11.12.2025

IT-Fachkräftemangel: Firmen lassen KI-Potenzial liegen

Umfrage zeigt: IT-Entscheider prognostizieren zwar verstärkten KI-Einsatz bis 2030, fürchten aber nicht um den eigenen Job

  • hohe Erwartungen: KI wird bis 2030 einen großen Aufgabenanteil heutiger IT-Abteilungen übernehmen, glauben rund 70 Prozent der IT-Entscheider in Deutschland
  • geringe Nutzung: Knapp die Hälfte der Befragten setzt aktuell nicht auf KI, um Personalmangel entgegenzuwirken, weitere 24 Prozent nur in kleinem Umfang
  • Nur knapp 20 Prozent der IT-Entscheider fürchten, Ihren eigenen Job an KI zu verlieren
  • eco Vorstandsvorsitzender Süme: Informatik muss Pflichtfach werden

Berlin, 4. Dezember 2025 – Der Fachkräftemangel wird in der IT-Branche zum zunehmenden Problem. Künstliche Intelligenz könnte hier ein möglicher Hebel sein. Doch deutsche Unternehmen nutzen KI aktuell kaum, um gegen die Personalnot vorzugehen. Das zeigt der aktuelle eco Branchenpuls, eine repräsentative Civey-Befragung unter 500 Fach- und Führungskräften aus dem IT-Bereich.

So gibt ein Großteil der IT-Entscheider an, KI im eigenen Unternehmen nur selten (23,8 Prozent) oder überhaupt nicht (47 Prozent) einzusetzen, um Personalmangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig glaubt eine deutliche Mehrheit von rund 70 Prozent, dass KI in den kommenden fünf Jahren einen erheblichen Teil der heutigen Aufgaben in IT-Abteilungen übernehmen wird. Diese Einschätzung ist in Westdeutschland stärker als im Osten ausgeprägt.

Besondere Erleichterung erhoffen sich die Befragten bei der Datenanalyse (38,1 Prozent), der Softwareentwicklung und Programmierung (32,3 Prozent) sowie beim IT-Support (15,8 Prozent). Aufgaben wie IT-Management (2,2 Prozent) oder Systemadministration (4,2 Prozent) werden dagegen kaum als KI-unterstützt eingeschätzt.

Bei der Frage, wie sich KI künftig auf die Zahl der Arbeitsplätze auswirken wird, sind sich die IT-Entscheider jedoch uneins. Rund 42 Prozent der Befragten halten einen Rückgang für wahrscheinlich, knapp 20 Prozent rechnen mit einem Anstieg, und etwa ein Drittel erwartet keinerlei Einfluss. Auffällig ist jedoch, dass rund 74 Prozent kaum oder gar keine Sorge haben, dass ihre eigene Tätigkeit durch KI wegfallen könnte.

eco Vorstandsvorsitzender Süme: „KI allein wird die Fachkräftekrise nicht lösen“

eco Vorstandsvorsitzende Oliver Süme betont, dass KI kein Ersatz für notwendige Reformen in Bildung und Arbeitsmarkt sei, aber dennoch eine wichtige Rolle spielen könne, um den Druck der Fachkräfteknappheit abzumildern. Die Internetwirtschaft wachse schneller als nahezu jede andere Branche. „Künstliche Intelligenz allein wird die Fachkräftekrise nicht lösen, aber sie ist eine von mehreren Stellschrauben“, so Süme. „KI bietet Unternehmen den Vorteil, dass sie proaktiv gestalten können – vor allem dann, solange sie noch auf die dringend benötigten politischen Weichenstellungen für mehr IT-Nachwuchs warten.“

Der Druck nach IT-Personal habe laut Süme mehrere Gründe. Branchenweit stecke nahezu jedes Unternehmen im Digitalisierungsprozess und benötige hierfür IT-Abteilungen. Weiterer Bedarf an qualifiziertem Personal werde durch neue Technologien wie Cloud und KI sowie steigende Anforderungen an Cybersecurity geschaffen. Noch dazu sei der demografische Wandel ein zentrales Problem.

Süme: „Informatik muss Pflichtfach werden“

Der eco Vorstandsvorsitzende fordert deshalb, Informatik bundesweit als Pflichtfach einzuführen, Aus- und Weiterbildungsangebote im MINT-Bereich deutlich auszubauen und insbesondere mehr Frauen und Quereinsteiger für IT-Berufe zu gewinnen. Zudem brauche Deutschland erleichterte Wege für den Zuzug gut ausgebildeter IT-Fachkräfte aus dem Ausland.

Süme: „Was Deutschland in punkto Fachkräftemangel bevorsteht, zeigt die Internetwirtschaft deutlich: Die IT-Branche ist krisensicher, zukunftsträchtig, attraktiv vergütet – und sucht trotzdem händeringend nach Personal.“

* Civey hat für eco vom 03.11.2025 bis 19.11.2025 online 500 IT-Entscheider:innen befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 8,7 bis 12,0 Prozentpunkten beim jeweiligen Gesamtergebnis.

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