08.06.2021

eco Umfrage zeigt: Überbordende staatliche Restriktionen könnten Spielerschutz im Online-Glücksspiel entgegenwirken

  • Neue Studie untersucht Auswirkungen staatlicher Restriktionen auf Glücksspielmarkt
  • Professor Dr. Bert Rürup: „Spieler in Online-Casinos reagieren sehr sensibel auf Veränderungen der Spielbedingungen“
  • Vorgesehene staatliche Sperrdatei unter Datenschutzgesichtspunkten bedenklich 

Berlin, 08. Juni 2021 – Der Glücksspielmarkt in Deutschland befindet sich im Umbruch. Insbesondere Online-Glücksspielangebote erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Aktuelle Erhebungen kommen zu dem Ergebnis, dass immerhin drei Viertel der deutschen Bevölkerung schonmal an gewerblichen Glücksspielangeboten (online und offline) teilgenommen haben. Es ist daher richtig, dass der Gesetzgeber hier rechtliche Rahmenbedingungen schafft. Aus dem gleichen Grund bedarf das Thema Regulierung des Online-Glücksspielwesens allerdings auch eines besonderen politischen Fingerspitzengefühls. Im Juli dieses Jahres tritt der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft. Aktuell wird im Bundestag außerdem der Gesetzentwurf für ein neues Rennwett- und Lotteriegesetz beraten, der unter anderem die Einführung einer neuen Spieleinsatzsteuer vorsieht. Erkenntnisse aus einer aktuellen repräsentativen Bevölkerungsumfrage unter 2.000 Privatpersonen, die Teil einer Studie des Handelsblatt Research Instituts zum deutschen Online-Glücksspielmarkt im Auftrag von eco – Verband der Internetwirtschaft ist, legen nahe, dass die geplanten neuen staatlichen Restriktionen dem eigentlich intendierten Spielerschutz entgegenwirken könnten. eco empfiehlt dem Gesetzgeber, auch aus Datenschutzperspektive nachzujustieren und fordert eine Versachlichung der Debatte.

Professor Dr. Bert Rürup: „Spieler in Online-Casinos reagieren sehr sensibel auf Veränderungen der Spielbedingungen“

„Unsere Daten zeigen, dass die Mehrheit der Spieler in Online-Casinos sehr sensibel auf Veränderungen der Spielbedingungen reagiert“, erläutert Professor Dr. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Instituts. „Das bedeutet, falls sich auf der Online-Casino-Seite, auf der sie bislang spielen, die Spielbedingungen verändern, beispielsweise in Form von schlechteren Gewinnchancen, geringerem Einsatzlimit oder geringerer Spielgeschwindigkeit, würden über 40 Prozent der Online-Casino-Spieler ein Angebot suchen, bei dem sich die Spielbedingungen nicht verschlechtert haben.“  Die von den Bundesländern geplante und im europäischen und internationalen Vergleich extrem hohe Spieleinsatzsteuer von 5,3 % auf die Einsätze könnte legale und lizenzierte Angebote so unattraktiv machen, dass sie mittelfristig vom deutschen Markt verschwinden und Spieler lieber auf illegale, nicht-regulierte Angebote zurückgreifen, in denen kein angemessener Spielerschutz gewährleistet wird.

eco empfiehlt daher, hier nachzujustieren: „Der neue Glücksspielstaatsvertrag ist ein wichtiger Schritt hin zu einer zeitgemäßen deutschen Glücksspielregulierung jedoch besteht auch Nachbesserungsbedarf. Liberalisierung und Kanalisierung sollte der Grundgedanke der Regulierung im Glücksspielstaatsvertrag und auch bei der Besteuerung sein. Der Gesetzgeber sollte seine Regulierung daher rechts- und vor allem marktkonform ausgestalten, um nicht seine ursprüngliche Zielsetzung einer Marktöffnung und Liberalisierung zu konterkarieren. Dies wird durch die Steuerpläne von Bund und Ländern gefährdet“, sagt eco Ehrenpräsident Professor Michael Rotert.

„Dänemark, Spanien und Italien zeigen wie es gehen kann und sollten auch für den deutschen Gesetzgeber als Best Practice in Sachen Kanalisierung betrachtet werden“, so Michael Rotert.

Vorgesehene staatliche Sperrdatei unter Datenschutzgesichtspunkten bedenklich

Auch in Bezug auf den Datenschutz sieht Rotert Nachbesserungsbedarf. Insbesondere die vorgesehene staatliche Sperrdatei, mit der Spieler von Glücksspielen ausgeschlossen werden können, hält er unter Datenschutzgesichtspunkten für bedenklich: „Eine sinnvolle Regulierung, die eine staatliche Kontrolle ermöglicht, besteht in einer Öffnung des Online-Glücksspielmarktes für lizenzierte Anbieter, die unter staatlicher Kontrolle stehen. Das darf nicht durch die Pläne zur Besteuerung sowie überzogene Datensammlungen und restriktive Regelungen gefährdet werden, denn auch diese Befragung hat bestätigt, wie wichtig der Schutz der persönlichen Daten den Menschen ist.“

Hier können Sie das Pressegespräch „Online-Glücksspiel – Aktuelle Entwicklungen und Veränderungen durch staatliche Restriktionen“ nachschauen.

Download der Pressemitteilung

eco Umfrage zeigt: Überbordende staatliche Restriktionen könnten Spielerschutz im Online-Glücksspiel entgegenwirken 1