Technologien verlassen und ihre Funktionsweise nachvollziehen können.

Bildung ist der Schlüssel für eine gesellschaftliche Akzeptanz und einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Für ein umfassendes Bildungsverständnis, das technische, soziokulturelle und anwendungsbezogene Perspektiven von KI gleichermaßen miteinbezieht, bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.

Auch Inger Paus, Geschäftsführerin des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation, hebt den hohen Stellenwert von Bildung und einer gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz im Umgang mit KI-Technologien hervor:

Die Lernkurve zu einem souveränen Umgang mit KI-Technologien ist lang. Künstliche Intelligenz ist zu einer allumfassenden Projektionsfläche für Digitalisierungsängste geworden. Doch Technologie wird von Menschen gestaltet. Neben einer gesamtgesellschaftlichen Debatte darüber, wie KI uns in unserem Alltag künftig unterstützen kann, sind hierfür ganzheitliche pädagogische Konzepte essentiell. Hier gibt es noch großen Nachholbedarf“, so Paus.

Welche regulatorischen Ansätze verfolgt Deutschland im Vergleich zu Frankreich, China und den USA aktuell beim Thema Künstlicher Intelligenz? Und welche Schwerpunkte setzt die EU im Umgang mit KI? Einen umfassenden Überblick gibt die Studie „Künstliche Intelligenz – Potenzial und nachhaltige Veränderung der Wirtschaft in Deutschland.“ Alle Infos erhalten Sie hier.

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RA Oliver J. Süme